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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition)
Autoren: Nora Scholz
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ihn zu.
    Im hinteren Teil des Raumes gab es Polster aus braunem Leder. Karl war noch nie in einem solchen Club gewesen. Er setzte sich auf eines der Polster und sah zu, wie direkt neben ihm ein Mädchen lag und es sich selbst machte, während sie von jema ndem, der unter ihr lag, genommen wurde. Karl betrachtete ihr Gesicht, das sehr nah bei ihm war. Sie öffnete kurz die Augen. Karl wagte nicht zu atmen. Schließlich stand er wieder auf und ging zur Bar hinüber.
    »Ein Bier, bitte«, sagte er zu dem Mädchen, das da saß. Sie reagierte nicht. Mit gerunzelter Stirn sah sie auf den Bildschirm eines Notebooks, das vor ihr auf dem Tresen stand. Mit flinken Fingern tippte sie e twas ein und schüttelte den Kopf. »Moment noch«, sagte sie. Dann sah sie Karl an. Karl sah sie an. Sie zuckte zusammen, und sein Kiefer klappte nach unten. Schließlich nahm sie ein Bier aus dem Kühlschrank, öffnete es und stellte es vor ihm auf den Tresen.
    »Du« sagte Karl, »was zum.«
    Das Lied hatte wieder von vorne begonnen.
 
    »Ich wusste nicht«, sagte Karl. »Ich weiß«, sagte Maria. »Wo ist Klara?«
    Karl schüttelte den Kopf. »Zu Hause.«
     
    »Tanzt du mit mir?« fragte Maria. »Ja«, sagte Karl. »Musst du nicht arbeiten?«
    »Nein«, sagte Maria. »Ich arbeite nur, wenn es mir Spaß macht. Das hier ist mein Laden. Jedenfalls fast«, fügte sie hinzu. Sie winkte jemandem, den Karl nicht sehen konnte. Dann schloss sie ihr Notebook und kam hinter dem Tresen hervor. »Wie?« fragte Karl, »und seit wann?«
    »Rauchen ist ungesund«, sagte Maria, als wäre das eine Antwort, nahm die Zigarette aus Karls Hand und drückte sie im Aschenbecher aus. »Ich weiß«, sagte Karl.
    Sie zog ihn an sich. Sie gingen nicht auf die Tan zfläche, sondern blieben an der Bar stehen.
    Malcolm McLaren, About you.
    »Gute Musik«, sagte Karl. »Ja«, sagte Maria, »das mache ich so.«
    »Und weißt du, das Gute an diesem Club hier ist, dass wir es genau jetzt und genau hier treiben können, wenn wir wollen. Jetzt hier an der Theke, wenn wir wollen«, sagte Maria in Karls Ohr.
    » Ich weiß«, sagte Karl.
     
    »Darf ich bleiben?« fragte Karl, als die Tanzfläche sich geleert hatte und das Geräusch auf die Tische gestellt werdender Stühle sich zwischen Karls und Marias Umarmung drängte, die immer noch an der Theke standen.
    » Was meinst du mit bleiben?« fragte Maria, »willst du nicht nach Hause?«
    » Doch«, sagte Karl, »aber ich will wiederkommen. Ich will... irgendwie... mitmachen. Bitte.«
    Maria warf einen Blick hinter die Theke, doch es war niemand zu sehen. »Ich weiß nicht...«
    » Bitte«, sagte Karl, »ich kann mich überhaupt nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so wohl gefühlt habe wie heute Nacht, hier.«
    » Du bist ja betrunken.«
    » Kann sein. Aber deswegen ist es ja nicht weniger wahr.«
    »Ich fühle mich auch wohl hier«, sagte Maria. »Das hätte ich nie gedacht.«
    » Ich auch nicht«, sagte Karl. »Es ist, als hätte man geträumt, man sei im Paradies gewesen, mit all den Discokugeln und den Flamingos und den Spiegeln und dem türkisen Licht, und dann wacht man auf und stellt fest, dass es gar kein Traum war, und dann möchte man für immer da bleiben.«
    Maria lächelte. » So ungefähr«, sagte sie, »aber ich weiß nicht...«
    » Er könnte die Baronin übernehmen«, dröhnte eine Stimme von hinter der Spiegelwand. Maria fuhr zusammen.
    » Die Baronin von Hof?« fragte sie zurück.
    » Ja«, erklang es hinter dem Spiegel, »wir brauchen dringend jemanden für Franziska von Hof. Vorausgesetzt, er ist gut. Ist er gut?«
    » Gut?«, sagte Maria und kniff Karl in die Wange, »aber sicher, er ist ganz ausgezeichnet.« Hinter dem Spiegel war ein Knurren zu vernehmen.
    »Hast du gehört?« wandte Maria sich an Karl, »du kannst die Baronin übernehmen.«
    » Die Baronin? Übernehmen? Wie denn?«
    Maria seufzte. »Du gehst hin, wenn sie es will, und besorgst es ihr. Ein Kinderspiel.«
    » Gut«, sagte Karl, »einverstanden.«
     
     
    Als das Licht anging, zog Maria Karl hastig auf die Straße hinaus. Durch die Morgendämmerung schlenderten sie an der Friedhofsmauer entlang. Die Straßen begannen sich zu beleben. »Kaffee?« fragte Maria und wies mit dem Kopf auf eine soeben öffnende Bäckerei.
    » Ja.«
    Mit zwei dampfenden Bechern und zwei Croi ssants in einer Tüte, die sie zwischen den Zähnen hielt, kam Maria wieder heraus. Karl stand verträumt an der Mauer herum und starrte in den Himmel. Den Kopf hatte
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