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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
Autoren: John Niven
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ihn beide an. Barbecue-Sauce glänzt auf ihren Lippen.

    »Scheiße«, sagt Alan.
    Hinter Jesus ertönt ein leises Räuspern, das Klappern eines Schlüssels im Schloss. Er dreht sich um und sieht den Gefängnisdirektor dort stehen, flankiert von zwei weiteren Wärtern und einem anderen Mann mit einer Tasche, den JC für den Arzt hält. Daneben der Seelsorger.
    »Es wird Zeit«, sagt der Direktor.

5
    S ECHS UHR.
    Die letzte Station.
    Der Vollstreckungsraum.
    Enger und voller, als er gedacht hatte. Er folgt dem Direktor hinein. Kaum drei mal vier Meter, kleiner als die Zelle, die sie eben verlassen haben. Mittendrin steht eine Bahre, die fast den gesamten Raum einnimmt. Sie ist groß: silbernes Metall mit weißen Schaumstoffpolstern und dicke, braune Lederriemen mit Silberschnallen. Fünf Männer stehen um die Bahre, einige sehen Jesus an, manche wenden sich ab, blicken zu Boden oder nesteln an den Schnallen herum. Jesus begreift, dass jeder von ihnen für einen Teil der Bahre zuständig ist, welcher wiederum einem Körperteil entspricht: Arme, Beine, Kopf. Alle haben denselben vertrauten Gedanken: dass der Typ sich hoffentlich nicht wehrt und alles glatt über die Bühne geht.
    Der Direktor nimmt seinen Platz am Kopfende der Bahre ein, und der Mann neben ihm - ein älterer, kräftig gebauter Endfünfziger mit silbrigem Haar — sagt zu JC: »Setz dich hier rauf, Junge, mit dem Kopf an diesem Ende und den Füßen da unten.«
    »Klar«, sagt JC.
    Die meisten Mitarbeiter in diesem Raum haben an mehr als hundert Hinrichtungen teilgenommen. Sie haben Männer
weinen sehen. Sie haben Männer erlebt, die wirres Zeug redeten oder Lieder sangen. Sie haben Männer gesehen, die unkontrolliert zuckten. Männer, deren Herz so heftig schlug, dass man den Puls durchs Hemd sehen konnte. Noch nie haben sie jemanden erlebt, der so gelassen ist. Sie brauchen nur dreißig Sekunden, um ihn festzuschnallen, die Arme seitlich abgespreizt. Jesus erinnert sich, dass er schon einmal dieselbe Haltung einnehmen musste, damals auf diesem Hügel, vor gar nicht allzu langer Zeit. Nun , denkt er, Wenigstens liege ich diesmal auf Schaumstoffpolstern. Ein gewisser Fortschritt, auch wenn die Sache an sich auf dasselbe hinausläuft. Der reinste Atavismus. »Danke«, sagt er zu dem letzten Mann, als dieser sein linkes Bein festschnallt. Der Wächter bringt den Anflug eines Lächelns zustande und vollführt eine so gut wie unmerkliche Andeutung einer Verbeugung, als er seinen Kollegen aus dem Raum hinaus folgt. Sein Leben lang wird sich dieser Mann daran erinnern, dass Jesus sich bei ihm bedankte, nachdem er ihn für die Hinrichtung festgeschnallt hatte.
    Als die Männer, die ihn fixiert haben, hinausgehen, kommen zwei andere herein, die eilig jeweils einen seiner Arme nehmen und die Innenseiten seiner Handgelenke mit Alkohol einreiben. Ärzte. Ein paar Junkies haben JC mal erklärt, er habe »gute Venen«, und so brauchen die Ärzte nur zwei Minuten, um die beiden Kanülen einzustechen, je eine in jeden Arm. Die durchsichtigen Plastikschläuche laufen an der Bahre entlang, abwärts über den Boden, und verschwinden in der Wand rechts von ihm. Ein großer Spiegel hängt an der Wand, direkt über dem Loch, in dem die Schläuche verschwinden. Jesus stellt sich den armen Kerl vor, der da drinnen sitzt, seine Finger dehnt und sich bereitmacht, die Kolben der Spritzen herunterzudrücken. Ob seine Hände zittern?, fragt sich Jesus. Oder ist heute nur ein Tag wie jeder andere? Es fällt ihm schwer, den Kopf zu bewegen. Doch er dreht ihn ein kleines Stück zum Spiegel hin und lächelt in der Hoffnung,
diesem Mann dadurch verständlich machen zu können, dass er keinerlei Groll gegen ihn hegt. Schließlich ist er, genau wie Dylan sagte, »only a pawn in their game«. Genau wie diese Soldaten, die im kalten Schlamm von Texas getötet hatten und selbst getötet wurden.
    Dann blickt er über seine Füße hinweg durch die dicken Plexiglasscheiben in den Zuschauerraum. »Äh, Herr Direktor ...«, sagt Jesus. Inzwischen sind nur noch JC, der Gefängnisdirektor und der Priester im Raum. »Darf ich fragen, wer diese Leute da draußen sind?«
    »Die Witwen und Eltern von drei der getöteten Soldaten, Vertreter der Presse und Beamte von FBI und BATF«, sagt der Direktor leise.
    Jesus sieht zu, wie sie Platz nehmen, wobei einige ihre Stühle direkt vor die Scheibe stellen. Die Journalisten haben ihre Notizblöcke gezückt. Eine der Frauen - ein hübsches, junges, blondes
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