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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
Autoren: John Niven
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flippt er aus . Tommy hofft jedoch, dass JC sich der Situation mit derselben Würde stellt, die er bisher gezeigt hat.
    »Sie versuchen es«, sagt Phil. »Ich hab mal einen gesehen, einen Kindsmörder, ein richtig widerlicher Drecksack noch dazu, der hat ...«
    Tommy wirft ihm einen Blick zu, und der Junge hält den Mund. Doch JC lächelt und sagt: »Nein, mach schon. Ich will es hören. Ist okay, Tommy.«
    Tommy nickt, und Phil erzählt weiter: »Also, okay, dieser Typ bestellt ein Steak, medium, mit Barbecue-Sauce, Brathühnchen, Spare Ribs, Pommes, Zwiebelringe, Speck, Bratkartoffeln mit Zwiebeln, extra Tomatenscheiben, Salat mit Ranch-Dressing, zwei gottverdammte Hamburger, Pfirsichkuchen, Milch, Kaffee und Eistee.« Phil lacht, Tommy schüttelt grinsend den Kopf.
    »Scheiße«, sagt JC und lacht mit.
    »Na ja, er hatte den Berg schon halb hinter sich, als ... uuaaaaah! ’ne richtige Fontäne kam aus ihm raus.«
    »Trotzdem«, sagt Tommy, um das Thema zu wechseln. »Dieses arabische Dingsda ... scheint mir nicht besonders viel zu sein. Bist du sicher, dass du nicht noch was anderes möchtest?«
    »Weißt du, Tommy, es gibt da etwas, was ich wirklich gern hätte ...«

4
    A M DARAUFFOLGENDEN NACHMITTAG SCHEINT DIE Sonne. Es ist Anfang April, der erste richtige Frühlingstag, den Texas in diesem Jahr erlebt. JC und zwei neue Wärter, Alan und Herman, sitzen in einer weiteren Zelle in einem weiteren Gefängnis, dem dritten, das er in den letzten vier Monaten von innen sieht. Sie waren die vierzig Meilen gleich frühmorgens gefahren, JC mit Handschellen im gepanzerten Bus, wieder mit Blick aus einem winzigen Gitterfenster auf ein quadratisches Stück schmutzigen Himmel, das sich im Laufe der anderthalbstündigen Fahrt aufgehellt hatte. Er kann verstehen, warum sie es so machen, wie sie es machen: wieder neue Wärter. Wärter, die noch keine Gelegenheit hatten, einen näher kennenzulernen.
    Das hier ist Huntsville.
    Das älteste Gefängnis im Staat, erbaut im Jahre 1849.
    Die letzte Station im texanischen Rechtssystem.
    Auf den Zementfußboden zwischen Jesus und den Wärtern wirft die Sonne einen großen, rechteckigen Fleck. Irgendwie hatte der gute alte Tommy was für ihn arrangieren können. Offenbar kennt er hier jemanden oder so, denn Jesus hat die nackten Füße auf dem Tisch und klampft auf einer billigen, alten Akustikgitarre herum. Er hatte darum gebeten, ihn damit ein Weilchen allein zu lassen, damit er seinen Song zu Ende bringen konnte. Aber sie hatten es ihm
wegen der Saiten verwehrt. »Könntest ja hingehen, sie für was anderes benutzen und den Steuerzahler so um sein teuer bezahltes Recht prellen«, hatte Herman gesagt.
    Das Baba Ganoush hatte sich als noch problematischere Angelegenheit entpuppt. Es gehörte nicht zum Repertoire der Küche von Huntsville. Im Umkreis von zwanzig Meilen hatten sie niemanden gefunden, der es zubereiten konnte. Also hatte JC die Wachen gefragt, was sie gern essen würden. Natürlich hatten sie Einwände erhoben. Doch Jesus dachte sich, da sie ja brave Jungs aus Texas waren, konnte ein bisschen Barbecue nicht schaden, und er hatte um eine Riesenschüssel Hühnchen und Spare Ribs mit allen möglichen Saucen und Beilagen gebeten.
    »Sind Sie sicher, dass Sie davon nichts wollen?«, fragt einer der beiden gerade und nimmt sich noch ein Stück Huhn. JC schüttelt nur lächelnd den Kopf und sagt: »Hey Jungs, kennt ihr das hier?« Er schlägt einen strammen Achtelgroove auf A-Dur an und spielt Springsteens »Johnny 99«. Die beiden Wärter hören zu. Die Servietten in die Kragen ihrer Uniformen gestopft, kauen sie ihr Barbecue und bekommen ein kleines Privatkonzert. JC genießt es, nach all den Monaten wieder Gitarre zu spielen. Seine Martin hat er nie aus dieser Pfandleihe in Democracy ausgelöst - er hofft, dass sie jemand anderem Freude bereitet -, diese hier ist eine billige, beschissene Kaufhausgitarre. »Perfekt fürs Lagerfeuer«, hätte Kris gesagt, »die brennt wie ’ne Eins.« Die Saitenlage der Klampfe ist viel zu hoch, aber man kann drauf spielen, sofern man nichts Kompliziertes versucht. Und es hallt hier drinnen sehr schön, wegen der kahlen Wände. Es ist schon komisch mit dem Gitarrespielen - wenn man längere Zeit nicht dazu kommt, vermisst der Körper es richtig. Jesus singt die letzte Zeile: wie sie dir die Haare abrasieren, bevor sie dich hinrichten. Er lässt den letzten Akkord ausklingen, bevor er ihn mit der flachen Hand dämpft. Alan und Herman starren
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