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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3
Autoren: Alfred Bekker
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sehen als jeder andere Mensch.
    Und das, was er sah, ließ ihn erschaudern.
    »Oh, nein!«, murmelte er, während der eiskalte Wind an seiner Kleidung zerrte. »Nicht auch das noch!«
    Gorian ging in die Kajüte, in der Sheera auf dem Boden lag. Sie presste einen Stein an den Hals, schwarzes Blut rann ihr zwischen den Fingern hindurch, und sie stöhnte laut. Eine Caladran-Laterne tauchte alles in flackerndes Licht.
    »Was war draußen los?«, fragte die Ordensschülerin.
    »Unwichtig. Was ist mit dir? Warum bist du wach?«
    »Wegen dem Krach da draußen«, sagte sie. »Und wegen der Unruhe in dir« , fügte die Heiler-Schülerin im Orden der Alten Kraft mit einer Gedankenbotschaft hinzu.
    Die Wunde an ihrem Hals hatte sich wieder geöffnet und diesmal schwarzes Blut abgesondert. Gorian hatte ihr einen Stein gesucht, um ihn als Heilstein zu verwenden, was gar nicht so einfach gewesen war, immerhin war die Gegend um
Pela inzwischen mit einer dicken Schicht aus Eis und Schnee bedeckt. Ein Gletscher hatte den Stadtbaum von Pela niedergerissen, und den Rest des Zerstörungswerks hatten wohl die Leviathane erledigt, deren straßenbreite Spuren man noch deutlich sehen konnte.
    Aber der Gletscher hatte auch Geröll und Gestein aus anderen Bereichen der Insel oder sogar von Segell oder noch weiter nördlich gelegenen Orten mitgebracht, und unter der Zuhilfenahme von etwas Magie hatte Gorian schließlich einen passenden Stein gefunden.
    Er hatte ihn Sheera aufgelegt, seine Kräfte darauf konzentriert und sie in einen Heilschlaf versetzt. Danach war er kurz hinausgegangen, um das Himmelsschiff auf magischer Ebene wieder einigermaßen instand zu setzen. Ein paar kleinere Zauber mussten erneuert werden, zum Beispiel der magische Schirm, der sie eigentlich vor den Unbilden des Wetters bewahren sollte. Und eigentlich hätte es auch in der Kajüte sehr viel wärmer sein müssen, selbst wenn man bedachte, dass die Caladran ein sehr kälteunempfindliches Volk waren und gemütliche Wärme weder in ihren Stadtbäumen noch auf ihren Himmelsschiffen hohe Priorität hatte.
    »Kann ich etwas für dich tun?«, fragte Gorian seine Gefährtin.
    Sie nickte. »Vielleicht findest du unter Deck noch ein paar Gewänder. Ich friere nämlich, und außerdem könnte ich dann das Blut besser abwischen.«
    »Natürlich.«
    »Dummerweise wärmt die Seide, aus der die Caladran ihre Kleidung schneidern, nicht richtig.«
    »Wir werden hier so schnell wie möglich aufbrechen«, versprach Gorian. »Sobald es dein Zustand und der des Schiffs erlauben.«

    Sie lächelte matt und strich sich das Haar zurück. Ihre Augen waren wieder vollkommen schwarz, was zeigte, wie sehr sie ihre Magie anstrengen musste, um ihren gegenwärtigen Zustand wenigstens beizubehalten. Nachdem Gorian das erste Mal ins Reich des Geistes der Caladran eingedrungen war, hatte sie ihn heilen müssen, und seither waren ihre Augen ständig von purer Schwärze erfüllt gewesen. Ein Zustand, der für eine permanente Anspannung auf magischer Ebene sprach. Erst als Gorian ihr den Heilstein aufgelegt und sie ihrerseits zu heilen versucht hatte, war die normale meergrüne Farbe der Iris und das Weiß darum für eine Weile zurückgekehrt, und Gorian hatte Hoffnung geschöpft.
    »Warum erzählst du mir nicht, dass du mit Frostkriegern gekämpft hast?«, meldete sie sich wieder mit ihrer Gedankenstimme.
    Er lächelte sie an. »Ich dachte schon, du könntest es gar nicht mehr«, gab er, ebenfalls in Form eines Gedankens, zurück.
    »Was?«
    »Meine Gedanken lesen. Ich habe es vermisst.«
    »Ich weiß, mir ging es ebenso. Aber nun besteht die Verbindung zwischen uns wieder.«
    »Ja.«
    Er öffnete eine Luke, um unter Deck zu gelangen. Ein Lichtzauber, der wohl schon längere Zeit nicht mehr erneuert worden war, erzeugte einen nur noch schwachen Schimmer, der aber ausreichte, um sich unten umsehen zu können – zumal Gorian gelernt hatte, nach Art der Caladran zu sehen, denn so kam er notfalls auch mit noch weniger Licht aus.
    »Muss ich mir die restlichen Einzelheiten auch noch aus deinen Gedanken saugen?«, vernahm er Sheeras Botschaft . »Oder gibst du mir doch noch eine Antwort?«
    »Später, Sheera.« Er sprang nach unten und sah sich unter
Deck um. Schließlich fand er ein paar Gewänder und Decken, wobei die Caladran unter Letzterem ein seidenartiges dünnes Tuch verstanden, von dem man auf den ersten Blick meinen konnte, dass es eher kühlte als wärmte. Aber dabei kam es wohl auf die richtige
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