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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3
Autoren: Alfred Bekker
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Beinen. Gorian wandte den Kopf und sah die Wirbeldämonen in einiger Entfernung.
    »Ein Schattenpfadgänger ist offenbar auch für sie zu schnell«, stellte Sheera mit einem Gedanken fest.
    Gorian sah sie an. Es schien alles geklappt zu haben. Keiner von ihnen war als vorzeitig gealterter Greis aus den Schattenpfaden zurückgekehrt.
    »Und jetzt?«, rief Sheera laut. Die Wunde an ihrem Hals blutete wieder durch den Verband, und zum ersten Mal seit längerer Zeit waren wieder das Weiß ihrer Augen und ihre meergrüne Iris zu sehen. Beides war ein Zeichen der Schwäche. Sie hatte die Konzentration ihrer Kräfte nicht aufrechterhalten können. Möglicherweise war das eine Folge ihrer Flucht durch den Schattenpfad.
    Gorian sagte nichts. Stattdessen steckte er sein Schwert ein und legte die Hände an ihre Schläfen, um ihr einen Teil seiner Kraft zu spenden.
    »Du wirst sie selber brauchen« , erreichte ihn Sheeras Gedanke.
    »Du brauchst sie dringender.«
    Finsternis begann wieder ihre Augen zu füllen.
    Gorian deutete zum turmartigen Trümmerstück des Baums. »Dort hin!«, sagte er knapp, während sich die Wirbeldämonen bereits wieder in rasendem Tempo näherten. Ein paar Augenblicke, mehr würden ihm und Sheera nicht bleiben, bevor diese unfassbaren Kreaturen sie erreichten.
    So schnell sie konnten rannten sie durch den tiefen Schnee. An einen weiteren Gang durch die Schattenpfade war nicht zu denken, der wäre entschieden zu kräftezehrend und damit viel zu gefährlich gewesen, selbst wenn er nur ein paar Meter weit gereicht hätte.

    Sie kletterten durch das Fenster, durch das Gorian bereits in das Trümmerstück des Baums eingestiegen war. Als sie dann den Schacht mit dem Zauber der Gewichtslosigkeit erreichten, drehte sich Gorian noch einmal um.
    »Gorian!«
    Er sah die heranwirbelnden Dämonen durch die Fensteröffnung. Sie pflügten förmlich durch den Schnee, warfen ihn zu beiden Seiten in hohen Fontänen auf, frästen sich tief in die Verwehungen hinein, und hin und wieder ließ ihre pure, ungebändigte Zerstörungswut sogar Teile des Stadtbaums emporfliegen. Geschossen gleich raste das Gestein durch die Luft und zerbröckelte dabei.
    »Gorian!«
    Aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht von diesem Anblick lösen. Vielleicht war es der Blick eines einäugigen Wirbeldämons, der auf Gorian gerichtet war und selbst auf diese Entfernung noch seine lähmende Wirkung entfaltete.
    »Gorian!«
    Sheeras Gedanken erreichten ihn nur noch wie aus weiter Ferne.
    Doch kurz, bevor der erste Wirbeldämon das turmartige Trümmerstück erreicht hätte, wuchsen plötzlich überall schemenhafte schwarze Gestalten aus dem Schnee empor. Sie erinnerten Gorian an die Schattenreiter, die in Morygors Diensten standen, aber das betraf nur den äußeren Anschein. Diese Schatten standen ganz offensichtlich nicht auf Morygors Seite, denn sie begannen sofort damit, die Wirbeldämonen zu bekämpfen. Sie hieben mit langen Schwertern auf sie ein oder benutzten Bögen, die dunkle, nur als Schatten sichtbare Pfeile verschossen. Wurde einer der Dämonen von ihnen getroffen, zuckte ein Geflecht aus dunklen Blitzen in seinem wirbelnden Körper, woraufhin der Dämon rasch an
Größe verlor und schauerliche, von tiefstem Schmerz erfüllte Schreie ausstieß.
    Spätestens nach dem zweiten Treffer löste sich der entsprechende Wirbeldämon vollkommen auf. Manchmal regnete sogar schwarzes Blut vom Himmel, das heiß und dampfend auf den Schnee traf und dort innerhalb von Augenblicken trocknete und zu Staub zerfiel.
    Ein Gedankenchor in der Sprache der Caladran erhob sich, doch Gorian erkannte darin auch einige offenbar uralte Varianten dieser Sprache, die wohl von den Vorfahren der Himmelschiffsfahrer benutzt worden waren. Überall kam es zu Kämpfen. Immer mehr der schattenhaften Krieger tauchten aus dem Schnee auf, bei einigen schimmerten durch die Finsternis ihrer Körper bleiche Knochen, und Gorian sah grinsende Totenschädel in der Tiefe der Schatten.
    Doch auch die Schattengestalten mussten Verluste hinnehmen, wenn es den Wirbeldämonen gelang, einen von ihnen zu erfassen und zu zerreißen. Dann rieselten tausende kleinster Teilchen wie schwarze Asche durch die Luft. Manchmal fanden diese Teilchen aber wieder zusammen, formten neue schattenartige Kreaturen, die aber nichts mehr mit der ursprünglichen Gestalt zu tun hatten. Die meisten dieser neuen Geschöpfe überlebten nur wenige Augenblicke, ehe sie erneut von den Wirbeldämonen zerrissen
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