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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3
Autoren: Alfred Bekker
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eindringlichen Gedanken an Sheera. Aber dann sah er sie auf dem Achterdeck stehen, wo sie sich an der Balustrade festklammerte und dabei den Blick starr auf das Auge des Wirbeldämons gerichtet hatte, und ihm wurde klar, dass sie seine Botschaft überhaupt nicht wahrgenommen hatte.
    Die Kreiselbewegung des Schiffs wurde immer schneller, und der Dämon wuchs dabei noch, überragte inzwischen die höchsten Gipfel des inneren Hochlandes von Caladranien oder Pela. Holz splitterte, das Segel stand in grünlichen Flammen, während man durch die bereits eingebrannten Löcher in eine andere Welt blicken konnte, in der das Meer nicht gefroren war, aber dafür aus einer zähflüssigen Substanz bestand, die an schwarzes Blut erinnerte.
    Gorian lief taumelnd zum Achterdeck, riss Sheera am Arm mit sich und zog sie zum Heck. Sie widersetzte sich nicht, als sie gemeinsam ins Nichts sprangen.
    Sie landeten im tiefen Neuschnee, der sich in zahlreichen Verwehungen aufgetürmt hatte, und sanken fast völlig darin ein. Mit der Rechten umklammerte Gorian nach wie vor Sternenklinge, während seine Linke Sheeras Hand hielt. Sie waren aus einer Höhe gesprungen, die sich magisch gerade noch abfedern ließ.

    Gorian rappelte sich sofort auf, blickte empor und sah, wie die Sonnenbarke von Pela von der Gewalt des Wirbeldämons regelrecht zerfetzt wurde. Der Mast brach, das brennende Segel flatterte wie die Schwingen eines magischen Flugtiers und berührte einen weiteren Wirbeldämon, der daraufhin einen aufstöhnenden Klagelaut von sich gab, während er durch die Brandlöcher in jene andere Welt gesogen wurde, die darin sichtbar war.
    Die Flammen schossen so hoch empor, dass selbst der einäugige Wirbeldämon, der das Schiff zerstört hatte, dagegen winzig wirkte. Dann fiel die Feuersäule in sich zusammen. Die Asche des verbrannten Segels wirbelte davon.
    Gorian half Sheera auf. Der Wirbeldämon mit dem einen Auge war vor der Flammensäule zurückgewichen. Offenbar hatte auch er den metamagischen Sog gespürt, der von dem brennenden Segel ausgegangen war, und ihm konnte auch nicht entgangen sein, was mit jenem seiner Wirbeldämonenbrüder geschehen war, den dieser Sorg erfasst hatte.
    »Komm!« , sandte Gorian seiner Gefährtin einen Gedanken. Ihre Augen waren so schwarz wie die seinen, und sie hatte sich wieder aus dem Bann des einäugigen Dämons lösen können.
    Sie hetzten davon, während sich ihnen mehrere Wirbeldämonen von allen Seiten näherten. Es schien kein Entkommen zu geben. Schon gar nicht zu Fuß.
    »Wagst du eine Flucht durch die Schattenpfade?«, fragte er sie, und innerhalb eines Augenblicks übermittelte er ihr seine Gedanken.
    »Du bist kein Schattenmeister, Gorian«, mahnte sie ihn.
    »Noch nicht.«
    »Ich werde eine alte Frau sein, wenn ich in die reale Welt zurückkehre.«

    »Keine Sorge, das wird nicht passieren. Ich werde verhindern, dass die Schattenpfade unsere Lebenskraft aufzehren.«
    »Viel habe ich davon im Moment sowieso nicht mehr«, gestand sie ein.
    »Wir haben beide nicht mehr viel zu verlieren.«
    »Aber jemanden durch die Schattenpfade mitzunehmen wagen nicht einmal die Meister. Und du bist nur ein einziges Mal in dieser Zwischenwelt gewesen.«
    »Und als Torbas mich vom Turm stieß«, korrigierte er sie. »In dem Moment, als es nötig war, konnte ich es. So wird es auch jetzt sein.«
    Sie standen da, umringt von ihren übermächtigen Feinden. Die Wirbeldämonen bedrängten sich gegenseitig, fauchten sich mit ihren fratzenhaften Gesichtern an, deren Mäuler sich dabei tierhaft hervorstülpten.
    Diese Ungeheuer neideten einander die Beute, erkannte Gorian.
    Einer der Wirbeldämonen drängte sich nach vorn, pflügte dabei den Schnee auf, sodass man nichts mehr sehen konnte. Gorian nahm Sheera an der Hand, stürmte dem Wirbeldämon entgegen, Sternenklinge in der Rechten und einen Kraftschrei ausstoßend. Als das Schwert aus Sternenmetall in den Dämon fuhr, zuckten Blitze aus der Klinge und erfassten die Kreatur.
    Gorian und Sheera wurden im selben Moment von schwarzem Rauch umgeben, lösten sich in kleine Teilchen auf, die durcheinanderschwirrten. Doch für beide war es, als würde sich ein von dunklem Rauch überwölbter Tunnel vor ihnen öffnen. Sie schnellten durch die Wirbeldämonen hindurch, ohne sie zu berühren.
    Kurz vor der Anhöhe, aus der das Trümmerstück des Stadtbaums ragte, verstofflichten sie wieder, taumelten zu
Boden und fielen in den Schnee. Gorian war allerdings sofort wieder auf den
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