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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen
Autoren: Alfred Bekker
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vertrieb. Einer blieb zurück, weil ein Erdrutsch ihn begrub, und nur die Spitze seines Speers ragt noch hervor. Und damit er nicht eines Tages wieder hervorkommt, damit er sich nicht aus der Erde gräbt, belegte man den Fels mit einem Bann, der aber durch unbedacht angewendete Magie gelöst werden könnte.« Der Caladran kicherte auf eine Weise, der eine beinahe kindlich-spielerische Grausamkeit innewohnte. »Also sei vorsichtig, welche Kräfte du hier möglicherweise entfesselst. Vielleicht aber ist es dir ja auch lieber, von einem Riesen zertreten als von mir erschlagen zu werden.«
    In diesem Moment ertönte ein Geräusch, so als würde sich etwas Schweres über das Eis schieben. Aus dem Dunst schälte sich ein zunächst formlos erscheinender, riesenhafter Schatten – das Kopfende eines Leviathans. In einem Abstand von zwei Schiffslängen schien er Richtung Süden an dem Speerstein vorbeiziehen zu wollen, und es war anzunehmen, dass er bis zum lippenlosen Maul mit Wollnashornreitern und untoten Kriegern gefüllt war. Auf seinem Rücken liefen winzig erscheinende Torheimer Armbrust-und Bogenschützen herum, vermutlich ebenfalls Untote, und an den Seiten wurde der Wurm von einzelnen orxanischen Wollnashornreitern flankiert. Keiner von ihnen machte irgendwelche Anstalten, sich in den bevorstehenden Kampf am Speerstein einzumischen.
    Dann aber, als der Leviathan schon eine halbe Kopflänge am Stein vorbeigekrochen war, kam der Zug des Grauens wie auf einen stummen Befehl hin zum Stillstand. Die Wollnashornreiter hielten ihre Tiere an, und die untoten Armbrustschützen positionierten sich so auf dem Rücken des Leviathans, dass sie Gorian und den Caladran gut in Blick hatten, so als wollte sich keiner von ihnen das Schauspiel am Speerstein entgehen lassen.
    Der Caladran machte eine großspurige Geste. »Du siehst, mein Heer erwartet mich. Ich soll es nach Süden führen. Es wird also Zeit, dass ich den mir angeborenen Spieltrieb etwas im Zaum halte und die Sache beschleunige.« Er kicherte erneut, aber diesmal ging sein Kichern in einen knurrenden, fast raubtierhaften Laut über.
    Gorian hatte sich längst wieder erhoben, hielt den Rächer, von dessen Klinge noch sein eigenes Blut troff, zitternd in der einen Hand und in der anderen sein Schwert. Die Wunde an der Schulter verursachte einen pulsierenden, sich allmählich über den ganzen Körper ausbreitenden Schmerz.
    Der Caladran streckte die Hand aus und entriss Gorian mit seiner unwiderstehlichen Kraft das Schwert. Es flog durch die Luft, drehte sich mehrmals um seinen Schwerpunkt, und der Griff landete schließlich genau in der Handfläche von Gorians Widersacher. »Na los, greif mich an! Oder fehlt dir dazu der Mut?« Der Caladran schritt auf Gorian zu, umfasste dabei das Schwert mit beiden Händen, und seine Augen begannen, rot zu glühen, Strahlen schossen daraus hervor, trafen Gorian und rissen ihn von den Beinen. Er prallte gegen den Speerstein und rutschte daran zu Boden.
    Ein weiterer Schwall schwarzen Blutes quoll aus der Wunde an seiner Schulter.
    Und während sein Rücken den Speerstein berührte, drang eine Flut von Bildern und Gedanken in seinen Geist. Uralte Erinnerungen. Er sah Riesen, die von Scharen von Orxaniern vertrieben wurden, und einen, den ein Erdrutsch verschüttete, sodass nur die Spitze seines Speers noch aus dem Erdreich ragte. Er fühlte die geballte Wut, die sich in all den Zeitaltern in dieser Kreatur angesammelt hatte, da sie unter der Erde gelegen hatte, ohne sterben zu können. Denn der Bann, den man über diesen Ort verhängt hatte, um zu verhindern, dass sich der verschüttete Riese jemals an die Oberfläche kämpfte und sich für die erlittene Schmach blindwütig rächte, hatte ihn am Leben erhalten. Die Wut brauchte ein Gefäß – den Körper des Riesen, erkannte Gorian. Und dieses Gefäß war zum Bersten gefüllt.
    Etwas davon nur für mich, dachte Gorian. Vielleicht würde das den entscheidenden Unterschied ausmachen.
    Der Caladran wog unterdessen Gorians Schwert in seinen Händen. »Es ist lange her, dass ich mit einer derart primitiven Waffe getötet habe. Aber die metamagischen Berechnungen der Schicksalslinien lassen mir nun mal keine Wahl bei der Art und Weise, wie du zu vernichten bist.«
    Gorian schleuderte ihm den Rächer entgegen, legte alle Kraft in diesen Wurf, aber der Caladran hob nur die Hand, und die Waffe drehte ihre Flugbahn und fuhr Gorian erneut in die Schulter, genau dort, wo er bereits verwundet war. Er
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