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GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

Titel: GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor
Autoren: John Norman
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die Wissenden und die Priesterkönige wohlwollend stimmen sollten.
    Wie hart und grausam kam mir das Gesicht des Ersten Wissenden vor! Wie reich war diese Kaste, und wie wenig wirkte sie mit diesem Reichtum! Der Bauer pflügte seine Felder, der Fischer fuhr in seinem Boot hinaus, der Händler setzte sein Kapital ein. Aber die Wissenden taten nichts dergleichen. Sie lebten von der Ausnutzung des Aberglaubens und der Ängste einfacher Menschen, stahlen ihnen ihr sauer verdientes Geld, obwohl sie über unglaubliche Reichtümer verfügten.
    Der Erste Wissende mußte dies wissen, er war klug genug, um zu erkennen, was er tat. Ich war sicher, daß er nicht mehr über die Priesterkönige wußte als andere. Und doch saß er dort auf seinem Thron.
    In diesem Augenblick wurde vor dem Tempel die riesige Metallstange angeschlagen. Die Leute verdrehten die Köpfe, um die Prozession zu sehen, die nun gemessenen Schritts den Tempel betrat.
    Zuerst kamen zwei Wissende mit Kerzen, hinter ihnen vier riesige Männer aus Torvaldsland in langen Mänteln, die an den Hälsen geschlossen waren. Sie hatten die Köpfe gesenkt, ihre langen Bärte hingen herab, und sie trugen eine Plattform aus gekreuzten Speeren. Auf dieser Plattform lag unter einem weißen Tuch ein riesiger Körper – Ivar Forkbeard.
    Das also war das Ende des großen Ivar Forkbeard.
    Hinter der Plattform kam die Reihe seiner Männer. Auch sie trugen lange Umhänge; sie waren unbewaffnet und ohne Helm. Sie sahen aus wie getretene Hunde. Sie kamen mir ganz und gar nicht so vor, wie ich mir die Männer aus Torvaldsland vorgestellt hatte.
    Die vier Torvaldsländer trugen Ivar Forkbeard die Treppe zum Altar hinauf. Vorsichtig setzten sie ihre Last auf der obersten Stufe ab. Dann traten sie mit gesenkten Köpfen zurück, während die Priester unter der Leitung des Ersten Wissenden ein Gebet zu singen begannen.
    Im vorderen Teil des Tempels, hinter dem Geländer und sogar an den beiden Türen des Gebäudes standen die Männer Forkbeards. Viele waren ungewöhnlich groß – gewöhnt an Kälte, Kampf und anstrengende Ruderarbeit. Sie waren sicher auf einsamen Höfen in der Nähe des Meeres aufgewachsen und hatten schon in früher Jugend hart arbeiten müssen. Solche Männer verstanden sich auf harte Spiele – sie konnten laufen, springen, schwimmen, den Speer werfen, das Schwert und die Axt führen und sich im Kampf beweisen, auch wenn sie verwundet waren. Und Ivar Forkbeards Männer mußten die Stärksten der Starken sein, denn nur die größten, schnellsten und besten konnten hoffen, eine Bank auf dem Schiff dieses Kapitäns zu gewinnen.
    Doch nun war Ivar Forkbeard gekommen, um im Tode die Ölung der Priesterkönige zu empfangen. Damit verriet er seine alten Götter. Nie wieder würde er mit geschlossener Faust über seinem Bier das Zeichen des Hammers machen.
    Ein Torvaldsländer fiel mir besonders auf. Er war riesig, etwa acht Fuß groß und breitschultrig wie ein Bosk. Sein Haar war verfilzt, seine Haut schien einen grauen Schimmer zu haben. Sein Mund war halb geöffnet, und er schien ins Leere zu starren.
    Der Erste Wissende wandte sich jetzt der Gemeinde zu; zu seinen Füßen lag Ivar Forkbeard. Ich sah, wie sich das blonde Mädchen auf die Zehenspitzen stellte und über die Schulter der Frau blickte, die ihre Begleiterin war. Auf ihren Plattformen verdrehten die Angehörigen der besseren Familien des Ortes die Hälse.
    »Lobpreisung den Priesterkönigen!« rief der Erste Wissende. Er ließ sich auf ein Knie nieder, den winzigen runden Goldbehälter mit der Salbe der Priesterkönige in der linken Hand. Mit der rechten Hand schob er das lange weiße Tuch zurück, das Ivar Forkbeard verdeckte.
    Sicher erkannte der Erste Wissende von Kassau die schreckliche Wahrheit als erster. Er schien zu erstarren. Die Augen Forkbeards öffneten sich, und der Torvaldsländer grinste den Priester an.
    Mit brüllendem Lachen warf der Mann aus dem Norden das Tuch von sich, und sprang, fast sieben Fuß groß, von der improvisierten Bahre. Seine rechte Hand umspannte eine große, einseitig geschliffene Axt mit gekrümmter Klinge.
    »Lob sei Odin!« brüllte er.
    Und im nächsten Augenblick schlug er mit einem einzigen kraftvollen Hieb dem Ersten Wissenden den Kopf vom Körper und sprang dann auf den Hohen Altar des Tempels.
    Ich hörte, wie die Riegel der beiden Tempelausgänge vorgeschoben wurden. Die Gemeinde war eingeschlossen. Ich sah, wie die Torvaldsländer ihre Umhänge abwarfen. In ihren
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