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GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

Titel: GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor
Autoren: John Norman
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der Leichtigkeit des Schiffs war auf diese Weise eine hohe Geschwindigkeit zu erzielen. Forkbeards Schiff war ungefähr achtzig goreanische Fuß lang und hatte einen etwa zehn Fuß langen Bugspriet. Wie die meisten Schiffe des Nordens war in den Rumpf kein Ruderrahmen eingelassen, sondern die Männer saßen innerhalb der eigentlichen Schiffshülle mit dem Gesicht nach achtern. Wie ich feststellte, hatten die Ruderpforten auf der Innenseite drehbare Luken, die geschlossen werden konnten, wenn das Schiff unter Segel fuhr. Das Segel unterschied sich sehr von der Takelung südlicher Schiffe – es war annähernd quadratisch, unten etwas breiter ausschwingend. Wie bei den Schiffen des Südens konnte der Mast umgelegt werden. Das Segel war rotweiß gestreift. Die Schiffshülle war in Klinkerform gebaut, bestand also aus sich überlappenden Planken. Zwischen den Brettern diente geteerter Hanf als Dichtung. Über den Planken befand sich zusätzlich eine Hülle aus angemaltem Teer, zum Schutz vor der See und den Angriffen von Schiffswürmern. Der Teer war ziemlich unregelmäßig rot und schwarz angestrichen. Wenn dieses Schiff mit gesenktem Mast nachts unterwegs war, mochte es schwer auszumachen sein. Es war das Schiff eines Piraten. Zwar zieht ein Klinkerschiff im Gegensatz zu kraweelgebauten Booten mit glatt aneinanderstoßenden Hölzern mehr Wasser, ist aber viel besser geeignet für den unruhigen Ozean des Nordens. Der Bootskörper ist elastischer und kann sich der bewegten See besser anpassen. Das Schiff selbst ist praktisch offen und wird bei schlechtem Wetter durch Boskhäute abgedeckt, die wie eine Zeltplane an Pfählen aufgespannt werden. Nachts schlafen die Männer an Deck – in wasserdichten Säcken, aus den Häuten des See-Sleen genäht; in solchen Beuteln bringen sie auch ihre Ausrüstung unter, die gewöhnlich unter ihrer Ruderbank bereitliegt. Im Hafen werden die Schilde überlappend an die äußere Bordwand gehängt; ein weiterer Hinweis auf die friedlichen Absichten. Die Schilde waren rund und bestanden aus Holz, da und dort trugen sie Eisenbeschlag oder waren durch Leder verstärkt; einige wiesen sogar kleine Bronzeplatten auf.
    Im Kampf hängen diese Schilde natürlich nicht an der Schiffswandung, wo sie teilweise die Ruderpforten verdecken; aber selbst wenn die Ruder nicht verwendet werden, behält man sie griffbereit im Innern des Schiffs. Auch wenn das Boot unter Segel fährt, hängen die Schilde nicht an der Bordwand, denn dort würden sie von Wellen getroffen und womöglich losgerissen. Doch jetzt hingen sie zur Beruhigung der Kassauer draußen; die Torvaldsländer waren friedfertig.
    Ich hatte mich von der Szene abgewandt und war zum Tempel gegangen, denn ich wollte noch einen Stehplatz ergattern.
    Die Prozession mußte inzwischen unterwegs sein. Innerhalb des Tempels erklangen die Litaneien. Einige Wissende begannen auf Alt-Goreanisch zu singen, wovon ich kaum ein Wort verstand.
    Ich sah mich um. Die meisten Gottesdienstbesucher schienen arm zu sein – Fischer, Zimmerleute, Träger, Bauern. Man sah vorwiegend einfache Wollkleidung oder sogar Reptuchdecken. Viele hatten ihre Füße mit Fellen umwickelt. Ihr Blick war leer; sie machten einen eingeschüchterten Eindruck.
    Mein Blick fiel auf ein schlankes blondes Mädchen in der Menge. Sie sah mich an und wandte den Kopf ab. Sie war vornehm gekleidet, in ein Cape aus herrlichem weißen Pelz, eine weiße Bluse und eine rote Weste mit Rock. Auch die schwarzen Lederschuhe waren von höchster Qualität. Ich hielt sie für die Tochter eines reichen Händlers. Es gab eine Menge gutaussehende Mädchen und zahlreiche besser gestellte Bürger, die sich für diesen Festtag herausstaffiert hatten. Im Tode pilgerte Ivar Forkbeard zum Tempel des Ersten Wissenden. Ivar Forkbeard, der Rücksichtslose, der Pirat, der Marodeur, kam ergeben zum Tempel der Priesterkönige. In Kassau herrschte große Freude.
    Wieder schaute ich zum Ersten Wissenden hinüber, einem hochmütigen, mürrischen Mann, der auf seinem Thron hinter dem weißen Geländer saß. Innerhalb des heiligen Bezirks waren herrliche Schätze zur Schau gestellt, kostbare Gefäße aus Gold und Silber. Funkelnde Schalen, mit denen das Blut von Opfertieren aufgefangen wurde, Kelche, mit denen man den Priestergöttern Opfergetränke darbrachte, Gefäße mit Ölen und anderen Flüssigkeiten, in denen sich die Vollzieher der Riten die Hände reinigen konnten, auch kleine Schalen voller Münzen von den Armen, die
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