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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren
Autoren: Michael Grant
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musste sich Gewissheit verschaffen. Außerdem gab es da noch etwas, wonach er schauen wollte.
    Er musste nachsehen, ob es noch da war.
    Das war alles völlig verrückt. Aber für Sam war das Leben schon lange nicht mehr normal.

Drei
    298 Stunden, 5 Minuten
    »Seht mal, der Wagen da«, sagte Sam. »Noch ein Unfall.« Ein FedEx-Lieferwagen hatte die Hecke zu einem Vorgarten niedergemäht und war in eine Ulme gekracht. Der Motor surrte im Leerlauf.
    Sie stießen auf zwei Kinder, einen Viertklässler und seine kleine Schwester, die auf der Wiese vor ihrem Haus halbherzig Fangen spielten.
    »Unsere Mom ist nicht da«, sagte der Junge. »Am Nachmittag hab ich Klavierunterricht, ich weiß aber nicht, wie ich dort hinkomme.«
    »Weißt du, wie du zur Plaza kommst? Zum Platz mitten in der Stadt?«, fragte Sam.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann solltet ihr dorthin gehen.«
    »Ich darf aber nicht allein aus dem Haus gehen«, erklärte die Kleine.
    »Unsere Oma wohnt in Laguna Beach«, sagte der Junge. »Sie könnte uns abholen. Aber wir können sie nicht anrufen. Das Telefon funktioniert nicht.«
    »Ich weiß. Vielleicht geht ihr doch lieber zur Plaza und wartet dort, okay?«
    Als der Kleine ihn bloß anstarrte, fügte Sam hinzu: »Hey, nicht traurig sein. Sind im Haus irgendwo Kekse oder habt ihr Eis da?«
    »Ja, bestimmt.«
    »Na dann. Es ist keiner da, der euch verbieten könnte, ein paar Kekse zu essen, oder? Eure Eltern sind wahrscheinlich bald wieder zurück. Esst erst mal einen Keks und kommt dann zur Plaza.«
    »Ist das deine Lösung? Esst Kekse?«, fragte Astrid.
    »Nein, meine Lösung lautet: Rennt zum Strand runter und versteckt euch, bis alles vorbei ist. Aber ein Keks tut niemandem weh.«
    Sie gingen weiter. Sams Haus lag östlich von der Innenstadt. Er und seine Mom wohnten sehr beengt in einem kleinen ebenerdigen Bungalow mit einem winzigen eingezäunten Garten. Sams Mutter, die als Nachtschwester in der Coates Academy arbeitete, verdiente nicht viel. Sams Vater hatte sich vor langer Zeit aus dem Staub gemacht. In Sams Leben war er das große Rätsel. Und im letzten Jahr hatte auch sein Stiefvater sie verlassen.
    Als Sam schließlich davorstand, wollte er es nicht betreten. Seine Mutter würde ohnehin nicht da sein.
    Außerdem gab es da noch etwas, was nicht einmal Quinn sehen durfte und Astrid schon gar nicht.
    Er ging voran und stieg die drei verwitterten, grau gestrichenen Holzstufen hinauf, die bei jedem Tritt knarrten. Vor ein paar Monaten hatte jemand den Schaukelstuhl seiner Mom geklaut, in dem sie sich abends gerne auf der schmalen Veranda entspannte, bevor sie zur Arbeit musste. Seither zogen sie einfach die Küchenstühle nach draußen.
    Für Sam und seine Mom war das die schönste Zeit des Tages, die paar Stunden nach Schulschluss, bevor der Arbeitstag seiner Mutter begann. Wenn er kam, war seine Mom, die fast den ganzen Tag schlief, bereits aufgestanden. Sie trank eine Tasse Tee und Sam eine Limonade oder einen Saft. Sie fragte ihn nach der Schule, und obwohl er ihr eigentlich nie viel erzählte, war es gut zu wissen, dass er mit ihr über alles sprechen konnte, wenn er es denn wollte.
    Sam öffnete die Tür. Bis auf das Brummen des Kühlschranks herrschte Stille. Der Kompressor war alt und laut. Als sie zuletzt auf der Veranda gesessen und die Füße auf dem Geländer abgelegt hatten, hatten sie hin und her überlegt, ob sie den Kompressor in die Reparatur bringen sollten oder ob es eventuell billiger wäre, einen gebrauchten Kühlschrank zu kaufen. Und wie sie ihn ohne Pick-up nach Hause transportieren würden.
    »Mom?«, rief Sam in die Leere des Wohnzimmers.
    Keine Antwort.
    »Vielleicht ist sie oben auf dem Hügel«, meinte Quinn. »Oben auf dem Hügel« war die Bezeichnung der Städter für die Coates Academy, eine private Internatsschule.
    »Nein«, sagte Sam. »Sie ist weg. Wie alle anderen.«
    Der Herd war an. Eine völlig verkohlte Pfanne stand darauf. Die Pfanne war leer.
    Sam stellte die Herdplatte aus.
    »Das wird in der ganzen Stadt so sein«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte Astrid. »Küchenherde, die noch an sind, Autos mit laufendem Motor. Jemand müsste von Haus zu Haus gehen und dafür sorgen, dass alles ausgeschaltet ist. Um die kleinen Kinder muss sich auch jemand kümmern. Außerdem liegen garantiert überall Medikamente herum und Alkohol und manche haben Waffen im Haus.«
    »Das kann nur Gott gewesen sein«, sagte Quinn. »Kein anderer wäre imstande, alle Erwachsenen einfach
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