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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren
Autoren: Michael Grant
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angeschaltet, zeigte aber kein Bild, sondern rauschte nur. Sam suchte nach der Fernbedienung. Wo war sie bloß?
    Quinn fand sie. Er schaltete von einem Kanal zum nächsten. Nichts, nichts und wieder nichts.
    »Kabelschaden«, meinte Sam, obwohl das irgendwie blöd klang.
    Astrid langte hinter den Apparat und hantierte am Kabel herum. Der Bildschirm flackerte und das Rauschen hörte sich anders an, doch als Quinn die Kanäle der Reihe nach anklickte, tat sich wieder nichts.
    »Lehrer verschwinden, Neuntklässler ebenfalls, Fernseher und Handys geben ihren Geist auf«, sagte Astrid. »Und das passiert alles zur selben Zeit.« Sie runzelte die Stirn.
    Sam und Quinn warteten ab, als müsste sie eine Erklärung dafür haben, immerhin war sie Astrid, das Genie. Doch sie sagte nur: »Das ergibt keinen Sinn.«
    An der Wand hing ein Festnetzapparat. Sam nahm den Hörer ab. »Kein Freizeichen. Gibt es hier ein Radio?«
    Es gab keines.
    Die Tür flog auf und zwei Jungs aus der Fünften platzten herein, ihre Gesichter waren vor Aufregung gerötet. »Die Schule gehört uns!«, rief der eine, während der andere einen Freudenschrei hinterhersandte.
    »Fünfzehn«, sagte Astrid.
    »Die waren höchstens elf«, entgegnete Quinn.
    »Nicht die beiden. Die aus der Neunten, aus meiner Klasse. Sie sind fünfzehn oder älter, alle außer mir. Ich bin die Einzige, die erst vierzehn ist.«
    »Ich glaube, Josh aus unserer Klasse war auch schon fünfzehn«, warf Sam ein.
    Quinn blickte ihn verwirrt an. »Und?«
    »Er war fünfzehn. Er … er ist verschwunden. Von einer Sekunde auf die andere.«
    »So was gibt᾿s doch gar nicht«, sagte Quinn abwinkend. »In der ganzen Schule verschwinden alle Erwachsenen und älteren Kids? Das ist Quatsch.«
    »Nicht nur in der Schule«, erwiderte Astrid.
    »Was?«, entfuhr es Quinn.
    »Die Handys, der Fernseher?«
    »Nein, nein, nein.« Quinn schüttelte den Kopf und verzog die Mundwinkel, als hätte er einen schlechten Witz gehört.
    »Meine Mom«, sagte Sam.
    »Hör jetzt auf, Mann! Das ist nicht lustig.«
    Zum ersten Mal spürte Sam einen Anflug von Panik. Sein Herz hämmerte plötzlich so angestrengt, als wäre er gerannt.
    Sam sah seinen Freund an. Er hatte Quinn noch nie so verängstigt erlebt. Quinns Lippen zitterten und an seinem Hals breitete sich ein roter Fleck aus. Astrid wirkte ruhig und nachdenklich, als suchte sie immer noch nach einer plausiblen Erklärung.
    »Wir müssen nachsehen«, sagte Sam.
    Quinn atmete heftig ein. Es klang wie ein Schluchzen. Er war bereits im Begriff, sich umzudrehen, als Sam ihn an der Schulter packte.
    »Lass los, Alter!«, fuhr Quinn ihn an. »Ich muss sofort nach Hause. Ich muss nachsehen.«
    »Das müssen wir alle«, erwiderte Sam. »Lass uns das zusammen machen.«
    Quinn wollte sich losreißen, doch Sam verstärkte seinen Griff. »Komm schon!«
    Quinn hörte auf, sich zu wehren. »Okay, aber mein Haus als Erstes. Das ist alles so was von gestört.«
    »Astrid?«, fragte Sam unsicher, weil er nicht wusste, ob sie mit ihnen mitkommen wollte. Es fühlte sich dreist an, sie zu fragen, und falsch, es nicht zu tun.
    Sie blickte Sam an, als hoffte sie, in seinem Gesicht zu finden, wonach sie suchte. Sam erkannte plötzlich, dass Astrid genauso ratlos war wie er und genauso wenig wusste, was sie tun und wohin sie gehen sollte.
    Vom Flur drang Lärm ins Zimmer. Durcheinanderredende und immer lauter werdende Stimmen. Schrill, angsterfüllt, manche wie aufgezogen, als würde alles in Ordnung kommen, solange sie nur nicht zu reden aufhörten, dazwischen wildes Grölen. Das hörte sich nicht gut an.
    »Komm mit uns, Astrid«, sagte Sam. »Zusammen sind wir sicherer.«
    Bei dem Wort »sicherer« zuckte Astrid zusammen. Aber sie nickte.
    Die Schule war gefährlich geworden. Menschen, die Angst hatten, taten manchmal schreckliche Dinge – auch Kinder. Sam wusste das aus eigener Erfahrung. Angst konnte dazu führen, dass jemand verletzt wurde. Und momentan breitete sich die Angst in der Schule aus wie ein Lauffeuer. Etwas Großes und Furchtbares war geschehen.
    Sam konnte nur hoffen, dass es nicht seine Schuld war.

Zwei
    298 Stunden, 38 Minuten
    Die Schüler strömten aus der Schule, einzeln oder in Gruppen. Einige der Mädchen zogen zu dritt los, sie hatten die Arme umeinandergelegt, ihre Gesichter waren tränenüberströmt. Die Jungs umarmten niemanden, aber auch viele von ihnen weinten.
    Sam musste automatisch an die Fernsehbilder von Amokläufen denken. Die Kinder um ihn
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