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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen
Autoren: Michael Grant
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ihrer Nase lief Rotz, wodurch sie kaum noch atmen konnte. Derek erkannte es daran, wie ihr Mund am Klebestreifen saugte und sie verzweifelt versuchte, Luft zu holen. Wenn sie den Streifen nicht bald abzögen, würde sie ersticken.
    »Darf ich wenigstens ihre Puppe holen?«, fragte er.
    »Panda hat’s erwischt.«
    Caine hörte die Worte, fühlte sich aber wie ein Gefangener seiner Albträume. Als müsste er sich einen Weg durch schwere Vorhänge bahnen, die sich bleiern um seine Arme und Beine legten und jede Bewegung zur Qual machten.
    Er schlug blinzelnd die Augen auf. Es war finster, immer noch Nacht.
    Der Sprecher war nirgends zu sehen, er erkannte die Stimme aber auch so. Wahrscheinlich hätte er ihn selbst bei Tageslicht nicht gesehen, da der Junge die Kraft hatte, sich wie ein Chamäleon an den Hintergrund anzupassen und unsichtbar zu werden.
    »Wanze, warum lässt du mich nicht in Frieden?«
    »Panda. Ich glaube, er ist tot.«
    »Hast du seine Atmung gecheckt? Seinen Herzschlag?« Dann kam ihm ein anderer Gedanke. »Wieso weckst du mich mitten in der Nacht, nur um mir zu sagen, dass jemand gestorben ist?«
    Keine Antwort. Die Wanze brachte es immer noch nicht fertig, es laut auszusprechen.
    »Kümmere dich darum«, sagte Caine.
    »Wir kommen nicht an ihn ran. Er ist nicht einfach gestorben. Er hat einen Wagen genommen. Den grünen.«
    Caine schüttelte den Kopf, um die schweren Vorhänge aus Traum und Albtraum und Erinnerung abzuschütteln. Die Bilder drückten ihn nieder, beeinträchtigten sein Denken.
    »In dem Wagen ist kein Benzin«, bemerkte er.
    »Er hat ihn angeschoben, bis er zu rollen anfing«, erzählte die Wanze. »Dann ist er hineingesprungen. Der Wagen hat die Straße runter beschleunigt, bis die Kurve kam.«
    »Dort ist eine Leitplanke.«
    »Da ist er glatt durchgebrettert. Hat sich mehrmals überschlagen. Es geht dort weit runter. Penny und ich waren gerade dort, deshalb weiß ich es.«
    Caine wollte den nächsten Teil nicht hören. Panda war immer schwer in Ordnung gewesen. Keiner von den miesen Typen wie die meisten der ihm verbliebenen Truppe.
    Was natürlich auch die Erklärung dafür sein konnte, dass er sich von der Klippe gestürzt hatte.
    »Jedenfalls ist er mausetot. Penny und ich haben ihn aus dem Wrack gezogen. Aber wir schaffen es nicht allein, ihn raufzuholen.«
    Caine stand auf. Ihm zitterten die Beine, in seinem Magen herrschte eine gähnende Leere und sein Kopf war zu keinem klaren Gedanken fähig. »Bring mich hin«, sagte er.
    Sie verließen das Gebäude. Der Kiesweg knirschte bei jedem Schritt und war unter dem hohen Gras kaum noch sichtbar. Arme Coates Academy, dachte Caine und erinnerte sich an die alten Zeiten, als immer alles picobello gewesen war. Jetzt klaffte an der Vorderseite des Gebäudes ein riesiges Loch in der Mauer und der verwilderte Rasen war zur Müllkippe geworden.
    Sie mussten nicht weit gehen. Caine schwieg. Die Wanze mochte ein nützlicher Spitzel sein, er war aber auch ein Feigling und Wendehals, der ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, in den Rücken fallen würde.
    Im Perlmuttglanz der Sterne war die demolierte Leitplanke leicht zu finden. Das Stahlband sah aus, als wäre es gesprengt worden. Die eine Hälfte hatte sich eingerollt und ragte jetzt wie ein Schneckenhaus über den Rand des Steilhangs.
    Caine spähte durch die Finsternis nach unten. Der Wagen lag auf dem Dach. Eine Tür stand offen. Um die Leiche ausfindig zu machen, benötigte er ein paar Minuten.
    Seufzend hob er die Hände. Pandas Leiche lag zwar noch in Reichweite seiner Kraft, aber auf die Entfernung war sie zu schwach, um den Toten gleich in die Luft zu heben. Caine konnte ihn nur langsam über den Boden zu sich ziehen. Es sah aus, als hätte ein unsichtbares Raubtier den Körper gepackt und würde ihn jetzt in seine Höhle schleifen.
    Doch dann bekam Caine Panda besser zu fassen und ließ ihn langsam nach oben steigen. Panda lag dabei auf dem Rücken und starrte mit offenen Augen zu den Sternen.
    Caine brachte ihn über die Planke und legte ihn schließlich, so sanft er konnte, auf den Asphalt.
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte er sich um und machte sich wieder auf den Weg zur Schule.
    »Was ist? Trägst du ihn denn nicht zurück?«, rief ihm die Wanze hinterher.
    »Hol dir eine Schubkarre«, sprach Caine in die Dunkelheit. »Transportier dein Fleisch gefälligst selber.«

Drei
    63 Stunden, 31 Minuten
    Die Peitsche sauste auf ihn herunter.
    Sie war aus menschlichem Fleisch,
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