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Gondeln aus Glas

Gondeln aus Glas

Titel: Gondeln aus Glas
Autoren: Nicolas Remin
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Principessa  klappte ihr Zigarettenetui auf und lächelte. «Zu einem äußerst attraktiven Preis.»
    «Was will sie haben?»
    «Fünfzehntausend Gulden.»
    Einen Augenblick lang dachte Tron, er hätte sich verhört. Fünfzehntausend Gulden waren ein Spottpreis. «Das ist nicht besonders viel. Warum verlangt sie nicht mehr?»
    Die Principessa riss ein Streichholz an und entzündete ihre Zigarette. «Marie Sophie braucht das Geld sofort und in bar. Und dann ist sie sich mit dem Tizian nicht mehr so ganz sicher.» Sie überlegte kurz.
    «Vielleicht war das auch der Grund, aus dem sie dich heute Morgen auf der Questura sprechen wollte.»
    «Was ist mit dem Tizian?»
    Die Principessa inhalierte und blies einen Rauchkringel über Trons Bett. «Marie Sophie befürchtet, dass sie im Palazzo Farnese das Original mit der Kopie vertauscht hat», sagte sie.
    Tron runzelte die Stirn. «Befürchtet? Hat sie es nun getan oder nicht?»
    «Sie weiß es nicht. Wenn sie es getan hat, dann selbstverständlich unabsichtlich.»
    «Selbstverständlich unabsichtlich.» Tron musste auf einmal lachen. «Was hast du jetzt vor?»

    «Dein Freund Sivry soll mir sagen, was er von dem Bild hält. Wenn die Kopie gut ist, kaufe ich sie.
    Mit einem Testat der Königin, dass der Tizian aus dem Haus Borbone stammt, hat das Gemälde eine erstklassige Provenienz.»
    «Und könnte sich wieder in ein Original verwandeln?»
    Die Principessa betrachtete die Krümel auf der Bettdecke, so als könnte sie aus dem Muster, das sie bildeten, die Zukunft ablesen. Sie zuckte die Achseln. «Vielleicht ist es ja ein Original.»
    «Dann wäre das Original des Bildes, von dem die Königin jetzt befürchtet, es könne sich um eine Kopie handeln, doch ein Original. Falls es keine Kopie ist.»
    Tron hatte wieder das unangenehme Gefühl, als würde ein großer Teil seines Verstandes abheben und in wilden Pirouetten durch die Luft segeln. Er schloss die Augen, ließ seinen Kopf zurück auf die Kissen sinken und registrierte einen Augenblick später, ganz nah, den Frangipani-Duft der Principessa und ihren nach ägyptischen Zigaretten riechenden Atem.
    Bevor Tron die Lippen der Principessa auf seinem Mund spürte, kollidierte ihr Ellenbogen mit seinem verwundeten Arm. Das tat höllisch weh, aber es war ein wunderbarer Schmerz, denn er bewies, dass er nicht träumte.

    ***
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