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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc.
Autoren: Matthew Delaney
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natürlich, jemand zerschlug das Glas.
    Smalls ließ den Blick durch die nun leere Bibliothek schweifen. Der kleine Raum hinter dem Spiegel war dunkel; für die einzige Beleuchtung sorgte der Vollmond, dessen Licht durch das offene Fenster fiel. Lindas Engelsflügel funkelten, als sie sich umherbewegte. Die Uhr läutete ein letztes Mal und verhallte dann. Stille. Irgendwo unten würden die Sucher sich jetzt auf den Weg machen.
    Smalls hatte plötzlich Schmetterlinge im Bauch – das Gefühl, das ein Kind bei einem spannenden Spiel verspürte. Allerdings war die Empfindung überhaupt nicht kindlich und machte sich gut eine Handbreit unter der Gürtellinie bemerkbar. Linda schien das Gleiche zu spüren, denn sie schaute ihren Mann verlangend an, die Hüfte kokett vorgeschoben, und strich sich mit den Fingern über den Halsansatz.
    Linda war eine wirklich schöne Frau. Sie hatte grüne Augen und volle Lippen, bei deren Anblick ein Mann unwillkürlich daran dachte, wie diese Lippen im Sommer an einem Eishörnchen saugten, im Winter an einer Zigarre und andere freudsche Assoziationen.
    Offenbar hatten der Reichtum und der Luxus dieser Umgebung Linda erregt. Mit langsamen, verführerischen Kreisbewegungen fuhr sie sich mit den Fingern über den Hals.
    »Und welch’ Befriedigung kannst du noch verlangen?«, sagte Linda.
    Sie spielte nun mal gerne Theater.
    Linda hatte in Wellesley ihren Abschluss in Englisch gemacht und schien sich zumindest bruchstückhaft an fast alles zu erinnern, was sie je gelesen hatte. Manchmal kam Smalls sich deswegen klein und schäbig vor, denn er hatte Chemie studiert und nur eine Handvoll Bücher gelesen, deren Inhalt vergleichsweise trocken war. Da seine Frau das Liebesspiel oft mit literarischen Zitaten einleitete, hatte er oft das Gefühl, ihr hinterherzuhinken, während er zu ergründen versuchte, wen oder was sie gerade zitierte.
    »Wer bist du, der hier, in Nacht gehüllt, mein einsam’ Selbstgespräch belauscht?«, sagte Linda und ließ ihre Finger über seinen Bauch gleiten.
    Was ist das denn für ein Spruch?, fragte sich Smalls. Hörte sich an wie aus dem 19. Jahrhundert. Charles Dickens? Nein, zu blumig. Edith Wharton? Hatte die überhaupt im 19. Jahrhundert gelebt?
    Er sollte lieber etwas sagen, um das Spiel in Gang zu halten, als sich über irgendwelche Sprüche den Kopf zu zerbrechen.
    »Welch’ Befriedigung wollt Ihr mir denn … äh, verschaffen?«, fragte er. Das war natürlich frei erfunden, denn Smalls wusste noch immer nicht, wen oder was Linda zitierte oder aus welchem Jahrhundert es stammte.
    »So neu sie mir ist, so kenn ich diese Stimme. Bist du nicht Romeo, ein Montague?«
    Aaah! Das kam Smalls bekannt vor. Shakespeare, Romeo und Julia. Smalls hatte das Gefühl, als hätte Linda ihm mit diesem Zitat auf die Sprünge helfen wollen.
    Linda trat einen Schritt auf ihn zu. Ihre Engelsflügel schimmerten im Mondlicht.
    »Aye, es ist wahr, ich bin der gute alte Romeo aus Montague«, sagte Smalls mit ziemlich schlecht gespieltem Akzent. Er kannte das Stück nicht wirklich. Hamlet wäre eher was für ihn gewesen, oder die Elemente des Periodensystems.
    »Wie kamest du hierher, und warum? Oh, sag es mir«, flüsterte Linda und kam näher, bis sie ganz nahe vor ihm stand.
    Jetzt hatte sie ihn total abgehängt. Mangan, Iridium, Wismut … oh, süßes Periodensystem! Linda strich ihm mit den Fingern über den Schenkel. Smalls war froh, dass seine alte OP-Hose so weit war.
    Linda drückte sich an ihn, legte die Hand an seinen Bund, und die Hose fiel. Sie schob ihn rückwärts zum Bett, und Smalls fiel mit dem Rücken darauf.
    »Ich sag’s noch einmal, Liebster«, flüsterte sie und zog ihr Kleid hoch. »Welch’ Befriedigung kannst du denn noch verlangen?«
    Dann ließ sie sich auf ihm nieder, schnappte nach Luft, als sie ihn in sich spürte, und begann zu stöhnen. Jetzt war es kein Theater mehr. Langsam bewegte sie sich vor und zurück, vor und zurück, wobei die kleinen Glöckchen an ihren Engelsflügeln rhythmisch klingelten.
    Mein lieber Schwan, dachte Smalls, wer hätte sich je träumen lassen, dass Shakespeare so geil sein kann? Du verschaffst mir in der Tat Befriedigung, o mein Engel des unerlaubten Verkehrs an verbotenen Orten.
    Linda bewegte sich weiter und stöhnte immer lauter. Smalls hoffte, dass die Wände schalldicht waren. Er spähte an Lindas rechtem Schenkel vorbei zum Spiegel, um sicherzugehen, dass wirklich niemand in der Bibliothek war.
    O Gott!
    Jemand
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