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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc.
Autoren: Matthew Delaney
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bisschen abnahm – um die zwanzig Kilo –, würde er schlanker aussehen. Smalls wartete darauf, dass der Mann einen Herzinfarkt erlitt – so wie ein Mechaniker darauf wartet, dass ein altes Auto schlappmacht.
    Keuchend und schwankend erreichte Livingston das Mikrofon vor der Tanzfläche. Wenn er so weitermachte, würde ervielleicht noch in dieser Nacht den Löffel abgeben. Und das wäre eine Schande. So viele schöne Frauen und nur noch so wenige Tage im Amt. Smalls fragte sich, ob es eine Beerdigung mit offenem Sarg geben würde. Und falls ja – würden sie Livingston dann in seiner Musketieruniform zur Schau stellen, mit Federn am Hut und allem, was dazugehört?
    »Ich danke Ihnen allen, dass Sie heute Abend gekommen sind«, begann Livingston und hob die Hände, bis die Gespräche verstummten und seine Gäste ihm lauschten. »Ich hoffe, Sie amüsieren sich. Selbst die Republikaner unter Ihnen.«
    Der billige Witz rief vereinzeltes Lachen bei der größtenteils schon angesäuselten Gesellschaft hervor. Der Schlagzeuger machte einen Trommelwirbel.
    »In ein paar Augenblicken werden wir mit dem Seeks beginnen. Für diejenigen, die mit den Regeln nicht vertraut sind: Um Punkt halb zwölf wird die Hälfte von Ihnen zwanzig Minuten Zeit bekommen, um sich irgendwo auf dem Anwesen zu verstecken, im Haus als auch im Garten. Nur Folgendes gilt es dabei zu beachten: Sollten Sie bei Ihrer Suche nach einem Versteck irgendetwas finden, das meinem Wahlkampf schaden könnte, bitte ich Sie, es nicht an die Times zu verkaufen.« Erneut bemühtes Lachen unter des Gästen. Der Senator fuhr fort: »Nach Ablauf der zwanzig Minuten wird die andere Hälfte von Ihnen Gelegenheit bekommen, die Versteckten zu suchen. Jeder von Ihnen hat bei seiner Ankunft eine Karte in einem Umschlag bekommen. Bitte machen Sie die Umschläge jetzt auf.«
    Linda öffnete die kleine Tasche, die sie bei sich trug, kramte darin und holte die in einem weißen Umschlag steckende Karte hervor. Auf die Vorderseite war ein großes rotes »H« gedruckt für »Hide«, »Verstecken«.
    »Sieht so aus, als gehören wir zu denen, die sich verstecken müssen«, sagte Linda.
    »Das ist gut«, entgegnete Smalls. »Vielleicht können wir uns draußen im Wagen verstecken, mit eingeschaltetem Radio und ohne Licht.«
    »Sei kein Spielverderber«, tadelte Linda. »Das wird bestimmt lustig.«
    Wahrscheinlich hat sie sogar recht, dachte Smalls. Seltsamerweise machte dieses Spiel tatsächlich Spaß, auch wenn es ziemlich bescheuert war; aber so etwas spielten reiche, gebildete Leute nun mal. In kauzige Kostüme gewandet liefen sie mitten in der Nacht durch ein riesiges Haus und suchten sich ein Versteck, während Leute wie Greeley an der Tür standen und die Nicht-Superreichen draußen hielten, also 99,9 Prozent der Bevölkerung. Das gemeine Volk sollte nicht sehen, wie die Oberschicht sich zum Affen machte.
    Smalls war schon auf vielen von Livingstons Partys gewesen, bei denen die Zahl der Gäste meist zwischen zwanzig und hundert Personen schwankte, und jede dieser Partys hatte sich um irgendeinen bizarren Event gedreht. So hatte es einmal im Ballsaal eine Show mit weiblichen Bodybuildern gegeben. Ein andermal hatten hundert Kleinwüchsige die Schlacht von Hastings auf dem großen Rasen vor der Tür nachgespielt; dann wieder hatten geistig behinderte Kinder einen Buchstabierwettbewerb ausgetragen – Livingston wollte unbedingt den Eindruck vermeiden, seine Partys seien immer nur dekadent. Auf jeden Fall waren diese Feiern ausgesprochen skurril gewesen. Smalls nahm an, dass deswegen noch nie jemand eine Einladung abgelehnt hatte. Medienvertreter waren allerdings nie zugelassen.
    An diesem Abend waren etwa vierzig Gäste geladen, alle in unterschiedlichen Kostümen. Sie schufen eine beinahe surreale Atmosphäre, wie sie nur bei opulenten Kostümbällen möglich war. Pocahontas stand an der Bar und sprach mit Al Caponeund einem NASA-Astronauten, während Hermes und Mutter Theresa Walzer tanzten. Wer brauchte schon bewusstseinsverändernde Drogen, wenn man genauso gut auf eine Livingston-Party gehen konnte?
    Aber alles war irgendwie albern. Deshalb nahm Smalls das Ganze auch nie so richtig ernst. Für den heutigen Kostümball hatte er seinen alten OP-Kittel hervorgekramt, den er seit der Zeit an der Uni nicht mehr getragen hatte.
    Nachdem alle auf ihre Zettel geschaut hatten, hob Livingston wieder die Hände. »Ladies und Gentlemen! Inzwischen müsste jeder seine Aufgabe
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