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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc.
Autoren: Matthew Delaney
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starrte sie an.
    Smalls musste unwillkürlich zusammengezuckt sein, denn Lindas Bewegungen endeten abrupt, ihr Stöhnen verstummte, und sie schaute ihn mit glasigen Augen an.
    »Was ist?«, fragte sie schwer atmend.
    »Da ist jemand«, flüsterte Smalls.
    Linda drehte sich um. Ein kostümierter Mann stand vor dem Spiegel. Sein Gesicht war hinter einer grinsenden Maske verborgen, und er starrte die Liebenden direkt an … oder zumindest sah es so aus. Dann fiel Smalls ein, dass der Kerl sie durch den Spiegel ja gar nicht sehen konnte. Linda schien zu der gleichen Schlussfolgerung gekommen zu sein.
    »Er kann uns nicht sehen. Beachte ihn einfach nicht«, sagte sie. »Ich war schon fast so weit.«
    Langsam ließ sie ihre Hüften wieder kreisen. Smalls schloss die Augen und lauschte auf das Knarren des Bettes, das Klingeln der Engelsglöckchen und Lindas Atmen, das immer schneller wurde. Er riss die Augen auf, schaute sie an. Ihr Gewicht fühlte sich wundervoll an; das weiße Kleid war an der Hüfte gebauscht, und durch das Fenster fiel Mondlicht auf sie.
    Smalls’ Blick glitt zum Spiegel zurück. Der Mann war noch immer da. Er ging im Raum umher und betrachtete die Buchrücken. Lindas Stöhnen wurde immer lauter, ihre Bewegungen schneller.
    »Oooh … ich … komme …«, stieß sie schwer atmend hervor.
    Das Bett knarrte, und durch den Spiegel hindurch konnteSmalls den maskierten Mann in der Bibliothek stehen sehen, den Kopf zur Seite geneigt. Er lauschte.
    »Pssst«, flüsterte Smalls und hielt seine Frau fest. »Ich kann das nicht. Das ist zu abgefahren.«
    »Was ist denn?«, fragte Linda und blickte ein wenig verärgert drein.
    »Der Kerl ist immer noch da. Ich glaube, er hört uns.«
    Linda blieb noch einen Moment auf ihrem Mann sitzen, bevor sie langsam aufstand und ihr Kleid herunterzog.
    »Wer ist das denn?«, fragte sie.
    »Ich habe ihn vorhin schon bemerkt. Er hat uns auf der Party beobachtet.«
    »Der Spiegel ist doch zu, oder?«
    »Ja …«
    »Wen kümmert das überhaupt? Soll er doch zuhören. Er kommt hier nicht rein.«
    Linda war sexuell immer schon abenteuerlustiger gewesen als ihr Mann. Ihr mochte es ja nichts ausmachen, wenn ein Fremder ihnen beim Liebesspiel lauschte, aber Smalls machte es nervös. Was trieb der Kerl überhaupt hier? Was stand er da herum? Inzwischen war Smalls sicher, dass der Bursche sie auch vorhin schon angestarrt hatte. War er ihnen vielleicht hierher gefolgt? Die Vorstellung war zu unheimlich, um auch nur darüber nachzudenken.
    Smalls zog seine Hose an, ging zum Fenster und schaute hinaus. Vor ihm breitete sich der vom Mond beschienene Garten aus. Am Hintereingang war niemand zu sehen; Greeley war offenbar zurück ins Haus gegangen.
    Unvermittelt erklang ein lauter, durchdringender Schrei in der Dunkelheit.
    Linda packte Smalls’ Arm. »Was war das?«
    In der Bibliothek hatte der Mann mit der Maske das Kinngehoben. Offenbar hatte auch er das Geräusch gehört. Er hielt kurz inne; dann wandte er sich wieder den Büchern zu. Smalls schaute immer noch hinaus in den Garten. Eine kühle abendliche Brise spielte in den Baumkronen. Alles schien ruhig zu sein.
    Doch Smalls wusste, das Geräusch war ein Schrei gewesen.
    Aber war dieser Schrei echt gewesen? Vielleicht hatte Livingston sich ja irgendeinen Scherz ausgedacht. Das Licht ausschalten und allen eine Heidenangst einjagen. Das war genau seine Art von Humor. Andererseits hatte der Schrei sich verdammt echt angehört. Also hatte Livingston entweder eine ausgesprochen motivierte und talentierte Schauspielerin engagiert, oder …
    Oder was?
    Oder der Schrei war echt, und in diesem Fall …
    Hinter Smalls, auf der anderen Seite des Spiegels, ertönte ein dumpfer Schlag. Smalls wandte sich vom Fenster ab und schaute durch den Spiegel in die Bibliothek. Was war das? Irgendetwas war gerade an der offenen Tür der Bibliothek vorbeigehuscht.
    Doch in diesem kurzen Augenblick hatte Smalls erkannt, was es gewesen war: zwei Füße, die schlaff herabhingen, während ihr Besitzer weggeschleppt wurde. Irgendeine schimmernde Flüssigkeit gerann auf dem Teppich draußen auf dem Gang.
    Smalls trat ganz nahe an den Spiegel heran, drückte die Nase ans Glas und spähte in den Gang.
    Die Flüssigkeit auf dem Teppich sah wie Blut aus.
    »Was ist?«, flüsterte Linda.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Smalls und überraschte sich dann selbst mit den Worten: »Bleib hier. Ich sehe nach.«
    Hatte er das gerade wirklich gesagt? Smalls hielt sich
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