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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc.
Autoren: Matthew Delaney
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kennen. In wenigen Augenblicken werden Sie das Anwesen erwandern und sich ein Versteck suchen. Dem Gewinnerpaar winkt als Preis ein kostenloser Gencheck dank der freundlichen Unterstützung unseres Cheftechnikers bei Genico, Dr. Jack Smalls.«
    Livingston deutete auf Smalls, und von der Decke wurde ein Scheinwerfer auf ihn gerichtet. Plötzlich schauten dreißig, vierzig Augenpaare auf Smalls. Er lächelte, winkte, und der Scheinwerfer wanderte zu Livingston zurück.
    »Ich hasse es, wenn er das macht«, flüsterte Smalls seiner Frau zu.
    »Er meint es doch nur gut. Er findet, jeder soll mal im Scheinwerferlicht stehen.«
    So konnte nur ein Politiker denken. Aber selbst Smalls musste zugeben, dass der Preis attraktiv war: Ein Gencheck war nicht gerade billig; schließlich wurden dabei die gesamte DNA eines Menschen auf Gendefekte untersucht und eventuelle Schäden behoben. Es war eine Art genetischer Schönheitschirurgie, eines der wenigen Felder, in denen der Biotechnologieriese Genico noch das Monopol erringen musste.
    Hach, war das früher schön, als die Gewinner eines solches Spiels noch einen Apfelkuchen oder Tupperware bekommenhatten. Aber die Zeiten ändern sich nun mal. Nicht dass die Aussicht auf einen Gencheck ein Anreiz für Smalls gewesen wäre. Es war ungefähr so, als dürfte ein Kfz-Mechaniker als Siegespreis bei seinem eigenen Wagen das Öl wechseln.
    Es ging auf 23.30 Uhr zu.
    Livingston war mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, wie schon sein Vater vor ihm – und sein Großvater, sein Urgroßvater und so weiter. Traditionell sprach man in so einem Fall von »altem Geld«; bei den Livingstons handelte es sich sogar um altes politisches Geld, und das war noch besser. Und auch das Anwesen, auf dem sie nun Seeks spielten, hatte eine reiche Geschichte. Carnegie hatte hier schon gewohnt, und Astor. Im Zweiten Weltkrieg hatte Roosevelt in ebendiesem Ballsaal britische Diplomaten bewirtet, und Woodrow Wilson hatte genau hier beschlossen, die Friedenskonferenz nach dem Ersten Weltkrieg zu leiten und als erster amtierender US-Präsident über den Atlantik zu reisen.
    Und Jack Smalls hatte hier bei früheren Besuchen nicht nur ein-, sondern zweimal Sex mit seiner Frau gehabt. Was war im Vergleich dazu schon ein Präsident Wilson?
    »Wir sollten zur Bibliothek gehen«, flüsterte Linda. »Ich kenne da ein Eckchen, wo wir uns verstecken können. Livingston geht manchmal mit seinen Praktikantinnen dorthin.«
    »Wer hat dir das denn erzählt?«, fragte Smalls.
    »Mrs. Livingston.«
    Smalls schaute sich wieder um. Er hatte das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Und er hatte recht: In der Ecke stand ein Mann in langer schwarzer Robe und schwarzer Hose; auf dem Kopf trug er ein italienisches Barett mit Goldkrempe. Sein Gesicht war hinter einer mattgoldenen Maske mit langer Nase, zwei schwarzen Löchern für die Augen und einem verzerrt grinsenden Mund verborgen.
    Die Maske drehte sich in Richtung Smalls, doch ohne die Augen sehen zu können, ließ sich schwer sagen, wohin der Mann schaute. Jedenfalls machte er Smalls nervös, und rasch wandte er sich ab.
    Die Uhr schlug halb zwölf. Gedämpfter Jubel erhob sich unter den Partygästen, und die Band spielte eine flotte Melodie. Greeley verließ den Saal. Er sprach noch immer in seinen Kragen. Galileo (oder Magellan? Smalls war noch nie gut in europäischer Geschichte gewesen) ging mit Aphrodite, seiner Frau, an Mr. und Mrs. Smalls vorbei. Letztere erkannte Smalls sofort, denn in Mythologie kannte er sich aus. Die beiden hielten auf den hinteren Teil des Hauses zu.
    »Ich wünsche Ihnen allen viel Glück«, rief Livingston. »So lasset die Spiele nun beginnen!«
    Linda nahm Smalls’ Hand und führte ihn rasch von der Tanzfläche. Sie blickte auf die Uhr. »Wir haben nur zwanzig Minuten, um uns ein Versteck zu suchen. Beeilen wir uns!«
    Linda war immer schon ehrgeiziger gewesen als Smalls. Das entbehrte nicht einer gewissen Ironie, denn soweit Smalls wusste, verbrachte sie ihre Tage damit, Tennis im Club zu spielen, zu segeln oder Reitstunden auf Tanaway zu nehmen, ihrem vierjährigen Araber. Aber es behauptete ja auch niemand, alle modernen Frauen müssten arbeiten, nicht wahr? Linda jedenfalls schien das Leben in vollen Zügen zu genießen, und dafür brauchte sie nur zwanzigtausend Dollar im Jahr an Clubbeiträgen und mickrige siebentausendfünfhundert für den Gaul. Ach, was wir nicht alles für die Liebe tun … oder bezahlen.
    Alles in
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