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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc.
Autoren: Matthew Delaney
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allem hätte es Smalls aber nichts ausgemacht, hätte seine Frau sich ein günstigeres Hobby ausgesucht. Gärtnerei zum Beispiel. Das war verhältnismäßig billig, und man bekam sogar was zu essen dafür, was man von Lindas derzeitigerFreizeitbeschäftigung nicht gerade sagen konnte, denn man konnte weder einen Tennisball noch ein Focksegel verkonsumieren. Das Pferd … okay, das konnte man essen; allerdings wäre es eine verdammt teure Mahlzeit gewesen.
    Sie verließen den Ballsaal und eilten einen langen Gang hinunter.
    »Weißt du, wo wir hinmüssen?«, fragte Smalls.
    Seine Frau nickte. »Ich glaube schon. Die Bibliothek müsste oben sein.«
    Sie eilten die Südseite des Hauses entlang. Durch die großen Buntglasfenster hatte man einen guten Blick auf die 5th Avenue. Dann und wann sahen sie auf dem Weg durch die verschiedenen Räume seltsame Dinge, darunter einen gepanzerten Ritter und eine Kammerzofe, die sich unter ein breites Bett zwängten. Überall in den mehr als fünfzig Zimmern des Anwesens suchten Paare nach Verstecken.
    Smalls und seine Frau erreichten den Fuß einer breiten Treppe und machten sich auf den Weg nach oben. Linda schien genau zu wissen, wohin sie wollte. Auch oben gab es wieder Räume und Gänge und Flure … und nach zehn Minuten, nachdem sie an mehr Zimmern vorbeigekommen waren, als zehn Familien hätten nutzen können, geschweige denn Livingston und dessen Frau, blieb Linda unvermittelt stehen.
    »Ich glaube, wir sind da.«
    »Wurde aber auch Zeit.« Smalls schnappte nach Luft. »Würde ich hier wohnen, wäre ich in verdammt guter Form. Allein um ein Buch zu lesen, müsste ich jedes Mal zwei Meilen latschen. Aber wenn ich mir Livingston so anschaue, liest er offensichtlich nicht viel.«
    Linda ging durch eine offene Tür zu ihrer Linken. Smalls folgte ihr. Dann blieb er stehen und schaute sich um. Das hier war definitiv eine Bibliothek. Der kleine Saal war voller Bücherregale, die sich über zwei Stockwerke hinzogen; in zehn Fuß Höhe lief eine Galerie um den Saal herum. Links von ihnen befand sich ein Marmorkamin an der Wand; der Stein schimmerte im Licht zweier Lampen. Auf dem Boden lag ein Orientteppich von der gleichen rostroten Farbe wie die Bücherrücken; darauf standen vier dick gepolsterte Sessel. Im hinteren Teil hing ein großer Spiegel an der Wand; der Rahmen war mit Blattgold verziert.
    Linda ging zu dem Spiegel. Erst schaute sie sich den Rahmen an; dann legte sie die Hände ans Glas und versuchte hindurchzuschauen.
    »Was tust du da?«, fragte Smalls.
    Linda antwortete nicht. War der Wettkampfgeist seiner Frau erst geweckt, war sie nicht mehr in der Stimmung für Konversation. Eine schwarze Fernbedienung, ähnlich der eines Fernsehers, lag auf einem der Sessel. Smalls nahm sie und drückte den Powerschalter oben rechts. Ein Klicken ertönte irgendwo an der Wand, und der Spiegel glitt einen Zoll heraus. Linda packte den Rahmen, und das ganze Ding schwang nach außen wie eine große Tür.
    Hinter dem Spiegel befand sich ein kleiner, gemütlicher Raum mit Bett, Lampe und einem eyeScreen über dem Sekretär. Auf dem Tisch stand eine Flasche Wein, was in Smalls den Verdacht weckte, dass Linda das alles geplant hatte. Manchmal war sie sehr einfallsreich.
    Über dem Bett befand sich ein einzelnes Fenster, durch das man in den dunklen Garten hinter dem Haus blicken konnte. Greeley rauchte gerade eine Zigarette und ließ den Blick über den Garten schweifen, als zwei Gestalten an ihm vorbeihuschten: ein Gespenst, in eine weiße, zerlumpte Decke gehüllt, und eine Hexe mit grauem Haar und bleich geschminktem Gesicht. Draußen schlug die große Uhr Mitternacht, gefolgt voneiner zweiten in der Bibliothek; beide schlugen fast im Einklang.
    Mitternacht. Mitternacht. Mitternacht.
    »Also los, mögen die Spiele beginnen …«, flüsterte Mrs. Smalls.
    Die Spiegeltür stand noch auf und gab den Blick auf die restliche Bibliothek und den Gang dahinter frei.
    »Sollten wir die Tür denn nicht zumachen?«, fragte Smalls.
    »Ich bitte darum.«
    Langsam ließ seine Frau den vergoldeten Spiegel wieder zugleiten. Ein Klicken ertönte, als er geschlossen und die Smalls in dem kleinen Raum eingesperrt waren. Von innen war das Spiegelglas durchsichtig. Ein netter Trick, der es Smalls und seiner Frau erlaubte, in die Bibliothek zu schauen. Und ohne die Fernbedienung, die Smalls noch immer in der Hand hielt, konnte niemand den Raum betreten und sie deshalb auch nicht finden … Es sei denn
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