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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc.
Autoren: Matthew Delaney
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führte zur Eingangstür des Westflügels. Im Inneren brannte Licht. Leise schob Roosevelt die Tür auf und betrat die langen, einst so sterilen Gänge.
    Wände und Decken waren weiß gestrichen, doch von steriler Sauberkeit konnte keine Rede mehr sein. Überall hatte sich Schimmel ausgebreitet. Pflanzen krochen durch die zerbrochenen Fenster, und Müll und Tierkot faulten in den Ecken.
    Vor fünfzig Jahren war Roosevelts Vater hier erschaffen worden. Dies hier war Teil seiner Familiengeschichte und ein Teil von ihm selbst.
    Weiter vorne schlug plötzlich Metall auf Metall und riss Roosevelt aus seinen Gedanken. Er verlangsamte seine Schritte und duckte sich. Ein Stück voraus stand eine Tür offen; eine einzelne Lampe brannte im Raum dahinter. Roosevelt schlich näher heran und spähte vorsichtig um die Ecke. Im Inneren des Raumes standen Reihen von Computermonitoren; dahinter waren große Biotanks zur Züchtung von Transkriptoren zu sehen. Einige dieser Tanks waren gefüllt. Menschenähnliche Westen schwammen darin; ihre Gesichter waren so glatt wiedie Maschinen, die ihr Wachstum förderten. Es sah so aus, als hätte Saxton hier die neuen Transkriptoren für Ituri produziert.
    Hier also hatte Genico seine düsteren Geheimnisse vergraben.
    Dunkelrotes Licht fiel durch die Fenster, als die Sonne im Westen den Horizont berührte. Und dort, in der hintersten Ecke des Labors, sah Roosevelt ihn: Saxton war über einen Monitor gebeugt und tippte wild auf einer Tastatur.
    Roosevelt versteckte sich nicht länger, sondern ging auf seinen Stiefbruder zu. Als Saxton die Schritte hörte, fuhr er herum. Eine Sekunde lang war er verwirrt, als er seinen Stiefbruder sah; dann entglitten ihm die Gesichtszüge.
    »Roosevelt«, sagte er. »Wie hast du …?«
    »Wie ich überlebt habe? Indem ich für diesen Augenblick gelebt habe.«
    Saxton war noch immer wie benommen. Er sah älter aus, als Roosevelt ihn in Erinnerung hatte. Seine Haut war welk geworden und zeigte ein ungesundes Gelb vom jahrelangen Drogenmissbrauch. Während Roosevelt stärker geworden war, war sein Stiefbruder verfallen. Aber er war noch immer derselbe Mensch, der Roosevelt in die Hölle geschickt hatte.
    »Es ist vorbei«, sagte Roosevelt.
    Saxton verdrehte die Augen. »Was willst du denn tun? Mich ausliefern? Du bist ein Transkriptor. Wer wird dir schon glauben?«
    »Ich werde dich nicht an die Polizei übergeben. Ich werde dich töten.«
    Saxton wirkte für einen Moment verunsichert, fasste sich aber rasch wieder. »Wie ich sehe, hast du endlich zu hassen gelernt.«
    »Du hast ja keine Ahnung, was dieses Wort bedeutet. Duweißt nicht, was Hass ist. Du kannst es dir nicht einmal vorstellen.« Roosevelt schüttelte den Kopf. »Du hast mir alles genommen.«
    »Du konntest dich schon immer nur beschweren«, entgegnete Saxton. »Diese Leute haben kein sauberes Wasser … diese Leute hungern … diesen Leuten geht es so furchtbar schlecht. Blablabla. Und? Wo sind diese Leute jetzt? Wo sind die armen Opfer, denen du geholfen hast? Können sie dich zu einem Menschen machen? Letzten Endes bist du allein. So wie Dad mich verlassen hat. Und dich. Und denk an die viele Arbeit, an all die Zeit, die aufgewendet wurde. Was hat es gebracht? Du hast noch immer keine Seele! Du willst mich töten? Egal was du tust, ich werde immer ein Mensch bleiben und du ein Transkriptor.«
    »Ich bin menschlicher, als du je begreifen wirst.« Roosevelt trat auf seinen Stiefbruder zu und hob die Waffe. Saxton drehte sich blitzschnell zur Tastatur um und nickte zu den Biotanks mit den sich noch entwickelnden Transkriptoren.
    »Töte mich, und ich werde sie töten«, sagte er. »Ich muss nur auf diesen Knopf drücken.«
    Seine Finger schwebten über der Tastatur.
    »Nur zu«, sagte Roosevelt. »Es sind doch nur Transkriptoren.«
    »Aber dieser spezielle Tank enthält einen Transkriptor, der dich interessieren wird.«
    Saxton wollte offensichtlich Zeit schinden. Bestimmt würde er sich jetzt irgendeinen Transkriptor ausdenken, von dem er glaubte, dass er Roosevelt nahestand.
    »Sag mir jetzt nicht, du hättest meinen Vater«, sagte Roosevelt. »Du hast mich früher oft genug an der Nase herumgeführt, aber das ist vorbei.«
    »Nein, dein Vater ist es nicht«, sagte Saxton. »Es ist Dolce.«
    Roosevelt spürte Wut in sich aufsteigen. »Das ist eine Lüge!«
    »Sie war ein Genico-Projekt. Es war nicht schwer, ihre Daten zu finden, und dann musste ich nur den Tank programmieren. Wie es sich wohl
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