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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kilometer hinweg mußten sie sichtbar sein. Sie schwebten rot gleißend in einem weiten Bogen über das Land und verzischten wie ein erlöschender Stern.
    Aber nichts rührte sich. Nur die Einsamkeit antwortete mit Schweigen.
    Was hat ein Mensch hier zu suchen …
    Der Gouverneur hatte die Piloten der Suchflugzeuge in seinem Büro versammelt, stand vor einer großen Wandkarte und fuhr mit einem Lineal über einige Planquadrate. Ab und zu tippte er mit dem Lineal auf bestimmte Stellen.
    »Hier waren Sie nicht!« sagte er knapp und laut. »Und hier nicht – und hier auch nicht. Ich kenne Ihre Argumente, meine Herren: Dort können die Vermißten nicht sein. Nach menschlicher Logik haben Sie recht … Nach dem Reiseplan, den Mr. Herbarth und die anderen in Kings Canyon angegeben haben, müssen sie im Westen sein. Falls aber die gestohlenen Sachen, die Pinter bei den Aboriginals sichergestellt hat, von ihnen stammen, dann waren sie plötzlich im Süden. Das alles ist sehr dubios. Wo sie überhaupt hinwollten, weiß keiner. Trotzdem möchte ich, daß heute die Gebiete abgesucht werden, in denen sie nicht sein können, wenn wir uns nur auf unsere Logik verlassen. Ich erwarte am Abend Ihre Meldungen, meine Herren.«
    Gegen vier Uhr nachmittags ging bei der Zentrale in Ayers Rock die Meldung des Hubschraubers XA 10 ein. Sergeant Pinter rief aufgeregt in sein Mikrophon: »Wir befinden uns zwei Meilen östlich vom Lake Neale und haben gerade eine rote Leuchtkugel am Himmel gesehen. Wir drehen bei und fliegen die Richtung an. Bitte verständigt sofort das Hauptquartier.«
    Pinter und Fred starrten in ihrer Glaskanzel in die Ferne. Sie waren tiefer gegangen und flogen jetzt in dreihundert Metern Höhe über die trostlose Wüste. »Wenn sie das sind«, sagte Pinter, »sollte man das dem Papst als Wunder melden. Hier hätte sie nie einer gesucht. Das ist ein Land ohne Menschen. Da fährt auch keiner durch. Und wenn das wirklich eine Leuchtkugel war, dann …«
    »Da ist wieder eine!« rief Fred und zeigte seitlich aus der Kanzel. »Da!«
    »Genau am See!« Pinter nahm direkten Kurs … Die Leuchtkugel schwebte an einem kleinen Fallschirm noch immer am Himmel. »Fred, soviel Glück gibt's gar nicht. Ich wollte hier gar nicht hin, weil es völlig sinnlos ist. Wenn die keine Leuchtkugeln hätten …«
    »Hätte sie niemand mehr gefunden.«
    »Vielleicht in einem Jahr, durch Zufall … Fred, ich sehe sie!«
    »Zwei Wagen … Sie sind es. Hurra! Hurra!« Fred trommelte mit den Fingern gegen die Glaskanzel.
    »Aber da ist nur einer, der winkt …«
    »Es waren fünf.« Pinter drückte den Hubschrauber tiefer hinunter. »Wir werden gleich wissen, was da passiert ist …«
    Die Akazien und Wüstenpappeln bogen sich unter dem Luftdruck der Rotorflügel.
    Boabo war der einzige gewesen, der am Nachmittag das ferne, ganz leise Motorengeräusch am Himmel gehört hatte. Seine Sinne und Instinkte waren doch noch besser als die der Weißen, das tröstete ihn etwas in seiner Trauer, kein vollwertiger Aboriginal mehr zu sein.
    Er gab seine Entdeckung nicht an Wolf oder Cher weiter, sondern rannte zum Toyota und holte die letzte Kiste mit Leuchtkugeln heraus. Waren sie ohne Wirkung verschossen, hatten sie nichts mehr, um auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht noch ein großes Feuer mit Rauchsignalen – aber wer achtet schon auf so etwas? Hier denkt man eher an einen Buschbrand, wenn überhaupt ein Mensch durch dieses rote Land zieht.
    Boabo kniete sich auf die Erde, küßte sie und beschwor die allmächtige Mutter, ihm zu helfen. Er trug vom Lagerfeuer einen brennenden Ast bei sich, streichelte damit den roten Sand und wußte, daß die große Mutter Erde diese Ehre und Liebe zu schätzen bereit war.
    Nach dieser flehenden Liebkosung sprang Boabo auf, lud die dickläufige Signalpistole und feuerte die nächste rote Leuchtkugel ab. Noch während sie an ihrem Fallschirm heruntersank, sah er weit entfernt am Himmel den kleinen schwarzen Fleck, der schnell größer wurde und zu ihm kam. Das Motorrattern wurde lauter.
    Noch einmal feuerte Boabo eine Leuchtkugel ab und breitete die Arme aus und winkte und hüpfte umher, als der Hubschrauber deutlich erkennbar wurde, eine Riesenlibelle am glutenden blaßblauen Himmel, über dem See stehenblieb und sich dann langsam senkte.
    Aus dem Zelt kroch Cher, aus dem Bus stürzte Wolf. Chick lebte noch, aber es waren höchstens noch ein paar Stunden, die er vor sich hatte. Wolf hatte ihm Antibiotika und
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