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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschlagener Haken, der ein dumpfes ›Plopp‹ verursachte.
    Chick streckte sich, erschlaffte und lag still. Boabo sah Wolf begeistert an.
    »Ein klassischer K.o.«, sagte er anerkennend. »Jetzt können wir ihn in aller Ruhe behandeln.«
    Cher und Sally schleppten die Medizinkiste heran, und Cher schrie auf, als sie Chick leblos im Sand liegen sah.
    »Ist er schon ohnmächtig? Stirbt er schon?« schrie sie. Sie warf sich neben ihn auf den Boden, umfaßte seinen Kopf und küßte ihn in wilder Verzweiflung. Boabo drückte unterdessen an der aufgeschlitzten Wunde herum, um noch mehr Blut aus ihr herauszupressen. Sally öffnete die Klappschlösser der Kiste.
    »Chick lebt und wird weiterleben, Cher«, sagte Wolf und schob sie sanft von ihm weg. »Er ist nur k.o.!«
    »Du Wüstling!«
    »Ich mußte es tun. Man kann einem um sich schlagenden Menschen keine Spritze geben.«
    Sally hatte den Spritzenkasten gefunden und brach eine Einwegspritze aus der Plastikumhüllung. Wolf suchte unter den Ampullen das Gegengift, ein Serum nicht speziell gegen das Gift der Mulgaschlange, sondern eines gegen Schlangenbisse allgemein. Er wußte, daß es nur eine Notmaßnahme war, eine Verringerung des Risikos.
    Er brach den Hals der Ampulle ab, zog die Spritze mit dem Serum auf und wollte es Chick in die Armvene injizieren. Mit Schrecken stellte er fest, daß er sich nicht informiert hatte, ob man das Gegengift in den Muskel oder in die Vene spritzen muß; sie hatten in Alice Springs alles gekauft, was man an Medikamenten brauchen könnte, aber nicht nach der Anwendung des Serums gefragt. Sally merkte Wolfs Unsicherheit, als er Chicks Arm abband, die Vene abtastete und dann die Nadel flach hineinstieß.
    »Was ist?« flüsterte sie ihm zu, damit es Cher nicht hörte.
    »Ich weiß nicht, ob es richtig ist …«, flüsterte er zurück.
    »Was?«
    »Die intravenöse Injektion. Vielleicht gibt es einen Schock, eine Herz- oder Atemlähmung – oder gar nichts. Oder es war richtig … Ich weiß es wirklich nicht …«
    Chick schlug die Augen auf, schüttelte den Kopf, ließ Cher eine Weile vor Glück weinen und suchte dann mit dem Blick nach Wolf. Er sah ihn auf der Medizinkiste sitzen.
    »Junge, hast du einen Schlag«, sagte er rauh. »Hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
    »Ich habe mich selbst darüber gewundert, Chick. Aber nur so ging's …«
    »Wie steht's mit mir? Ehrlich.«
    »Wir müssen jetzt abwarten, Chick. Was man tun konnte, haben wir getan. Boabo hat den Biß ausgesaugt und die Wunde kräftig bluten lassen, du hast das Serum bekommen … Nun zeig mal, was für'n kraftvoller Kerl du bist, und nimm den Kampf auf.«
    Chick nickte, stand mit Hilfe von Boabo und Wolf auf und humpelte zum Wagen. Noch immer lief Blut aus der aufgeschnittenen Wunde, eine schmale Blutspur kennzeichnete seinen Weg, und das war gut so. Je mehr Blut er verlor, um so weniger konnte das Schlangengift in die Blutbahn gelangen. Es wurde herausgeschwemmt.
    Wolf half Chick, sich anzuziehen, wusch dann die Wunde aus, desinfizierte sie mit Merfen orange und verband sie.
    Chick schien den Schlangenbiß überstanden zu haben; mit großem Appetit aß er das Abendessen – Linsensuppe mit Speck und Räucherwurst – trank seinen Tee und kroch dann ins Zelt.
    »Cher, komm bald nach!« rief er von drinnen. »Ein armer, kranker Mann braucht dringend eine Betreuung …«
    Bevor sie im Lager alle Lichter löschten, ging Boabo mit dem starken Handscheinwerfer die Umgebung ab. Er hatte das Beil wieder mitgenommen und tastete sich vorsichtig weiter. Ein paarmal hörte Wolf klatschende Schläge, dann kam Boabo wieder zurück und steckte die Schneide des Beils in das verglimmende Feuer.
    »Drei Mulgas«, sagte er. »Es sind bestimmt noch mehr hier. Wir sollten heute nicht bei offenen Türen schlafen.«
    In der Nacht, es war gegen drei Uhr, wurde Wolf von Cher wachgerüttelt. In ihren Augen stand schreiende Panik, ihr Gesicht war vor Angst verzerrt.
    »Chick …«, stammelte sie. »Wolf, sieh dir Chick an. Er ist so … so merkwürdig …«
    Im Zelt saß Chick auf dem Schlafsack. Seine Augen waren geweitet, starr und von einem gläsernen Glanz. Ein leises Pfeifen begleitete seinen Atem.
    »Cher stellt sich an, als ob ich auf die letzte Reise ginge«, sagte er mit tonloser Stimme, als Wolf ins Zelt kroch. »Dabei ist überhaupt nichts los. Ich kann nur nicht schlafen …«
    Wolf schob schweigend die Lampe näher und beleuchtete Chicks Bein. Es war angeschwollen und glasig und
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