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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen
Autoren: P.C. Cast
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weggelaufen!«, rief Mikki. Dann senkte sie die Stimme, denn mehrere Köpfe hatten sich zu ihnen umgedreht. »Sie wissen doch von dem Blut, nicht wahr? Das verstehen Sie doch irgendwie.«
    »Ja, Ihr Blut nährt die Rosen. Wie sollte ich das nicht wissen? Durch unsere Adern fließt dasselbe Blut, Mikado.« Sevillana berührte Mikkis Hand in einer sanften Liebkosung, die Mikki so sehr an ihre Mutter erinnerte, dass ihr einen Moment der Atem stockte. »Im Krankenhaus damals habe ich Ihnen gesagt, ich heiße Sevillana Kalyca, und das ist auch tatsächlich ein Teil meines Namens. Aber meinen Familiennamen benutze ich kaum – es ist zu schwer für mich, ihn zu hören und zu wissen, dass ich ihn aufgegeben habe, obwohl es schon so lang her ist. Mein wahrer Name ist Sevillana Kalyca Empousai. Ich war die erste Empousa, die aus dem Reich der Rose geflohen ist. Als ich Ihnen begegnet bin und die Kraft des Blutes in Ihnen spürte, habe ich gehofft, ich wäre auch die letzte Empousa.«
    »Ich bin nicht weggelaufen«, wiederholte Mikki wie betäubt und starrte die Frau an, von der sie jetzt wusste, dass sie ihre Vorfahrin war. »Ich bin gestorben.«
    »Die Zeit vergeht anders im Reich der Rose, aber es kann trotzdem noch nicht Beltane gewesen sein.«
    »Der Winter hat gerade angefangen.« Verwirrt runzelte Mikki die Stirn. »Aber das Wetter hatte nichts damit zu tun. Traumdiebe waren in das Reich eingedrungen.«
    Sevillana drückte die Hand aufs Herz, in einer seltsamen Imitation von Mikkis Bewegung vorhin. »O Göttin, nein!«
    »Es war meine Schuld. Sie haben mich getäuscht. Ich habe sie eingelassen. Asterius hat sie getötet – aber ich glaube, man kann sie nicht wirklich töten, deshalb ist es nicht das richtige Wort, aber er hat sie verjagt und zurück in den Wald getrieben.«
    »Asterius?«
    Mikki musterte Sevillana. Diese Frau war diejenige, über die nicht gesprochen wurde. Sie war zumindest zum Teil dafür verantwortlich, dass Hekate das Reich und Asterius mit einem Zauberbann belegt hatte. Nun, Mikki war nicht mehr im Reich der Rose, und sie wollte endlich wissen, was passiert war.
    »Asterius ist der Name, den der Wächter von seiner Mutter bekommen hat.«
    Mikki betrachtete Sevillana aufmerksam und sah Überraschung und Unbehagen in ihren Augen flackern. »Ich möchte wissen, was zwischen euch beiden passiert ist. Alles.«
    Sevillana starrte aus dem Fenster, während sie antwortete, und ihre Stimme nahm einen Singsangton an, als würde sie eine Geschichte erzählen, die von einer Generation zu anderen weitergegeben wurde. »Ich war jung und nicht nur töricht, sondern vor allem selbstsüchtig. Ich liebte die Macht der Empousa so sehr, dass ich nicht bereit war, sie abzugeben. Als Beltane näherrückte, redete ich mir ein, dass es nur recht und billig für mich wäre, dem mir auferlegten Schicksal zu entfliehen. Dass ich anders wäre. Aber ich wusste, dass ich den Wald nicht ohne Schutz durchqueren konnte. Deshalb überredete ich den Wächter, seine Pflicht zu vernachlässigen und mich durch den Wald zum Tor der gewöhnlichen Welt zu begleiten.«
    »Sie haben ihn verführt?« Auf einmal wurde es Mikki kalt.
    »Nur mit Worten. Ich wäre nie mit einem wilden Biest ins Bett gegangen, aber ich ließ ihn glauben, dass ich dazu bereit war. Er hatte wenig Erfahrung mit Frauen. Aber seltsamerweise hat er mir bei der Flucht geholfen, obwohl ich ihn abgewiesen hatte.« Sevillana schüttelte den Kopf. »Ich habe viel darüber nachgedacht. Er hätte sich gegen mich wenden und mich mindestens dazu zwingen müssen, zurückzukehren und mich Hekates Zorn zu stellen. Aber stattdessen hat er nur kurz etwas gesagt, ist zur Seite getreten und hat mich gehen lassen.«
    »Er hat gedacht, Sie würden ihn lieben«, sagte Mikki hölzern.
    Sevillana blickte ihr in die Augen, und Mikki konnte sehen, dass sie überrascht war. »Genau das hat er gesagt – dass er mich liebte. Aber das ergab keinen Sinn. Wie konnte ein Tier eine Menschenfrau lieben?«
    »Er ist kein Tier!«, zischte Mikki, bleich vor Zorn. »Und Sie sind nicht gut genug für seine Liebe, wenn Sie den Mann in ihm nicht sehen konnten.«
    »Sie lieben ihn!«
    »Ja.«
    Eine Weile starrte Sevillana sie schweigend an, dann neigte sie leicht den Kopf vor ihr. »Bitte vergeben Sie mir, dass ich so hochmütig dahergeredet habe. Ich war damals ein junges, dummes Mädchen. Seither musste ich einsehen, dass ich mich in vielen Dingen geirrt habe, und das ist wohl meine letzte Lektion. Sie
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