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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung
Autoren: Sven Böttcher
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Bewegung und kam auf Erasmus zu. «Du hast dein Todesurteil ausgesprochen, Nichtswürdiger!», fügte er drohend an und saß im nächsten Augenblick in einer Baumkrone jenseits des Kreises.
    Erasmus drehte sich um. Gwydiot zuckte entschuldigend die Achseln.
    «Verzeihung», murmelte der Magier errötend. «Ich … wusste ja nicht, dass das so schnell geht. Ich wollte bloß nichts riskieren.»
    Hermes und Heimdall ließen Athene los. Was immer sie jetzt noch sagen mochte, schlimmer konnte es nicht kommen. Die Göttin der Weisheit lächelte stolz. Sie hatten es geschafft. Ihre Auserwählten. Einen hätte sie gebraucht, und jetzt waren sogar fünf gekommen. Erhobenen Hauptes machte sie sich auf den Weg zu den Sterblichen, und obwohl ihre Frisur und ihr Kleid infolge der Keilerei an eine Nachkriegsinnenstadt erinnerten, wirkte sie unglaublich majestätisch und unterstrich so, ganz am Rande, dass innerer Adel sogar durch Sackleinen strahlt.
    Erasmus wandte sich mit ausgestrecktem Arm an seine Begleiter. «Sie nicht!», sagte er.
    Zeus hangelte sich an den Ästen des Baumes nach unten und sah seine Felle davonschwimmen. Er holte tief Luft.
    «Poseidon! Ares! Hermes! Macht sie fertig!»
    Odin nickte. In seinem Auge war das die erste vernünftige Idee des Griechen.
    «Thor! Heimdall! Hermodur! Packt sie!»
    Sechs Götter schossen aus der Menge auf die Sterblichen zu. Diana konzentrierte sich auf Thor und beförderte ihn gedankenschnell auf die höchste Zinne von Asgard. Cameron hängte Poseidon kopfunter an die Front der bunten Tempelkette, Gwenddolau setzte Hermes neben Priapos ab, Gwydiot spielte unentschlossen mit Hermodur, ließ ihn zweimal auf die ägyptischen Tempel tippen und versenkte ihn dann in einem weit entfernten See, während Erasmus versuchte, Ares irgendwo hinter den Gebirgskämmen abzusetzen.
    Diana schmiss Heimdall durch das offene Tor der Asenfestung.
    Ares stürmte weiter.
    Erasmus suchte verzweifelt nach dem Zielort. Er wusste nicht, was hinter den Bergen lag, aber irgendetwas musste doch dort sein. Er versuchte sich Ares in einem Baum vorzustellen, in der Wüste, auf einem Felsen, in einem Meer, in einer Steppe, auf einer Wiese, in gallertartiger Masse, einem Schloss, Haus oder Apartment, einem Kühlschrank, einer Waschmaschine oder einem endlosen Garnichts. Es funktionierte nicht.
    Der griechische Kriegsgott hatte ihn fast erreicht.
    Gwydiot konzentrierte sich und setzte Ares in einem weit entfernten Apfelbaum ab. Das war zwar nicht besonders originell, aber äußerst effektiv. Diana atmete auf.
    Während Athene auf die Sterblichen zutrat, wurde das verärgerte Murmeln der anderen Götter lauter. Hier und da mischten sich jedoch auch verschreckte Töne in das allgemeine, verdrießliche Brummen.
    Athene blieb neben ihren Schützlingen stehen und hob die rechte Hand.
    «Seid gegrüßt, Sterbliche», sagte sie. «Ich freue mich, dass ihr den Weg gefunden habt.»
    «Das war nicht unser Verdienst», erwiderte Erasmus. «Hättest du Hödur nicht geschickt, um uns zu führen, wären wir nicht angekommen.»
    «Ich habe Hödur nicht geschickt», sagte Athene und lächelte ein sanftes Lächeln.
    «Ein Zufall?», fragte Gwydiot.
    «So scheint es», erwiderte Athene. «Du bist Gwydiot, nicht wahr?»
    «Der bin ich. Hocherfreut, Milady», sagte der Magier und verneigte sich.
    «Ich bin stolz auf euch. Aber woher wusstet ihr, dass ihr an diesem Ort Macht über uns habt?»
    «Das war seine Idee», sagte Cameron und deutete lässig auf Erasmus. «Scheint ’ne Menge Grips unter der Holzwolle zu stecken.»
    «Woher wusstest du es?», fragte Athene.
    «Oh.» Erasmus zuckte bescheiden die Achseln. «Intuition, schätze ich. Intuition und ein bisschen … Grips, wie Mr. Cameron sagen würde.»
    «Wie wär’s, wenn wir jetzt mal zur Abwechslung an die Blitze denken würden?», fragte Diana ungeduldig. Obwohl sie es nie zugegeben hätte, fand sie es nicht besonders anregend, dass eine Frau ihren Erasmus mit den Augen verschlang, ganz gleich, ob diese Frau nun eine Schuhverkäuferin war oder eine griechische Göttin. Es kostete sie einige Überwindung, nicht gleichzeitig an Athene und die geräumige Matschpfütze zu denken, die sie in einiger Entfernung entdeckt hatte.
    «Ja, du hast recht», sagte Erasmus und konzentrierte sich auf Zeus, Odin und das Grasstück neben Athene.
    Die beiden Götterväter landeten vor ihm. Zeus nestelte zerknirscht an seinem Umhang, während Odin unbehaglich an seinen Bartspitzen
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