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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman
Autoren: El mir Bourges
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Arcangeli?», fragte der junge Mann lebhaft.
    «Euer Hoheit müssen Vertrauen haben», rief der Italiener aus und zeigte ein Gesicht voll flammender Inbrunst. «Gott verdamme mich, wenn das hochnäsige Frauenzimmer die Ehre, welche Ihr ihr erweist, nicht hoch zu schätzen wüsste! Und zuallererst», fügte er hinzu, «werde ich ihr eigenhändig den verschmähten Brief übergeben.»
    Und hochrot und gestikulierend ließ Giovan den Brief in seine Tasche gleiten, obwohl seine Schwester und er diesen Wort für Wort kannten, denn er besaß neben anderen Fähigkeiten auch die, ein Siegel zarter als jeder andere auf der Welt zu erbrechen. Sodann erhob er sich, wollte Seine Exzellenz nun nicht länger behelligen, und als der junge Mann seufzte: «Ach! Du hast gut reden, Arcangeli, ich fürchte doch, nicht geliebt zu werden!», da flüsterte ihm der Italiener mit spöttischer Miene ins Ohr: «Glaubt mir, Herr Graf, Frauen muss man nehmen wie Schildkröten, man muss sie auf den Rücken werfen.»
    Der Italiener entwickelte dann tatsächlich einen so schönen Eifer (sonst könnte der junge Mann womöglich bei zu langem Warten der Parforcejagd müde werden), dass Emilia dem Grafen drei Tage später endlich ein Rendezvous im kleinen Gewächshaus des Palastes gewährte, allerdings unter der Bedingung, dass Giovan dabei wäre. Der listige Italiener war es auch, der dem entzückten Verliebten half, ihm bei seiner Toilette den Spiegel hielt und ihn, während er ihn fertig herrichtete, in väterlichem Ton schalt: «Ich möchte Eure Hoheit nicht so verrückt leidenschaftlich sehen. Was bedeuten schon die Frauen, Herr Graf?», und er schnippte mit den Fingern. «Ich selbst habe früher einmal eine große Dame geliebt», gab er zu; «nun ja! Drei oder vier Kavaliere, die ihre Galane waren, wünschten schließlich nichts mehr, als von ihr verlassen zu werden.»
    Dieser Begegnung folgten viele andere und Arcangeli, wie vorherzusehen war, entledigte sich seiner Anwesenheitspflicht, indem er behauptete, seine Aufgaben beim Herzog nähmen ihn in Anspruch. Es ist wahr, dass ihm dieser kaum Muße ließ, war doch der Italiener zu einer unverzichtbaren Person im Haus geworden. Niemand hätte Seine Hoheit so baden, massieren, parfümieren können und ihm die Füße und Fußknöchel so zartfühlend bürsten können, wie er es vermochte; niemand brach so heftig in Bewunderung über Herzog Karl aus, presste dessen Halbstiefel gegen sein Herz, begeisterte sich über seine Arme, Beine, Schenkel und seine schlanke Taille: nicht zu vergessen, dass der Schlingel einzigartig darin war, ein Klistier zu verabreichen, Hühneraugen und Schwielen herauszuschneiden und die Gänsekiele vorzubereiten, die sein Meister üblicherweise verwendete.
    Bei einer recht besonderen Gelegenheit kam ihm die letztgenannte Fähigkeit mehr als jede andere zugute, dabei zeigte sich, dass der Herzog seine Gunst mit Gaben anzureichern wusste. Als er eines Tages diese Federn ausprobierte, hatte Giovan zufällig diese Worte hingekritzelt, die Seine Hoheit häufig wiederholte:
    An Herrn Smithson, meinen Schatzmeister …
    Der Herzog kam durch das Vorzimmer, erblickte das herumliegende weiße Blatt, las es, setzte sich und fügte unverzüglich den vom Italiener geschriebenen Worten hinzu:
    Zahlen Sie Arcangeli, meinem obersten Sekretär, die Summe von 3000 Pfund als Geschenk meiner Gunst.
    Er unterschrieb, siegelte mit seinem Ring, steckte das Schreiben in einen Umschlag und ließ den Brief überbringen. Auf diese Weise erfuhr Giovan von seinem neuen Glück, seiner Ernennung auf einen schon seit langen Monaten vakanten Posten, ohne dass man zuvor gewusst hätte, wem Seine Hoheit diese Ehre vorbehielt.
    Das Vertrauen, das Giovan genoss, schien auf festem Grund zu stehen. Er hatte den launenhaften Willen des Herzogs gezügelt und eine Macht über ihn erlangt, wie sie keiner seiner Rivalen ausübte. Von Herrn Smithson, so vollständig das Vertrauen auch war, das sein Herr in ihn setzte, war kaum etwas zu befürchten, da er ohne Unterlass von einem zum anderen Land eilte und gewissermaßen nur nach Paris kam, um frische Pferde zu nehmen. Der Herzog bezeichnete ihn lachend als «meinen Wachhund», da er seine unvorsichtig und abenteuerlich angelegten Millionen wahrhaftig schützte, verteidigte und zusammenhielt. Mal war er in Spanien, in den Salzgärten; mal in Mähren, wo Seine Hoheit mehrere Hochöfen betreiben ließ, jedenfalls war der Amerikaner immer und zu jeder Jahreszeit unterwegs,
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