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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition)
Autoren: Angela Schwarzer
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Headset und Sturmgewehr ausgestattet. Tom hatte zudem noch einen EMP-Granatwerfer am Gewehr montiert.
    Die Granatwerfer waren noch relativ neu auf dem Markt. Diese speziellen Waffen ermöglichten es, einen elektromagnetischen Impuls in einer größeren Distanz auszulösen. Die Granaten wurden einfach auf das Ziel geschossen und entfalteten erst nach dem Aufprall ihre Wirkung, wodurch sie flexibel gehandhabt und Zerstörungen räumlich begrenzt werden konnten.
    „Er ist noch auf dem Gelände“, brüllte Tom. „Passt auf, er ist bewaffnet! Sicherheitsabstand einhalten!“
    Nicht, dass seine Leute das nicht gewusst hätten, das waren schließlich keine Anfänger, aber die schreckliche Nervosität, die ihn vor jedem Einsatz befiel, zwang ihn regelrecht, selbst die banalsten Sachen laut auszusprechen. Außerdem war er der Einsatzleiter, er trug die Verantwortung. Tom hatte den Job bei dem privaten Polizeieinsatzkommando schon ein paar Jahre und er zählte zu den Besten – auch weil er es verstand, seine Angst in den Griff zu bekommen und die Gefahr dabei nicht zu unterschätzen.
    Eigentlich war es sein Traum gewesen, bei der richtigen Polizei anzufangen. Diesen Traum hegte er seit seiner Kindheit, aber die Polizeiakademie hatte ihn zunächst abgewiesen und dann einen Einstellungsstopp verkündet. Also war Tom für vier Jahre zum Militär gegangen, später kam er zu NT-Security. Auch nicht schlecht. Wenn der Polizeidienst die erste Wahl bedeutet hatte, dann war der Job bei NT-Security die zweitbeste.
    Die Firma funktionierte beinahe wie eine Unterabteilung der Polizei und arbeitete eng mit ihr zusammen, nur dass die Einsätze nicht vom Staat, sondern privat bezahlt wurden. Meist von Unternehmen, denen die Polizeiarbeit zu lange dauerte oder die besondere Wünsche hatten: Diebstähle, für die die Polizei keine Zeit hatte, sollten schnell aufgeklärt werden, ein Computerhacker sollte gestellt, jedoch nicht ins Gefängnis gebracht werden, jemand sollte aus dem Verkehr gezogen werden, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfuhr. Letzteres blieb allerdings eine Illusion. Jeder Einsatz wurde mit der Polizei abgesprochen. NT-Security hatte keine Handhabe, sich komplett unabhängig um einen Fall zu kümmern.
    Der heutige Einsatz war sogar direkt von der Polizeizentrale angewiesen worden: Ein außer Kontrolle geratener Roboter sollte unschädlich gemacht werden. Tom kannte Seriennummer und Funktionsweise der Maschine und er wusste in etwa, was passiert war. Es handelte sich um einen Arbeitsroboter, der seiner Aufgabe nicht mehr nachging und auf Anweisungen nicht reagierte, Modell RT. Das war schon der vierte in dieser Woche. Wahrscheinlich steckte der Fehler im System.
    Die sollten eine Rückrufaktion starten , dachte Tom und verzog die Lippen. Da dürften etliche Exemplare zusammenkommen.
    Später würde ein echter Polizist Zeugen anhören und die Berichte ins Protokoll eintragen, aber zunächst musste die Maschine ausgeschaltet werden, damit ihre Fehlfunktion keine weiteren Opfer forderte.
    „Zehn Meter Sicherheitsabstand!“, rief Tom und presste die Kiefer zusammen, um sich zu zwingen, endlich mit der Schreierei aufzuhören. Er war ein kräftiger Mann Anfang Vierzig, der einige Erfahrung in seinem Job hatte. Er verstand im Grunde selbst nicht, warum ihn diese Furcht jedes Mal befiel. Er wusste nur, dass er den Nervenkitzel trotz allem brauchte. Wenn der Einsatz abgeschlossen war, würde er wie gewöhnlich in die Kneipe an der Ecke gehen, einen Whisky auf seinen Erfolg trinken und sich auf die Schulter klopfen. Gut gemacht Tom! Du hast sie besiegt! Den Gegner und deine Angst . Ja, das würde er machen und danach würde er nach Hause gehen, sich neben seine Frau ins Bett legen, beobachten, wie sie im Schlaf leicht die Nasenspitze über seinen Alkoholgeruch rümpfte, ihr auf ebendiese Nasenspitze einen Kuss geben und zufrieden einschlafen. Und noch bevor das erste Dämmerlicht des anbrechenden Morgens ins Zimmer drang, würde er Nina wecken, ihr das Nachthemd über die Brüste schieben und auf den festen Griff ihrer Hände warten, mit dem sie ihn auf sich zog.
    Tom lächelte und vergaß seine Furcht tatsächlich einen Augenblick lang. Entschlossen sprintete er an seinen Leuten vorbei auf das Gelände der Baufirma. Alles in allem dürfte es keine sehr schwierige Aufgabe sein, den Roboter aus dem Verkehr zu ziehen. Ein gezielter Schuss aus seinem EMP-Granatwerfer sollte ausreichen.
    Er war nun am Haupttor angekommen. Tom
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