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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition)
Autoren: Angela Schwarzer
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zu Mami.“ Vince warf einen spöttischen Blick zu Vera, die sich mit beiden Händen am Hocker festklammerte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    „Was wollen Sie von meinem Sohn?“, flüsterte sie. Vince lachte auf und spielte mit seinem Messer. „Das Gleiche wie von Ihrem Mann.“ Er betrachtete Vera mit vor Abscheu verzerrten Gesichtszügen.
    „Aber er hat doch niemandem etwas getan“, wandte Vera leise ein. Vince rammte sein Messer in den Mahagonitisch. „Hör auf, mit mir zu diskutieren!“, zischte er. „Das macht mich nur wütend.“
    Vera schwankte auf dem Hocker. Ihr war schlecht. Sie musste raus, an die frische Luft.
    Bleib wo du bist, Ben, dachte sie . Du warst den ganzen Abend weg. Lass dir bloß nicht einfallen, ausgerechnet jetzt aufzutauchen!
    Am liebsten wäre sie einfach aufgestanden und hätte dieses Haus, das nicht mehr ihr gehörte, verlassen. Nur für zwei Minuten atmen können …
    Sie spürte, dass sie kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren. Aber sie verstand, dass sie wach bleiben musste.
     
    •
     
    Tom war mit seinen Leuten fast am Hinterausgang des Lagers angekommen. Das Headset baumelte lose über seiner Schulter. Vorsichtig bewegte sich die Gruppe versetzt zu beiden Seiten des Hauptganges auf die Tür zu. Die Lagerhalle war unübersichtlich und Tom hatte keine Ahnung, wo RT 501 tatsächlich steckte, aber Job war Job und er musste ihn zu Ende bringen.
    Er beugte sich ein Stück nach vorn, um den Ausgang besser sehen zu können. Bei dem Gedanken, dass sie gleich wie Lemminge durch das Loch in der Tür steigen mussten, war ihm unwohl.
    „Luis, Anne, gebt mir Deckung!“, flüsterte er in das Mikrofon seines Headsets. „Ich komme jetzt raus.“
    Widerstrebend steckte er sich die Kopfhörer ins Ohr und wartete auf Antwort. Aus den Hörern drang nur ein dünnes Knistern.
    „Hört ihr mich? Code 10!“ Keine Antwort.
    Tom klopfte prüfend gegen das Gerät. Dann schaltete er sein Mikrofon auf stumm, gab seinen Leuten per Handzeichen den Befehl, zwei Minuten zu warten und schlüpfte durch das Loch in der Tür.
    Der enthauptete Tote lag noch genauso da, wie er ihn gefunden hatte. Aber einige Meter von der Tür entfernt bemerkte Tom einen großen dunkelroten Fleck, der ihm vorher nicht aufgefallen war und der sich zum Gebäude hin verdünnte. Tom biss die Zähne zusammen und folgte der Blutspur einige Meter. Sie führte um das Lagerhaus herum zum Haupteingang. Seine Leute, die draußen Wache halten sollten, waren nirgends zu sehen. Tom beschlich eine düstere Ahnung und er zwang sich, nicht daran zu denken, was mit ihnen passiert sein könnte. Nicht jetzt! Ausrasten konnte er später!
    Aufmerksam musterte er das Gelände. Er hoffte, im Schatten zwischen den Laternen etwas zu erkennen, aber abgesehen von der Blutspur fiel ihm nichts auf, was nicht auch vorher schon da gewesen war.
    Er lief zurück zum Hinterausgang und wartete auf seine Leute. Zwei Minuten waren vorbei. Einer nach dem anderen schlüpfte durch das Loch und bezog Stellung. Tom atmete auf. Fast hatte er befürchtet, allein dazustehen.
    „Hab alles im Griff“, log er sich an und verzog das Gesicht. Die anderen sahen ihn an und warteten auf weitere Befehle.
    „Okay“, sagte Tom leise. „Zum Haupteingang! Und schaltet die Mikros ab! Er kann uns vielleicht hören.“
    Die anderen nickten. Eng an die Wand geduckt schlichen sie Richtung Haupteingang. Tom lief voraus. Die Sohlen seiner Schuhe waren wie die seiner Mitarbeiter mit einer Spezialbeschichtung versehen, die es ihnen ermöglichte, sich lautlos zu bewegen. Trotzdem war ihr Vorgehen riskant. Der gesamte Platz war so hell beleuchtet, dass es kaum Versteckmöglichkeiten gab. Ihm fiel ein leises Summen auf, das aus dem Gebäude drang. Tom überlegte, ob das Geräusch schon die ganze Zeit da gewesen war und er es bislang nur nicht bemerkt hatte. Immerhin könnten die Kopfhörer seine Hörfähigkeit eingeschränkt haben.
    Dann blieb er abrupt stehen. „Code fünf!“, flüsterte er in sein Mikrofon. Gefahr. Ihm fiel ein, dass er das Mikro abgestellt hatte und er fluchte lautlos.
    Der Haupteingang stand jetzt offen. Die Blutspur war dünner geworden, führte aber eindeutig durch das offene Tor ins Innere der Halle. Tom stellte sich seitlich vor den Eingang, sodass sein EMP-Granatwerfer in das Gebäude ragte, während er selbst draußen blieb.
    Unterschätze niemals deinen Gegner , dachte er. Das gilt allerdings auch für dich.
    Er winkte seinen Leuten, dass sie
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