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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Köstering
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sein Verhalten so eindeutig, dass
ich ihn umgehend festnehmen würde.«
    »Nur
gut, dass du nicht bei der Polizei arbeitest.«
    »Was
heißt das denn?«
    »Du
möchtest ja wohl auch nicht, dass ich eine Literaturabhandlung schreibe, oder?«
    Der
Kerl machte mich heute wütend. Ich schnappte mir zwei Bälle und schlug erneut
auf. Das zweite Ass. Ich gewann das erste Spiel zu Null. Das zweite Spiel war
nicht mehr so einfach, denn Siggi hatte Aufschlag. Ich gewann es dennoch knapp
nach mehrfachem Einstand. Das erste Break. Auch das folgende Aufschlagspiel
konnte ich für mich entscheiden. Wir setzten uns zur routinemäßigen Pause auf
die Bank.
    »Hendrik,
ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
    »Solange
es nichts mit deinem Fall zu tun hat …«
    »Könntest
du dich nächste Woche in Frankfurt bitte mit einem Freund treffen?«
    »Hört
sich erst mal unverfänglich an. Freund von dir oder von mir?«
    »Von
uns beiden.«
    »Aha. Klingt
verdächtig. Wer ist es denn?«
    »Richard
Volk.«
    »Kriminalhauptkommissar
Volk. So, so. Beruflich oder privat?«
    »Sagen
wir mal: halb und halb.«
    »Nein!«
    »Was
heißt hier Nein?«
    »Du
kennst mich. Nein bleibt Nein!«
    »Okay,
Sturkopf, wenn ich diesen Satz gewinne, machst du es. Wenn du gewinnst,
vergessen wir das Ganze. Abgemacht?«
    »Diesen
Satz? In dem du 0:3 zurückliegst?
    »Ja,
genau. Diesen Satz.«
    »Abgemacht.«
    Nach
der 3:0-Führung fühlte ich mich unbesiegbar. Das war mein Fehler. Siggi drehte
auf, rannte über den Platz wie einst Pete Sampras, holte jeden noch so
schwierigen Ball und gewann den Satz mit 6:4.
    Wir
legten eine außerplanmäßige Pause auf der Bank ein. Ich atmete schwer. »Also
gut«, presste ich hervor, »was soll ich tun?«
    »Ich
brauche Informationen über Reinhardt Liebrich.«
    »Also
doch.«
    »Natürlich,
aber sauber recherchiert und ohne Vorverurteilung. Richard weiß Bescheid, er
wird am Montag bereits vorarbeiten, ich möchte gern, dass er seine Ergebnisse
am Montagabend mit dir abgleicht. Du kennst dich im Theater besser aus als er.
Wir müssen alles wissen, was Liebrich dort in seiner Zeit am Frankfurter
Schauspiel getan hat, seine Resonanz bei den Kollegen und beim Publikum –
einfach alles, verstehst du?«
    Ich
nickte schwerfällig.
    »Er
ruft dich um 18 Uhr an, um einen Treffpunkt in einem Restaurant zu
vereinbaren.«
    »Ach,
so ist das, ein abgekartetes Spiel, alles schon vorbereitet …«
    »Moment
mal, wenn ich den Satz verloren hätte, wäre alles hinfällig gewesen. Kein Bier,
kein Schnitzel, kein Espresso.«
    Ich
musste lachen, obwohl ich gar nicht wollte. »Na schön, mehr als ein Gespräch
ist es ja nicht.«
    »Gut,
vielen Dank, Hendrik!« Er sah zufrieden aus. Ich spielte weiter, trotz
Schmerzen im Knie. Siggi hatte sich im ersten Satz ziemlich verausgabt, sodass
ich den zweiten mit 7:5 gewann. Ohne lange zu diskutieren, beschlossen wir, den
fälligen dritten Entscheidungssatz zu vertagen, und marschierten unter die
Dusche. Mein rechtes Knie war geschwollen, hoffentlich kam ich damit am Abend
die Treppe zum Theater hoch.
    Und immer
noch glaubte ich, mit dem Pajak-Fall nichts zu tun zu haben.

7. Im Deutschen Nationaltheater
     
    Eine leicht nervöse
Premierenstimmung begann sich in mir breitzumachen. Ich saß in der Küche, trank
einen letzten Espresso und wartete auf Hanna. Und ihr neues Kleid. Endlich kam
sie die Treppe herunter. Besser gesagt, sie schwebte die Treppe hinab wie ein
Filmwesen. Ich war beeindruckt. Ein langes dunkelblaues Kleid mit roten
Samtpassen – ich denke jedenfalls, dass man das so nennt – und einem roten
Seidenüberwurf, dazu trug sie die wunderschöne Perlenkette, ein Erbstück ihrer
Mutter, und den Diamantring, den ich ihr zur Hochzeit geschenkt hatte. Ich
kniete am Fuß der Treppe nieder und sagte feierlich: »Hanna, darf ich dich noch
einmal heiraten?«
    »Würdest
du das wirklich tun?«
    »Sofort!«
    »Ich
würde dich auch jederzeit wieder nehmen!«
    So
standen wir eine Weile da, sie auf der untersten Treppenstufe, ich auf der
Flurebene, wodurch wir uns direkt in die Augen sehen konnten. Leider war kein
Kuss möglich, der hätte den Lippenstift verschmiert. Da musste ich wohl bis zur
Hochzeitsnacht warten.
     
    Wir trafen uns mit Sophie und
Benno im Foyer des Deutschen Nationaltheaters. Die Spannung war rundherum
spürbar. Überall standen Menschen mit Sektgläsern in der Hand, unterhielten
sich gedämpft, blickten diskret zur Seite, um eventuell ein bekanntes Gesicht
zu erspähen.
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