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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Köstering
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noch in die Kirche
gebracht, am nächsten Tag war die Ölwanne gerissen. So war ich gezwungen, mir
endlich ein neues Fahrzeug anzuschaffen. Praktisch und verlässlich musste es
sein und genügend Platz bieten für meine 1,93 Meter Körperlänge. Ich entschied
mich für einen VW Passat Kombi. Mit nunmehr 52 Jahren besaß ich also zum ersten
Mal ein fabrikneues Auto. Während mein altes Vehikel den steilen Berg der
Humboldtstraße immer hochkriechen musste, zog uns der Neue locker und zügig
hinauf.
    Kurz
vor zwei stellte ich den Passat an der Tennishalle in der Buttelstedter Straße
ab. Siggi wartete schon in der Umkleide. Seine wie immer gut gebräunte Haut
kontrastierte besonders intensiv mit dem weißen Tennishemd.
    »Sorry,
bin etwas spät …«, sagte ich.
    »Kein
Problem, kenn dich ja.«
    »Hey,
Junge, so schlimm bin ich doch wohl nicht, oder?«
    »Nee,
nicht so schlimm, man kann sich wenigstens darauf einstellen.«
    Ich
hatte die Tennisschuhe angezogen, schnappte meine Tasche und die Dose mit den
Bällen.
    »Oh,
neue Bälle«, stellte Siggi fest. »Sehr gut, meine Alten haben kaum noch Druck.«
Damit lief er voraus in die Halle, den Seitengang entlang bis zum hinteren
Feld. Mehrere Spieler winkten ihm zu. Seine drahtige Gestalt und sein
glänzender Schädel waren ein unverkennbares Markenzeichen.
    »Ich
muss mal abschalten heute Nachmittag«, sagte Siggi, während wir die Taschen
abstellten. »Meine Leute sind weiter aktiv, habe ein gutes Team, Meininger
übernimmt so lange die Leitung der SOKO.«
    Damit
hatte er ungewollt meine während unseres Telefonats nicht gestellte Frage
beantwortet. Ich nickte, ohne weiter darauf einzugehen. Besonders zu meinem
speziellen Freund Kriminaloberkommissar Meininger hätte ich einiges sagen
können, aber ich schaffte es, den Mund zu halten. Nach dem Einspielen übten wir
einige Aufschläge und sammelten danach die Bälle ein. Wir trafen uns am Netz.
    »Wer
fängt an?«, fragte Siggi.
    »Vorname
alphabetisch.«
    »Gut, H
vor S«, er hielt mir die vier neuen Bälle hin, »beim nächsten Mal der Nachname,
Dorst vor Wilmut!«
    Ich
musste grinsen. »Geht klar!« Als ich nach den Bällen greifen wollte, zog er
seine Hand zurück.
    »Ich
habe gehört, du hast diesen Liebrich kennengelernt.«
    »Wolltest
du deswegen mit mir Tennis spielen?«
    »Quatsch,
Hendrik, wir spielen doch oft samstags, interessiert mich nur mal so …«
    »Aha,
nur mal so, obwohl dir Benno sicher gesagt hat, dass ich mich gerne aus dem
Fall raushalten möchte. Hat er doch gesagt, oder?«
    »Ja
schon, aber …«
    Mit
einem Überraschungsangriff schnappte ich mir einen der vier Bälle, die er in
Händen hielt, und rannte zurück zur Grundlinie. Ich war in einer Stimmung
zwischen Spaß und Ärger.
    »Also
los, Siegfried, jetzt zeig mal, was du kannst!«
    Er
positionierte sich einen Schritt hinter seiner Grundlinie, relativ nah an der
Seitenlinie. Die Mitte war frei. Absicht oder nicht?
    »Du
hast nur einen Ball!«, rief er grinsend.
    »Das
reicht!«, antwortete ich, wohl wissend, dass dies riskant war. Damit musste der
erste Versuch sitzen. Ich stellte mich nah an die Mittellinie, warf sofort den
Ball hoch und bretterte ihn genau auf das Kreuz der T-Linie. Er zuckte noch
kurz mit seinem Schlagarm und machte einen Ausfallschritt, hatte aber überhaupt
keine Chance, den Aufschlag zu retournieren.
    Ich
riss die Faust hoch. »15:0!«
    Er
nickte. »Brauchst du zwei Bälle?«
    »Na
klar, her damit!«
    Statt
mir die Bälle übers Netz zu schlagen, legte er sie auf seinen quergestellten
Tennisschläger und postierte sich damit am Netz, darauf wartend, dass ich sie
abholen würde. Ich wartete an der Grundlinie.
    »Hast
du nicht Aufschlag?«, fragte er.
    Kopfschüttelnd
ging ich vor ans Netz.
    »Und,
was ist jetzt mit Liebrich?«, hakte Siggi nach.
    »Meine
Güte, ja, ich habe ihn kennengelernt, was willst du wissen?«
    »Ist er
dir sympathisch?«
    »Nein.«
    »Warum
nicht?«
    »Er
redet geschraubt daher, ist übertrieben höflich und seine Körpersprache
signalisiert Arroganz.«
    »Gut,
klare Aussage. Hat er irgendetwas gesagt, was sich mit dem Verschwinden von
Frau Pajak in Verbindung bringen lässt?«
    »Nein.
Aber kaum ist Frau Pajak entführt worden, taucht er auf und bietet seine
Freundin als Ersatz an, wenn das nicht auffällig ist …«
    »Woher
weißt du, dass sie entführt wurde?«
    Ich
wollte nicht zugeben, dass ich mehr von dem Fall wusste, als Siggi annahm. »Das
setzte ich einfach mal voraus. Für mich ist
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