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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas
Autoren: Dämonenpforte Die
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Wand gesteckt hatte, befand sich eine Mauernische. Er zog einen Stuhl vor die Wand, stieg darauf, tastete mit der Hand in dem Felsloch herum.
    »Fühlt sich an wie eine Holzkiste oder so was.«
    »Lass uns zusammen nachsehen, Marian.« Der Bruder Türsteher sah vollkommen erschöpft aus. »So wie wir alle Meister Marthelm kennengelernt haben, ist wohl mit Überraschungen zu rechnen.«
    Während Marian und Billa die hölzerne Kiste aus ih rem Wandversteck hervorzogen, kehrten die Logenbrüder nach und nach in den Kellerraum zurück. Offenbar hatten sich die Neuigkeiten schnell herumgesprochen.
    Es war eine längliche Truhe aus schwerem, schwarz lackiertem Holz, mit einem gewaltigen Schloss und ver goldeten Beschlägen. Torgas probierte umständlich ein Dutzend Schlüssel von seinem umfangreichen Bund aus.
    Währenddessen trat Godobert zu Marian, schüttelte ihm feierlich die Hand. »Sei der ewigen Dankbarkeit un serer Loge versichert.« Seine Stimme klang brüchig. Auch er machte den Eindruck, als ob die Ereignisse der letzten Tage weit über seine Kräfte gegangen wären. »Du magst vielleicht manches an unserem Verhalten tadelnswert finden«, sagte er. »Aber vergiss nie, Marian – ein Hegendahl hat diesen Fluch über uns alle gebracht und nur ein Hegendahl konnte ihn wieder von uns nehmen.«
    »Verbessern Sie mich, falls ich mich täusche«, sagte Billa in kampflustigem Tonfall. »Sind Sie und Ihre Lo gen brüder dem ollen Marthelm nicht ziemlich lange auf sei nen schändlichen Pfaden gefolgt?«
    Godobert sah sie ausdruckslos an. Marian fürchtete schon, dass er wieder einen seiner frauenfeindlichen Sprüche loslassen würde. Doch dann rang sich der Meister zumindest ein säuerliches Lächeln ab. »Von all dem hier wussten wir nichts.« Er deutete auf die ehemalige Dämonenpforte. »Aber natürlich ahnten wir seit Langem, dass Meister Marthelm – nun, sagen wir – gewisse Experimente angestellt hat.«
    Mit dem anscheinend allerältesten Schlüssel, einem klobigen Stück grober Schmiedearbeit, gelang es Torgas schließlich, die Kiste zu öffnen. Was immer sie enthalten mochte, war in ein schwarzes, mit goldenen Zeichen durchwirktes Tuch gehüllt. Obenauf lag ein vergilbtes Blatt Lackpapier, rissig und gewellt vor Alter und Feuchtigkeit.
    Darauf stand in Marthelms schnörkelreicher Handschrift:

    Croplin, den 15. August

    Urgroßneffe, hast Du es wahrhaftig geschafft, die Pforte zu verschließen? Nun denn: Erwarte nicht, dass ich Dir auch noch gratuliere. So wie Du Deinerseits besser nicht glauben solltest, dass Du mich tatsächlich bezwungen und meine Pläne vereitelt hättest.
    Doch zweifellos hast Du ein gewisses Talent zur Magie. Also erweise Dich als würdiger Erbe: Diese Truhe und alle Schätze, die sie enthält, sind nunmehr Dein . Die goldenen Arm- und Fußbänder sowie Gürtel und Stirnband, gleichfalls aus Gold, die Dir für vielerlei magische Belange nützlich sein wenden. Der golddurchwirkte Umhang, der Dich selbst vor den mächtigsten Dämonen schützen wird. Schließlich die »Eintzig wirckliche Alchymia«, das unschätzbare Werk eines Hegendahl’schen Ururahnen, mit dem wohl das magische Talent erstmals in unserer Linie wirksam wurde.
    Urgroßneffe, speziell diese Abhandlung hüte wie Dein eigenes Leben. Verfasst von Gertholt Gr af zu Hegenthall auf Burg Stivolit anno 1343 A.D., enthält sie erprobte Formeln für die Beschwörung der Dämonen, Rezepturen zur Herstellung künstlichen Goldes und vielerlei kostbare Geheimnisse mehr. Nimm die 666 Unzen Goldstaub, in die ich meine Kleinodien gebettet habe, als Vorzeichen Deines künftigen Reichtums – und zum Zeichen, dass Du mir nichts nachträgst und niemals versuchen wirst, meine Pläne zu durchkreuzen.
    Es wäre ohnehin vergebliches Bemühen. Bedenke immer, Urgroßneffe: Du hältst nun ein kostbares Zauberbuch in Händen, doch meine Magie ist tausendmal mächtiger.
    Schweigen, Schweigen über alles, was Dir hiermit anvertraut worden ist.
    Gez. Marthelm Hegendahl

Epilog

    »Ich verstehe wirklich nicht, wie du dermaßen gut gelaunt sein kannst«, zischte ihm Linda zu.
    »So halt.«
    »Die Botschaft ist wohl noch nicht bei dir angekommen, Junge: Dieser Dr. Teuschow hat uns ganz einfach abgeschmettert – toller Name übrigens für einen Notar.« Sie regte sich immer mehr auf, fuchtelte mit den Händen, ohne das Lenkrad loszulassen, sodass sie mal geradeaus, mal im Slalom durch die Cropliner Gassen cruisten. »Deine feinen Logenbrüder geben dir
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