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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas
Autoren: Dämonenpforte Die
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nach links, auf den Famulus, der sich eben aufrappeln wollte.
    Die Golems blieben unvermittelt stehen. Ein felsgroßer Fuß des vordersten schwebte über der Stelle, wo Billa eben noch gelegen hatte. So glotzten sie dem Talmibro hinterher, furchten die Stirnen zu Falten so tief wie der Grand Canyon. Dann drehten sie nach links ab und stapften dem Talmibro hinterdrein.

77

    Julian spannte die Muskeln an, er versuchte, Billa von sich – von Marian – herunterzuwerfen. »Lass Sie Ihre Finger von dem Zauberding, Jungfer«, keuchte er mit Marians Stimme. »Solcherlei mächtige Sachen sind für Weiber nicht bestimmt.« Er kämpfte sich unter ihr hervor und sprang auf. »So wenig wie für Krüppel oder Sklaven.« Mit Marians Mund und Augen grinste er sie an, fuhr herum und rannte hinter den Golems her.
    Billas sämtliche Gold- und Silberketten klirrten, die drangeknüpften Zähne klapperten, als sie sich mit einem Wutschrei gleichfalls aufrappelte. Der Famulus sprintete währenddessen schon an der Schlange der hügelabwärts stampfenden Golems vorbei. »Da!«, keuchte er. Hechtete vor dem vordersten Monster ins Unterholz und bekam das Talmibro zu fassen. Noch im Liegen packte er es mit beiden Händen, wälzte sich auf den Rücken und reckte es den heranstapfenden Golems entgegen. »Hapomesthem!«, begann er aufs Neue zu schreien. »Turiomysta! Non chiley!« Angespannt starrte er auf die fünf verbliebenen Riesen.
    Doch da raffte Marian seine gesamte Willenskraft zu sammen – und knallte sich das Talmibro gegen die Stirn. Es tat höllisch weh, und er und Julian schrien aus einem Mund auf – beide vor Schmerzen, der Famulus zusätzlich vor Zorn. Und während sie noch schrien, kam Billa herbeigerannt, stürzte sich auf Julian und entriss ihm neuerlich das Talmibro. Rollte sich zur Seite und zog das wieder zugeschnappte magische Ding abermals auseinander.
    Julian wollte aufspringen, ihr die Beute wieder abja gen. Aber der Schlag mit dem Talmibro hatte ihn so benommen gemacht, dass Marian zumindest seine Hände unter Kontrolle bekam. Der Famulus wollte sich damit aufstützen, um auf die Beine zu kommen. Doch da riss Marian seine Hände hoch – und drückte sie so fest er konnte um seinen eigenen Hals.
    Der Famulus und er keuchten wie im Fight Club. Sa hen Sternchen vor ihren Augen kreisen, spürten, wie ihre Lunge zu brennen begann, ihr ganzer Körper schlapp wurde. Währenddessen zerrte Billa mit ihrer allerletzten Kraft das Talmibro so weit wie überhaupt möglich auseinander . »Morbilatus! Verschwindet!«, schrie sie. »Morbilatus, ihr Mistkerle, Morbilatus! «
    Da endlich begannen auch die restlichen Golems zu zerbröseln. Auf dem Rücken liegend, hielt Billa ihnen die magische Muschel mit weit ausgestreckten Armen entgegen. Die Golems zerfielen zu roten Staubwolken, die wie Bienenschwärme umeinander hertanzten, sich zu einem gigantischen Staub- und Funkenwirbel vermischten. Als sie in das Talmibro hineingerissen wurden, ließ Billa ei nen gellenden Schrei los. Wut, Angst, Schmerz, Triumph – all das vermischte sich in ihrem Schrei, während sie durch den Aufprall des Golemwirbels von Kopf bis Fuß durchgeschüttelt wurde.
    Ein halbes Dutzend holpriger Herzschläge später hatte das Talmibro die gesamte Wolke verschluckt. Zitternd lag Billa auf dem Hexenhügel, das magische Instrument noch aufgeklappt zwischen ihren Händen. Das ganze Muschelding war vor Hitze wie aufgequollen. Flammen schlugen, Qualmschwaden wehten daraus hervor. Die Zeichen auf dem grauen Spiegel begannen zu Schlieren zu zerlaufen. Doch zwischen den zerrinnenden Zeilen war klar und deutlich zu erkennen, dass die Golems in der Geisterwelt wieder ihre vorherige Gestalt angenommen hatten.
    Sechs riesenhafte Schatten, die dort drüben nebeneinander auf dem Boden hockten, die glotzenden Gesichter ihnen zugewandt. Dämonen in den seltsamsten Gestalten schwebten und schlängelten sich um sie herum – Adler federn mit Fischaugen, Eulen mit Drachenflügeln, fle dermausköpfige Riesenkatzen.
    Der Famulus hatte unterdessen Marians Hände wieder unter Kontrolle gekriegt. Auf Füßen und Knien kauernd, streckte er die Rechte nach dem Talmibro aus. »Reich Sie’s mir, Jungfer«, sagte er. »Sie muss sich fügen – schließlich ist Sie bloß ein schwaches Weib.«
    »Das wollen wir mal sehen.« Sie hielt ihm das weit geöffnete Talmibro entgegen. Noch immer quoll Rauch daraus hervor und hinter den Schwaden hockten die Go lems und glotzten mit leeren Augen
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