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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft
Autoren: Beth Revis
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draußen eben«, wiederholt er.
    Der Mann, dessen Beinwunde ich gerade nähe, schaut panisch zu uns auf. »War das eins von diesen Monstern, vor denen Orion uns gewarnt hat?«, fragt er, und ich muss peinlicherweise gestehen, dass ich genau dasselbe gedacht habe – und vermutlich auch alle anderen.
    Ich sehe mich um. Alle 1453 Augenpaare sind auf uns gerichtet. Auf
ihn
. Auf Junior. Sie warten darauf, dass ihr Anführer etwas unternimmt. Wenn er jetzt Angst zeigt, wird ihre neue Welt mit Angst beginnen.
    Junior senkt die Stimme. »Ich muss nachsehen«, flüstert er mir zu. »Ich gehe raus«, verkündet er, diesmal so laut, dass es alle hören können.
    Ich packe sein Handgelenk und hinterlasse dort einen blutigen Handabdruck. »Warum?«
    Ein weiterer Schrei hallt über uns hinweg. Was immer es ist – es ist ganz in der Nähe.
    Junior zieht mich hoch und weg von dem Mann, den ich gerade verarztet habe. Eine von Kits Schwestern kniet sich neben ihn und übernimmt meine Arbeit, nachdem sie die Nadel desinfiziert hat, die ich fallen gelassen habe.
    »Weißt du noch, wie das Shuttle vom Kurs abgekommen ist?«, fragt Junior leise. Ich nicke. »Was, wenn das kein Zufall war?«
    »Du meinst … wir wurden angegriffen?« Das kann ich nicht glauben. »Und du bist sauer auf mich, weil ich die Eingefrorenen wecke? Wenn wir wirklich angegriffen wurden, brauchen wir sie!«
    »Psst!«, zischt Junior und wirft einen Blick über meine Schulter. Es hat uns jedoch niemand gehört. Aber auch Junior selbst scheint die Vorstellung eines Angriffes ziemlich abwegig zu finden. Es hatte sich zwar so
angefühlt
, als wäre das Shuttle absichtlich von seinem ursprünglichen Kurs abgebracht worden – aber das Ding ist uralt. Vielleicht hat nur eine der Raketen versagt. Oder irgendetwas anderes.
    »Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben«, sagt Junior.
    Ich beiße mir auf die Lippe.
    »Ich gehe«, wiederholt er.
    »Dann komme ich mit dir.« Die Worte rutschen mir einfach so heraus, ohne dass ich darüber nachgedacht habe, doch sofort wandert mein Blick zu den Kryo-Boxen. Es dauert nicht mehr lange.
    Junior bemerkt natürlich sofort meine Besorgnis. »Du solltest lieber hierbleiben«, sagt er. Ich wette, das sagt er nur, damit ich mich nicht schuldig fühle. »Ich
muss
gehen.«
    Ich sehe ihm in die Augen und erkenne, dass sein Pflichtbewusstsein stärker ist als all meine Ängste.
    »Also gut«, sage ich, »aber du gehst bewaffnet.«

[zurück]
6 Junior
    »Ich weiß nicht, wie man schießt«, erinnere ich Amy, die im Waffenarsenal herumstöbert.
    »Das ist ganz einfach«, beteuert sie und drückt mir die schwere Metallwaffe in die Hand. »Ich habe sie schon geladen. Ziel mit diesem Ende auf das, was auch immer da draußen ist, und drück den Abzug. Peng. Das ist alles.«
    Sie lässt noch zwei kleine grüne, eiförmige Gegenstände in meine Hand fallen. »Aufschlaggranaten«, sagt sie, als ihr mein neugieriger Blick auffällt. »Wenn die Pistole nicht funktioniert, wirf mit diesen Dingern. Sie explodieren, sobald sie irgendwas treffen.«
    Ich mache große Augen. Die Granaten sehen zwar nicht zerbrechlich aus, aber ich finde die Vorstellung, dass sie explodieren können, nicht wirklich beruhigend.
    »Und nimm das hier mit –«, fügt Amy hinzu und greift nach einer großen Waffe, an der eine Röhre von der Länge meines Arms befestigt ist.
    »Das reicht!«, sage ich. »Ich kann dieses ganze Zeug schon jetzt kaum tragen. Außerdem gehe ich nur nach draußen, um mich umzusehen.«
    Wieder dringt ein schriller Schrei zu uns herein.
    »Warte noch«, sagt Amy und sieht mich flehentlich an. Ihre Finger umklammern meine Hand. »Bitte. Warte, bis mein Dad aufgewacht ist. Soll sich doch das Militär um das kümmern, was immer da draußen ist. Es ist deren Job.«
    »Und was ist mein Job?«, frage ich und befreie mich sanft aus ihrem Griff. »
Meine
Leute zu beschützen. Ich muss das tun.« Meine Leute müssen sehen, wie ich der Welt entgegentrete und auch den Gefahren, die sie möglicherweise birgt. Wenn ich das kann, können sie es auch. Aber wenn ich hierbleibe, mich feige verstecke und darauf warte, dass die Eingefrorenen uns retten, dann wird ihr Leben voller Angst sein.
    »Pass auf dich auf.« Amy spricht die Worte wie ein Gebet aus. Sie kann mir nicht in die Augen sehen, beugt sich hastig vor und gibt mir einen winzigen Kuss auf die Lippen. Ihre Wangen sind gerötet. Jetzt würde ich sie am liebsten zu mir ziehen und sie mit Küssen
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