Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft
Autoren: Beth Revis
Vom Netzwerk:
übersät und ihr Körper presst sich in die dicke Schaumstoffpolsterung.
    Im Kopf gehe ich die Möglichkeiten durch. Die Geräusche klingen, als würde etwas zerbrechen – es hört sich bedrohlich und sehr gefährlich an. Das gesamte Shuttle ruckt nach unten und nach vorn. Mein Magen fährt Achterbahn, weil es sich anfühlt, als hätte ein riesiger Arm das Shuttle von der
Godspeed
abgerissen. Ich werde in meinen Sitz gepresst und bekomme kaum Luft. Von der anderen Seite der Tür dringen Schreie zu uns herein. Amy sieht mich fragend an. Ihr Gesicht ist blass.
    »Das war ganz normal«, beteuere ich, obwohl ich nicht weiß, ob ich damit mich beruhigen will oder sie. »Wir haben uns jetzt vom Hauptschiff gelöst.«
    Über uns macht etwas Ka-WUMM, und das Shuttle sackt ruckartig ab, bevor es sich wieder stabilisiert.
    »Wir haben uns
jetzt
vom Hauptschiff gelöst«, sage ich. Amy lacht, aber es ist ein schrilles nervöses Lachen, das abrupt wieder aufhört.
    »Antriebsraketen werden gezündet«, informiert uns die Computerstimme. Der Schub von drei kleinen Raketen auf der Oberseite des Shuttles befördert uns abwärts und verändert unseren Blickwinkel auf den Planeten, der jetzt unser gesamtes Sichtfeld ausfüllt.
    »Ich bin froh, dass wir das Fenster haben«, bemerkt Amy und starrt durch die wabenförmigen Scheiben. Die Sterne funkeln und der Planet – unsere neue Heimat – leuchtet uns hell entgegen. In einigen alten Texten von der Sol-Erde wird der Planet als blauweiße Kugel beschrieben. Aber das stimmt nicht. Vielleicht sieht der Planet auf einem Bild so aus. Aber hier, direkt vor meiner Nase, wirkt er beinahe
lebendig
. Die Farben sind so intensiv und bilden einen unglaublichen Kontrast zum Schwarz des Universums.
    Aber auch wenn er wunderschön ist – noch sind wir nicht da. Das Shuttle macht noch einmal einen Ruck nach vorn, und auch diesmal gelingt es den Menschen jenseits der Tür nicht, ihre Angst im Zaum zu halten, wir können ihre Schreie deutlich hören.
    »Bringen wir es hinter uns«, sage ich entschlossen.
    »Systemcheck Orbital-Steuerung«, verkündet die Computerstimme.
    Amy schnappt erschrocken nach Luft, als ein donnerndes Bumm! durch das Shuttle dröhnt.
    Nur zu gern würde ich sie jetzt in die Arme nehmen und ihr zuflüstern, dass alles gut wird. Aber ich kann mich nicht bewegen. Mein Herz hämmert so laut in meinen Ohren, dass ich nichts anderes hören kann. Das Shuttle weiß, was es zu tun hat – von der
Godspeed
zur Zentauri-Erde geschickte Sonden übermitteln Signale an die Systeme des Shuttles und leiten es zu einem sicheren Landeplatz. Wir müssen uns nur anschnallen.
    In meinem Magen breitet sich ein flaues Gefühl aus, dasselbe, das ich immer in diesem Augenblick des freien Falls habe –
hatte
 –, bevor sich die Schwerkraftröhre aktiviert und mich aufs nächste Deck des Schiffes befördert. Mein Kopf scheint schwerelos zu sein. Mein Gehirn schreit mir panisch zu:
Ich falle!
Ich gerate in Panik, rudere mit Armen und Beinen und will mich irgendwo festhalten, aber da ist nichts außer Luft, was auch kein Problem ist, weil ich nicht mehr falle, sondern schwebe.
    »Was ist denn jetzt los?«, brülle ich und starre meinen leeren Sessel an, der knapp außerhalb meiner Reichweite ist, weil ich ein gutes Stück über ihm in der Luft hänge.
    Amy kichert nervös, aber ihre Augen sind vor Angst ganz groß. »Hast du dich nicht angeschnallt?«, fragt sie. Ihre Haare wabern um den Kopf wie eine rote Wolke, aber die breiten, schaumstoffgepolsterten Gurte um Hüfte und Brust halten sie in ihrem Sitz.
    »Ich … hab’s vergessen«, sage ich. Meine Arme und Beine rudern in der Luft herum, aber ich bewege mich nicht.
Natürlich
nicht, denn der Gravitationsreplikator befindet sich auf dem Hauptschiff. Ich drehe den Kopf in Richtung Tür. Was meine Leute wohl jetzt von mir denken, nachdem ich ihnen alles genommen habe, sogar die Schwerkraft?
    »Warte!«, sagt Amy schmunzelnd. Sie löst ihren eigenen Sicherheitsgurt, und als sie hochzusteigen beginnt, schlingt sie sich den Gurt um einen Fuß und greift mit beiden Händen nach mir.
    »Blöde Haare«, murmelt sie und pustet sich die rotgoldenen Strähnen aus dem Gesicht. Ihre Haare umwehen sie wie ein Heiligenschein. Der Anblick erinnert mich daran, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Auch da hat ihr rotes Haar ihr Gesicht umgeben wie eine Tintenwolke.
    »Sondenkommunikation erfolgreich«, verkündet der Computer. »Sonde hat geeigneten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher