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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft
Autoren: Beth Revis
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Zentauri-Erde zu schenken, ist meine einzige Möglichkeit, sie wirklich glücklich zu machen und sie dafür zu entschädigen, dass meine gedankenlose Aktion sie in den Käfig der
Godspeed
gesperrt hat, zusammen mit Typen wie Luthor und Leuten, die sie niemals akzeptieren werden.
    »Eintritt in die Atmosphäre«, verkündet der Computer.
    »Bereit?«, flüstert Amy.
    »Nein«, gestehe ich. Ich will Amy den Planeten schenken, aber ich wünschte, ich müsste dafür nicht das einzige Zuhause opfern, das ich jemals gekannt habe.
    Das Shuttle wird immer schneller und saust abwärts auf den Planeten zu. Ein paar kleinere Lämpchen auf dem Monitor vor Amy leuchten zwischen den drei großen Kontrollleuchten auf – weitere Raketentriebwerke werden gezündet, damit wir den Eintritt in die Atmosphäre der Zentauri-Erde heil überstehen.
    »Eintritt in die Erdatmosphäre wird eingeleitet«, informiert uns die Computerstimme.
    Der Planet erfüllt das Fenster. Blau-Grün-Weiß. Ich kann auch die Nase des Shuttles sehen, das matte Graugrün, das jetzt rot zu glühen beginnt. Etwas Silbriges blitzt in meinem Augenwinkel auf, aber als ich den Kopf drehe, um genauer hinzusehen, taucht das Shuttle wieder ab. Orangefarbene, rote und gelbe Blitze zucken um das Fenster herum.
    Ich schaue hinüber zu Amy. Ihr kleines goldenes Kreuz schwebt um ihren Hals. Sie packt es mit einer Hand und umklammert es so fest, dass ihre Knöchel ganz weiß werden. Ihre Lippen bewegen sich und formen Worte, die ich nicht hören kann.
    Auf der Kontrolltafel blinken die Lämpchen jetzt vollkommen chaotisch durcheinander – Raketen zünden und gehen wieder aus, was uns auf einen schrägen Zickzackkurs führt, der vermutlich dazu dienen soll, unser Flugtempo zu drosseln. Ich kann immer wieder einen Blick auf den Planeten erhaschen, aber die meiste Zeit sehe ich nur die Farben Orange und Rot – Flammen? Oder nur die Hitze der Zusatzraketen? Ich weiß es nicht, ich weiß
gar nichts
, und bei allen Sternen, wie bin ich bloß auf die Idee gekommen, dass wir dieses verdammte Shuttle ganz allein landen können?
    Etwas kracht gegen die Seite des Shuttles – jedenfalls fühlt es sich so an, denn plötzlich wackelt das ganze Ding und kommt vom Kurs ab. Ein Dutzend Warnlämpchen leuchtet auf und die angenehme Computerstimme verkündet: »Landesignal gestört. Manuelle Steuerung eingeschaltet.«
    »Was ist passiert?«, schreit Amy.
    An der Decke der Brücke gehen jetzt ebenfalls rote Lämpchen an, die uns in ihren blutroten Schein hüllen. Ich schaue zu Amy und erkenne, dass sie dasselbe denkt wie ich: Hier stimmt etwas nicht.
    »Bodenkontakt in T minus fünfzehn Minuten«, informiert uns die Computerstimme so ruhig und gelassen wie immer.
    »Bodenkontakt?«, wiederholt Amy mit hoher, schriller Stimme. »Wir stürzen ab!«
    Mir bleibt das Herz stehen, als mir klar wird, dass sie recht hat. Ich packe das kleine Steuer, das unter der Kontrolltafel vorragt, und mache damit das Einzige, was mir sinnvoll erscheint – ich ziehe es zurück, so weit ich kann, weil ich hoffe, so wenigstens verhindern zu können, dass wir mit der Nase voran abstürzen. Auf unserem Bildschirm wackelt der Horizont hin und her und es leuchten immer mehr Lämpchen auf.
    »Achtzig Kilometer bis Bodenkontakt«, sagt der Computer. »Leite Bremssequenz ein.«
    Mehrere Lämpchen gehen aus und das Shuttle scheint jetzt nur noch zu fallen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Schwerkraft plötzlich wieder da ist und uns in die Sitze presst. Amy schreit, ein kurzer Ausbruch, der blankes Entsetzen ausdrückt.
    Etwas bringt das Shuttle erneut vom Kurs ab – das Versagen einer Rakete? Eine Fehlfunktion des Computers? Ich kann jetzt Einzelheiten auf der Oberfläche des Planeten ausmachen: Berge, Seen und Klippen.
    Und wir werden genau in sie hineinkrachen.

[zurück]
3 Amy
    Ich habe gehört, dass in Situationen, in denen es um Leben und Tod geht, wie etwa bei einem Autounfall oder einer Schießerei, alle Sinne geschärft sind, sich alles verlangsamt und man jede Einzelheit der Geschehnisse überdeutlich wahrnimmt.
    Doch während das Shuttle auf die Erde zurast, empfinde ich das genaue Gegenteil davon.
    Alles verstummt, sogar die Schreie der Menschen hinter der Tür, das Zischen der Antriebsraketen, Juniors Fluchen, mein eigener rasender Herzschlag.
    Ich fühle nichts – nicht den Sicherheitsgurt, der in mein Fleisch einschneidet, nicht meine zusammengebissenen Zähne, nichts. Mein ganzer
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