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G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

Titel: G'meinsam durch den Monsun in die Nacht
Autoren: Georg Boettcher
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Auf dem Weg zur Wohnungstür fiel es mir
schlagartig ein, mein Pate hatte seinen Besuch angekündigt.
    Dazu muss ich erklären, dass ich
den größten Teil meiner Kindheit und Jugend in seinem Haus verbrachte. Meine
Eltern habe ich niemals richtig kennengelernt. Sie kamen bei einem
Verkehrsunfall ums Leben, als ich gerade mal drei Jahre alt war. Onkel Franz
hatte mich durch die Pubertät begleitet ... er war schlussendlich auch der
Erste, der über meine sexuelle Neigung Bescheid wusste. Mit ihm konnte ich über
alles reden, als ich meinen ersten festen Freund hatte. Er akzeptierte ihn
sofort als meinen Partner, auch als es dann irgendwann mit uns auseinanderging,
war Onkel Franz für mich da und spendete mir Trost.
    Wie oft hatte er mir durch seine
Kontakte, die er als Mitglied der SPÖ hatte, helfen können. Er stieß Türen für
mich auf, die mir sonst verschlossen geblieben wären. Durchgehen musste ich
dann aber stets alleine. Selbst meine besondere Liebe fürs Schreiben förderte
er mit ganzer Kraft. Ihm verdanke ich mehr oder weniger alles, was ich bis jetzt
erreicht hatte.
    Trotz allem hat er mich zu einem
selbstständigen jungen Mann erzogen. Durch ihn lernte ich, auch die Sorgen
anderer Menschen ernst zu nehmen. Gerade jenen zu helfen, die nicht auf der
Sonnenseite des Lebens standen. Kurz gesagt, er war mir stets Vater, Vorbild
und Freund.
    Von meinem 13.
Lebensjahr an spannte mein Vater mich immer stärker, zunächst in den Haushalt ...
und ein Jahr später auch in seinem Restaurant ein. Während andere
Schulkameraden spielen durften, jonglierte ich mit Pfannen und Töpfen. Mein
Spielplatz war die Küche ... mein Spiel das Zubereiten der verschiedensten
Speisen. Zugegeben ich liebte es, aus einfachsten Lebensmitteln die tollsten
Köstlichkeiten zu zaubern. Aber noch lieber wäre ich mit anderen Altersgenossen
zum Sportplatz gegangen, um ein spannendes Fußballspiel zu sehen, oder wäre mit
ihnen im Kaiserbad um die Wette geschwommen.
    Meine einzige
Abwechslung bestand darin, dass ich in der Kirche, in die Messdienergruppe
gehen durfte. Wenigstens hatte ich dort, neben der Schule, die Möglichkeit
Gleichaltrige zu treffen. Dort war es später auch, wo ich meine ersten
sexuellen Erfahrungen mit einem Jungen machte. An all dass erinnerte ich mich
wieder einmal, während ich den Abwasch machte. Sören steckte kurz seinen Kopf
in die Küche.
    „Marco kommst mal bitte
ins Wohnzimmer i möcht dir wen vorstell’n.“
    Was war los? Warum
machte es Sören so spannend? Verwirrt und ängstlich schaute ich ihm in die
Augen.
    „Komm scho Süßer, s ist
wichtig.“
    Gespannt trocknete ich
meine Hände ab. Augen zu und durch. Sören nahm mich zärtlich bei der Hand und
führte mich zum Sofa. Dort saß ein etwa 67jähriger, freundlich drein blickender
Mann.
    „Onkel Franz, das ist
der Marco.“
    „Grüß Gott Marco, i bin
der Franz, darf i du sag‘n?”
    Wortlos nickte ich nur.
    „Setz dich doch bitte
zu mir.“
    Sören und sein Onkel
nahmen mich in ihre Mitte. Während ich immer noch etwas nervös Sörens Hand
suchte, erklärte sein Patenonkel mir ruhig, dass er vom Sören zwar bereits
alles Wichtige wüsste, er es aber gerne noch mal von mir bestätigt hätte. So
fing ich also an, alles noch mal genau zu erzählen. Ein ums andere Mal nickte
Sörens Onkel, bis ich am Ende angekommen war.
    „Dann will i doch mal schaun was i
für euch beid‘n tun kann. Damit du hier bleib‘n kannst und an deine Sach‘n
kommst. Mach dir mal keine Sorgen Marco, des, schaff‘n wir schon.“ 
    Onkel Franz zog sein Handy aus der
Westentasche und rief seinen Advokaten und besten Freund an. Diesem erklärte er
kurz die Situation und bat ihn, sofort alles Nötige zu veranlassen. Nachdem
mein Onkel aufgelegt hatte, hieß es zunächst abwarten. Marco wurde immer
nervöser, je länger es dauerte ... deshalb nahm ich ihn in den Arm und
versuchte ihn zu beruhigen.
    Zwei Stunden später schellte es endlich
an der Wohnungstür. Mein Pate ging hin und öffnete sie. Es war Dr. Schubert,
der Advokat, mit dem er nach einer kurzen Begrüßung in die Wohnstube trat.
    „Grüß Gott Herr Stampone, hallo
Sören, mein Name ist Dr. Schubert ich habe hier eine einstweilige Verfügung.
Wir werden jetzt direkt zu ihrem Elternhaus nach Haiderbach fahren, alles
Weitere erkläre ich ihnen unterwegs. Sören magst du deinen jungen Freund
begleiten?“
    Zustimmend nickte ich und stand
auf. Mein Pate versprach mir, hier solange auf uns zu warten, bis wir
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