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G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

Titel: G'meinsam durch den Monsun in die Nacht
Autoren: Georg Boettcher
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seine
Richtichkeit. Setz dir wieder hin.“
    „A… a… aber Marie?“
    „Sei still jetze und setz dir
jefällichst uff deine vier Buchstaben.“
    Dieser Satz verfehlte seine Wirkung
nicht, total am Boden zerstört hockte ich mich wieder hin und suchte Trost bei
Marco, der auch ziemlich geplättet war.
    „Sören es tut mir ja wirklich leid,
aber ich bin nun einmal nicht bereit, meine künftige Ehefrau hier weiterhin als
Dienstmädchen zu beschäftigen.“
    ‚Was hatte er da gerade gesagt?
Seine künftige Ehefrau?‘
    Onkel Franz galt hier in Haiderbach
immer als der ewige Junggeselle, deshalb hakte ich nach.
    „Äh Onkel Franz soll das etwa
heißen … dass ihr beiden …“
    „Ja Sören, Marie und ich haben uns
entschlossen unserer Liebe endlich die passende Form zu geben. Wir werden im
Januar heiraten.“
    Mit Freudentränen in den Augen
erhob ich mich von meinem Platz und ging mit Marco zu Marie und meinem Paten
herüber, die zwischenzeitlich genau nebeneinanderstanden, umarmte sie und
gratulierte ihnen.
    Allerdings blieb zunächst noch eine
Frage offen, die ich dann auch gleich stellte.
    „Sag mal Marie, wie hast du dieses
Kunststück fertiggebracht?“
    „Det war janz eenfach Engelchen.
Als der Franz‘l mir von eurer Verlobung erzählte, hab icke Morjenluft jewittert
und ihm damit jedroht ihn zu verlassen, wenn er mir nich endlich heiraten tut.“
    Das klang für mich logisch, denn
Marie konnte schon immer sehr überzeugend sein, wenn es darum ging, für die
Familie wichtige Entscheidungen herbeizuführen.
    „So und jetze entschuldicht mir
noch mal kurz, icke will denn mal det essen holen.“
    Mit vielem hatte ich an
diesem Abend gerechnet, aber dass war auch für mich eine Überraschung. Auch ich
hatte Marie in mein Herz geschlossen, deshalb konnte ich Sörens Verzweiflung im
ersten Moment, nur zu gut verstehen. Sie gehörte einfach hierher, und wenn
Franz sie wirklich hätte ziehen lassen, dann hätte dieses Haus seinen guten
Geist verloren. Es wäre hier alles ein großes Stück ärmer geworden. Doch so
konnten wir an diesem Abend nicht nur die Geburt Jesu, sondern auch noch eine
Verlobung feiern.
    Hätte man einen
schöneren Rahmen dafür finden können? Nur einer fühlte sich hier etwas einsam,
Steven. Man merkte ihm deutlich an, dass er Miro jetzt gerne an seiner Seite
gehabt hätte. Doch der saß ja gerade ein Paar Kilometer weiter, mit seiner
Mutter, bei Branco und Sandro und mir wurde wieder einmal mehr bewusst, wie
schnell sich Menschen doch aneinander gewöhnen konnten. Schließlich ging es mir
mit Sören ja nicht anders. Wäre ich jetzt an Steveys Stelle gewesen, würde ich meinen
Liebsten auch vermissen.
    Deshalb setzte ich
jetzt alles daran den Kleinen so gut wie möglich abzulenken, was mir am Ende
auch gelang.
    Als Marie kurze Zeit später den mir
so lange vertrauten Teewagen ins Esszimmer rollte, zog ein herrlicher Duft von
frischem Gänsebraten und Knödeln durch den Raum. Normalerweise war es immer
Onkel Franz, der den Festtagsbraten anschnitt, doch dieses Mal trat mein Pate
das Vorrecht an mich ab.
    „Sören darf ich dich bitten, diesen
wunderschönen Vogel für uns anzuschneiden? Schließlich sind die Süpers ja auch
deine Gäste.“
    Wie oft hatte ich mir früher
gewünscht, dies tun zu dürfen. Schließlich hatte Marie mir ja immer wieder erklärt,
was beim Anschneiden des Vogels besonders zu beachten ist. Dass sich dieser lange
gehegte Wunsch ausgerechnet an jenem Abend erfüllte, machte mich besonders
stolz. Denn es führte mir wieder einmal mehr vor Augen, wie sehr mein Pate mich
schätzte und mir vertraute.
    Was Maries Gänsebraten so
unverwechselbar machte, waren die Früchte, mit denen sie den Vogel von innen
stopfte. Vielerorts gab es immer diese typischen polnischen Hafermastgänse, die
auf Hochdruck gemästet wurden und dementsprechend viele Fettpolster im Fleisch
hatten. Nicht so bei ihr, sie zog jedes Jahr selber einige Gänse heran, die sie
zuletzt auch selber schlachtete und ausnahm. Dadurch hatten die Vögel immer ein
ordentliches Gewicht, bei entsprechender Größe aber niemals auch nur ein Gramm
Fett zu viel.
    Bisher war Gänsebraten eigentlich
nie so wirklich meine Welt gewesen. Aber dieser hier schmeckte einfach nur
köstlich auch die dazu gereichten Knödel und die dazu gereichte Soße, waren ein
absoluter Genuss. Wir langten alle kräftig zu und machten der Köchin die
wunderbarsten Komplimente. Marie schien solches Verhalten nicht wirklich
gewöhnt zu sein,
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