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G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

Titel: G'meinsam durch den Monsun in die Nacht
Autoren: Georg Boettcher
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das er mindestens fünfzehn ist.“
    „Ist ja gut Miro beruhige dich
bitte. Aber eine Frage habe ich noch. Habt ihr schon ...“, noch bevor ich die
Frage beendet hatte, antwortete er bereits.
     „Nein hab'n wir nit, außer
Händchen halten und knutschen is noch nix passiert.“
    Miro beugte sich vor, griff in den Schnee,
formte einen Schneeball und schleuderte diesen wütend gegen einen Baum. Verzweifelt
umarmte er mich, legte seinen Kopf an meine Schulter und begann zu heulen.
    „Verdammt, warum muss immer i so
ein Pech hab'n. I hab den süßesten Boy der Welt zum Freund und darf nix mit ihm
mach'n.“
    Zehn Minuten lang redete ich
beruhigend auf ihn ein und kraulte dabei seinen Nacken. Dann standen wir
langsam auf und gingen wieder zu den anderen zurück. Als Steve Miro erblickte,
warf er Marco einen fragenden Blick zu.
    „Jetzt geh schon hin zu ihm.“
    Glücklich sprang Steven auf, rannte
auf uns zu und blickte auch mich erst einmal an, als ob er um Erlaubnis fragen
wollte. Zeitgleich warf Miro mir ebenfalls einen Blick zu.
    „Verdammt noch mal, jetzt küsst
euch endlich.“
    Erst jetzt schlossen sie sich
glücklich in die Arme und im nächsten Augenblick trafen sich ihre Lippen. Marco
stand auf kam zu mir rüber, blickte mir tief in die Augen und auch unser Lippen
fanden sich. So standen wir bestimmt zehn Minuten lang schnäbelnd am Fuße des
Wilden Kaisers, der erhaben auf uns herab schaute.
    „So und was machen wir
jetzt mit dem angebrochenen Nachmittag?“, fragte ich in die Runde.
    Es war Steven, der eine
originelle Idee hatte.
    „Sören hast du deine
Digicam dabei?“
    „Ja wieso?“
    „Gut dann lasst uns
einen riesigen Pimmel aus Schnee bauen.“
    Steve lieferte auch
gleich die Begründung für seinen Vorschlag. In den Sommerferien war er mit
seinen Eltern an der Nordsee in einem Ort Namens Dangast. Dort so erklärte er
weiter, steht im Wattenmeer eine Steinskulptur, die einen Penis darstellt. Schnell
fand dieser Vorschlag unseren Zuspruch und die nächsten zwei Stunden rollten
wir passende Kugeln, verstrichen diese immer wieder mit Schnee, formten daraus
die Hoden, den Schaft und zuletzt die Eichel. Am Ende ragte unser Kunstwerk
1,40 Meter vor der Winterlandschaft in die Höhe. Zuletzt machten wir noch ein
paar gemeinsame Fotos und dann machten wir uns langsam auf den Rückweg ins
Dorf.
    Weil wir noch etwas
Zeit hatten und unsere Mägen knurrten wie junge Wölfe, beschlossen wir in einem
Restaurant eine Kleinigkeit zu essen. Als wir dort saßen, holten mich die
Nachrichten vom Vormittag wieder ein. Es sollte auch noch länger dauern, bis
ich endgültig verarbeitet hatte, dass mein Erzeuger ein homophober Mörder war,
der sich nur um nicht verurteilt zu werden, erhängt hatte. Auch wenn ich nur
noch abgrundtiefen Hass für ihn empfinden konnte, so war er doch mein Vater. Es
ist halt eine besondere Last mit so etwas fertig werden zu müssen. Wie viele
Menschen mögen an so etwas Ähnlichem wohl schon seelisch zerbrochen sein? Wie
glücklich konnte ich mich dagegen schätzen, meinen Sören, verständnisvolle
Freunde und Verwandte zu haben. Sie alle gaben und geben mir soviel Kraft.
    Natürlich bemerkte ich den Stimmungsumschwung
bei Marco sofort. Irgendwie musste ich versuchen, ihn zu beruhigen, deshalb
berührte ich vorsichtig seine Hand und strich sanft darüber. Er sah mich an und
im nächsten Augenblick bekamen seine Augen ihr besonderes funkeln wieder, dass
ich so sehr an ihm liebte. Er beugte sich zu mir rüber, schloss sie und wir
küssten uns. Hernach aßen wir gemütlich weiter. Miro und Steven hatten derweil
nichts Besseres zu tun, als sich gegenseitig zu füttern und sich verliebt anzugrinsen.
Dass uns die anderen Gäste beobachteten wie Wesen von einem anderen Stern,
störte uns überhaupt nicht. Warum sollte es auch, schließlich taten wir nichts,
dass andere Pärchen in der Öffentlichkeit nicht auch tun würden. Erst als eine
junge Frau meinte, dass es widerlich sei, wie wir uns in der Öffentlichkeit aufführen
würden, reagierte ich, wartete aber allerdings, bis sie und ihr Freund sich
küssten.
    „Oh entschuldigen Sie bitte vielmals
… aber es stört uns ja auch nicht, wenn Sie mit ihrem Freund knutschen. In
diesem Sinne wünsche ich noch einen schönen Tag.“
    Hernach bezahlten wir und gingen
lachend nach draußen. Dort angekommen wurden wir von dem Besitzer angesprochen,
der uns direkt gefolgt war.
    „Bitte entschuldigen's. Des war mir
jetzt gerade wirklich peinlich, meine
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