Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
und dem Fieber und dem Schmerz zu entfliehen.
    Inmitten des Kraches, der Streitigkeiten, des Lachens und Singens hörte er ein sanftes Murmeln, das ihm einen köstlichen Schauder den Rücken hinabjagte. Die Stimme eines Mädchens. Liebreizend, tröstlich. Er wollte, dass sie zu ihm sprach. Jeder Gedanke drehte sich um sie, während er dort lag, und sich seine Wunden mit quälender Langsamkeit schlossen. Komm zu mir …
    Aber sie tauchte nie auf. Die Einzigen, die je sein Zimmer betraten, waren Hathaway und seine Gattin, eine freundliche, wenn auch misstrauische Frau, die Kev ansah, als sei er ein wildes Tier, das sich einen Weg in ihr zivilisiertes Heim erschlichen hatte. Und er verhielt sich wie eines, schnappte um sich und fauchte, wenn sie ihm zu nahe kamen. Sobald er sich wieder bewegen konnte, wusch er sich mit warmem Wasser aus der Schüssel, die sie in sein Zimmer gestellt hatten. Er aß in ihrer Gegenwart nicht und wartete, bis sie ein Tablett an sein Bett stellten und fortgingen. Sein ganzer Wille richtete sich allein auf den Moment, an dem er weit genug genesen war, um die Flucht ergreifen zu können.
    Ein oder zwei Mal kamen die Kinder, um einen
Blick auf ihn zu erhaschen, und spähten um die angelehnte Tür. Da waren zwei kleine Mädchen namens Poppy und Beatrix, die kichernd aufjauchzten, als er sie anknurrte. Dann noch eine andere, ältere Tochter, Amelia, die ihn mit den gleichen abschätzenden Augen ansah wie ihre Mutter. Und schließlich gab es einen großen, blauäugigen Jungen, Leo, der nicht viel älter als Kev sein mochte.
    »Eins will ich klarstellen«, hatte der Junge vom Türrahmen aus geflüstert, »niemand hier will dir etwas Böses. Sobald du dazu in der Lage bist, kannst du gehen.« Er hatte einen Moment in Kevs mürrisches, fiebriges Gesicht gestarrt, bevor er hinzufügte: »Mein Vater ist ein guter Mann. Ein Samariter. Ich hingegen nicht. Denk also nicht mal dran, einen der Hathaways zu verletzen oder zu beleidigen, oder du bekommst es mit mir zu tun.«
    Kev respektierte diese Haltung. Jedenfalls genug, um Leo mit einem kaum merklichen Nicken zu antworten. Wenn Kev gesund gewesen wäre, hätte er den Jungen natürlich mit Leichtigkeit besiegen, ihn blutend und mit gebrochenen Knochen zu Boden werfen können. Aber Kev hatte allmählich eingesehen, dass ihm diese sonderbare kleine Familie tatsächlich nichts zuleide tun wollte. Sie hatten ihn lediglich gesund gepflegt und ihm ein Obdach gewährt, als sei er ein streunender Hund. Und im Gegenzug schienen sie nichts von ihm zu erwarten.
    Das minderte allerdings nicht die Verachtung, die er für sie und ihre lächerlich weiche, bequeme Welt empfand. Er hasste sie alle, beinahe so sehr, wie er sich selbst hasste. Er war ein Kämpfer, ein Dieb,
erfüllt von Gewalt und Betrug. Sahen sie das denn nicht? Sie schienen sich der Gefahr nicht bewusst zu sein, die sie in ihr eigenes Haus gebracht hatten.
    Nach einer Woche war Kevs Fieber gesunken und seine Wunde so weit verheilt, dass er sich auf den Weg machen konnte. Er musste verschwinden, bevor etwas Schreckliches geschah, bevor er etwas Schlimmes anstellte. Aus diesem Grund wachte Kev eines Morgens früh auf und zog sich bedächtig die Kleidung an, die sie ihm gegeben und die früher Leo gehört hatte.
    Jede Bewegung tat weh, doch Kev beachtete das heftige Pochen in seinem Kopf und den brennenden Schmerz in seinem Rücken nicht. Er steckte sich das Messer und die Gabel von seinem Tablett, einen Kerzenstummel und ein Stück Seife in die Jackentasche. Das erste Licht der Morgendämmerung schien durch das kleine Fenster über seinem Bett. Die Familie würde bald erwachen. Er schlich zur Tür, fühlte sich benommen, und wäre beinahe wieder auf die Matratze gesunken. Keuchend versuchte er, seine Kräfte zu sammeln.
    Da klopfte es an der Tür, und sie schwang auf. Verdrossen öffnete er den Mund, um den Besucher anzufauchen.
    »Darf ich hereinkommen?«, hörte er ein Mädchen leise fragen.
    Der Fluch erstarb auf Kevs Lippen. Er schloss die Augen, atmete, wartete.
    Das bist du. Du bist hier.
    Endlich.
    »Du bist schon viel zu lange allein gewesen«, sagte sie, während sie auf ihn zukam. »Ich dachte, du
hättest vielleicht gerne etwas Gesellschaft. Ich bin Winnifred.«
    Kev sog ihren Duft und den Klang ihrer Stimme in sich auf. Sein Herz klopfte. Vorsichtig setzte er sich aufs Bett, ignorierte den brennenden Stich, der durch ihn hindurchschoss. Er öffnete die Augen.
    Niemals hätte er es für möglich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher