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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
Autoren: Lisa Kleypas
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bekommen hatte … Sie war schon immer da gewesen, aus Gründen, die ihm seine Großmutter nicht hatte erklären wollen.
    Das Bild zeigte ein irisches Fabelwesen namens
Pooka , ein abwechselnd bösartiges und gütiges Pferd, das mit menschlicher Stimme sprach und sich nachts mit weit ausgebreiteten Flügeln in die Lüfte erhob. Laut der Legende kam der Pooka zur mitternächtlichen Stunde an die Tür argloser Menschen und nahm sie auf eine Reise mit, die sie für immer verändern würde.
    Nie zuvor hatte Cam dieses Bild an einem anderen Menschen gesehen.
    Bis er Merripen getroffen hatte.
    Was Cam einige Rätsel aufgegeben hatte.
    Er bemerkte, dass Merripen die Tätowierung auf seinem Unterarm anstarrte. »Was könnte es bedeuten, dass ein Rom ein irisches Fabelwesen eintätowiert bekommen hat?«, fragte Cam.
    »Es gibt auch in Irland Roma. Das ist nicht ungewöhnlich.«
    »Aber diese Tätowierung ist sehr ungewöhnlich«, erwiderte Cam ruhig. »Ich habe sie noch nie bei jemand anderem gesehen – außer bei dir. Und da sie selbst für die Hathaways eine Überraschung war, musst du dir offenbar große Mühe gegeben haben, sie zu verbergen. Wie kommt das, Phral? «
    »Nenn mich nicht so.«
    »Du bist seit deiner Kindheit ein Teil der Hathaway-Familie«, sagte Cam. »In die ich hineingeheiratet habe. Das macht uns zu Brüdern, nicht wahr?«
    Ein verächtlicher Blick war Merripens einzige Antwort.
    Es bereitete Cam ein diebisches Vergnügen, übertrieben freundlich zu dem Rom zu sein, der ihn offenkundig nicht ausstehen konnte. Er wusste genau,
womit er Merripens Feindseligkeit auf sich gezogen hatte. Der Zuwachs eines neuen Mannes in einer Sippe oder Vitsa war immer eine schwierige Situation, und normalerweise wäre sein Platz in der Hierarchie sehr weit unten gewesen. Doch Cam, der Fremde, war einfach hereingeplatzt und hatte sich wie das Oberhaupt der Familie aufgeführt, was für Merripen unerträglich sein musste. Es half auch nicht, dass Cam ein Poshram war, ein Mischling, gezeugt von einer Roma-Mutter und einem irischen Gadjo -Vater. Und was die Sache noch verschlimmerte, war Cams Reichtum, der in den Augen eines Rom eine Schande war.
    »Warum hast du sie immer versteckt gehalten?«, beharrte Cam.
    Merripen hielt im Striegeln inne und bedachte Cam mit einem kalten, finsteren Blick. »Mir wurde gesagt, es sei das Zeichen eines Fluchs. Dass an dem Tag, an dem ich seine Bedeutung herausfände, ich oder ein mir Nahestehender sterben würde.«
    Cam zeigte keinerlei Reaktion nach außen, aber er spürte ein unbehagliches Kribbeln in seinem Nacken.
    »Wer bist du, Merripen?«, fragte er leise.
    Der große Rom fuhr mit seiner Arbeit fort. »Ein Niemand.«
    »Früher warst du einmal Teil einer Sippe. Du musst eine Familie gehabt haben.«
    »Ich erinnere mich an keinen Vater. Meine Mutter starb bei meiner Geburt.«
    »Wie meine. Ich wurde von meiner Großmutter aufgezogen.«
    Die Bürste hielt mitten in der Bewegung an. Keiner
der beiden Männer bewegte sich. Im Stall wurde es totenstill, abgesehen von dem Schnauben und Scharren der Pferde. »Ich wurde von meinem Onkel aufgezogen. Um ein Asharibe zu sein.«
    »Oh.« Cam verbannte jede Spur von Mitleid aus seiner Miene, aber im Stillen dachte er: Du armer Kerl .
    Es war also kein Wunder, dass Merripen so gut kämpfen konnte. Einige Zigeunerstämme nahmen ihre stärksten Jungen und bildeten sie zu unerbittlichen Kämpfern aus, die sich auf Jahrmärkten oder in Spelunken miteinander maßen, damit Zuschauer Wetten auf sie abgeben konnten. Einige der Jungen wurden dabei entstellt oder sogar getötet. Und diejenigen, die überlebten, waren durch und durch gestählte Kämpfer, die Krieger der Sippe.
    »Nun, das erklärt zumindest dein zauberhaftes Wesen«, sagte Cam ironisch. »War das der Grund, weshalb du bei den Hathaways geblieben bist, nachdem sie dich bei sich aufgenommen haben? Weil du nicht länger als Asharibe leben wolltest?«
    »Ja.«
    »Du lügst, Phral «, erwiderte Cam, der ihn eindringlich beobachtet hatte. »Du bist aus einem anderen Grund geblieben.« Merripen errötete, und Cam wusste, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Leise fügte er hinzu: »Du bist ihretwegen geblieben.«

Zweites Kapitel
    Zwölf Jahre zuvor
     
     
    Es steckte nichts Gutes in ihm. Nichts Sanftes. Ihm war beigebracht worden, auf dem harten Boden zu schlafen, einfachste Nahrung zu essen, kaltes Wasser zu trinken und auf Befehl mit anderen Jungen zu kämpfen. Wenn er sich weigerte,
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