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Glut der Herzen - Roman

Glut der Herzen - Roman

Titel: Glut der Herzen - Roman
Autoren: Amanda Quick
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Huren zu schlafen, und um Spielchen zu treiben, bin ich heute gewiss nicht gekommen.«
    Der kalte Tonfall seiner leise geäußerten Worte glitt reptiliengleich über Adelaides Rücken. Gleichzeitig schien die Raumtemperatur um etliche Grade zu sinken. Als ein Zittern sie erfasste, war nicht nur Angst die Ursache, sondern die herrschende Kälte.
    Als Erstes würde er unter dem Bett nachsehen, vermutete sie.
    Als der Gedanke ihr durch den Kopf schoss, nahm Smith die Kerze vom Tisch und bückte sich, um in die Finsternis unter dem Bettgestell zu spähen.
    Sie wusste, dass er den Schrank öffnen würde, sobald er entdeckt hatte, dass sie sich nicht unter dem Bett verbarg.
Er war das einzige Möbelstück im Raum, das groß genug war, um einem Menschen Platz zu bieten.
    »Verdammt!« Smith richtete sich so hastig auf, dass die Kerze in seiner Hand flackernd zu erlöschen drohte. »Komm schon, dummes Ding. Ich mache es ganz rasch, versprochen. Glaub mir, ich habe nicht die Absicht, mich mit dieser Angelegenheit lange aufzuhalten.«
    Er hielt inne, als er den Schrank bemerkte.
    »Hast du geglaubt, ich würde dich nicht finden? Hirnloses Weibsstück!«
    Ihr stockte der Atem. Es gab kein Entkommen.
    Abrupt wurde die Schranktür aufgerissen, Kerzenlicht fiel in die Finsternis. Smiths Augen glitzerten aus den Schlitzen der schwarzen Maske.
    »Dumme kleine Hure.«
    Er packte ihren Arm, um sie aus dem Schrank zu zerren, ihr Talent flammte auf, höher als jemals, seit sie vor einem Jahr in seinen Besitz gelangt war. Das Ergebnis war absehbar. Sie reagierte auf den Körperkontakt, als hätte ein unsichtbarer Blitz sie getroffen. Der Schock war so groß, dass er ihren Aufschrei erstickte.
    Verzweifelt versuchte sie, ihr Talent zu dämpfen. Sie hasste es, berührt zu werden, wenn ihre Sinne angespannt waren. Die schattenhaften Traumreste anderer Menschen zu streifen, war eine schlimme Erfahrung, so intim und verstörend, dass es ihr durch und durch ging, ein wahrer Albtraum im Wachzustand.
    Aber noch ehe sie den Atem anhalten konnte, hörte sie einen Schlüssel im Schloss. Die Tür wurde aufgerissen. Mrs Rosser stand im Eingang. Im matten Gaslicht, das den
Korridor hinter ihr erhellte, hob sich ihre knochige Gestalt als dunkler Umriss vom Hintergrund ab. Sie wirkte wie die leibhaftige Verkörperung des Spottnamens, mit dem die Bordellbewohnerinnen sie belegten: Aasgeier.
    »Leider müssen die Pläne geändert werden«, sagte Mrs Rosser. Ihre Stimme war so hart und gnadenlos wie alles an ihr. »Sie müssen das Haus sofort verlassen.«
    »Zum Teufel, was soll das heißen?«, herrschte Smith sie an. Sein Griff um Adelaides Arm wurde fester. »Ich habe Quinton für das Mädchen einen exorbitanten Preis bezahlt.«
    »Eben wurde ich informiert, dass dieses Etablissement einen neuen Besitzer hat«, sagte die Frau. »Ich erfuhr, dass mein ehemaliger Chef verstarb. Herzanfall. Seine Geschäfte gingen an einen anderen über. Es besteht kein Grund zur Besorgnis. Sie können versichert sein, dass Sie Ihr Geld erstattet bekommen.«
    »Ich will kein Geld«, tobte Smith. »Ich will das Mädchen.«
    »Wo sie herkommt, gibt es noch viele andere. Im Moment habe ich unten zwei, die jünger und hübscher sind. Und völlig unberührt. Die da ist schon mindestens fünfzehn. Ich bezweifle, dass Sie der Erste sind, der sie ins Bett nimmt.«
    »Glauben Sie denn, die Jungfräulichkeit des Mädchens kümmert mich nur einen Deut?«
    Nun war Mrs Rosser sichtlich verblüfft. »Aber dafür haben Sie bezahlt.«
    »Dummes Frauenzimmer. Es geht um eine sehr viel wichtigere Eigenschaft. Ich schloss mit Ihrem Boss einen
Handel ab. Und ich habe die Absicht, seine Leistung einzufordern.«
    »Aber ich sagte doch eben, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt. Ich habe einen neuen Chef.«
    »Die Affären Ihrer Verbrecherbosse interessieren mich nicht. Das Mädchen ist jetzt mein Eigentum. Ich nehme sie heute mit, vorausgesetzt, das Experiment verläuft zu meiner Zufriedenheit.«
    »Was reden Sie da von einem Experiment?« Mrs Rosser geriet außer sich. »Das ist ja unerhört. Dies ist ein Bordell und kein Labor. Sie können das Mädchen nicht mitnehmen, und damit basta.«
    »Es sieht aus, als müsse der Versuch anderswo durchgeführt werden«, sagte Smith nun zu Adelaide. »Komm jetzt.«
    Er zerrte sie so schwungvoll aus dem Schrank, dass sie zu Boden taumelte.
    »Aufstehen.« Er zog sie an ihrem Arm hoch. »Wir gehen auf der Stelle. Keine Angst, wenn sich zeigen sollte,
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