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Glut der Herzen - Roman

Glut der Herzen - Roman

Titel: Glut der Herzen - Roman
Autoren: Amanda Quick
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Schuhe heraus, die sie dort versteckt hatte, um ihre Flucht vorzubereiten. Bis sie sich angezogen hatte, brannten die Draperien um das Bett herum lichterloh, die Flammen züngelten schon an der weißen Quiltdecke. Qualm drang hinaus in den Korridor. Bald würde Feueralarm ertönen.
    Sie zog die Kapuze über den Kopf und wollte zur Tür, als etwas sie innehalten ließ. Widerstrebend drehte sie sich um und warf einen Blick zurück auf das Ding auf dem Tisch. In diesem Moment wusste sie, dass sie den merkwürdigen Gegenstand mitnehmen musste. Eine törichte
Anwandlung. Es würde ihr Entkommen nur verlangsamen. Aber zurücklassen konnte sie ihn nicht.
    Sie stopfte das Objekt in die schwarze Tasche, schloss die Schnallen und ging wieder zur Tür. Noch einmal hielt sie inne, diesmal über Smiths regloser Gestalt, und durchsuchte hastig seine Taschen. In der einen fand sie Geld. Der dunkle rubinrote Kristall war in einer anderen. Sie nahm das Geld, doch als sie den Kristall berührte, hatte sie ein unbehagliches Gefühl. Ihrer Intuition folgend ließ sie ihn, wo er war.
    Sie richtete sich auf und ging zur Tür. Mit einem Schritt über Mrs Rossers Leichnam trat sie in den Korridor hinaus.
    Hinter ihr war das Bett mit den weißen Satinvorhängen in knisternde, züngelnde Flammen gehüllt. Weiter vorne im Korridor ertönten laute Schreie. Männer und Frauen in verschiedenen Stadien des An- und Ausgezogenseins stürzten auf der Suche nach dem nächsten Ausgang aus den Türen. Kein Mensch schenkte Adelaide Beachtung, als sie sich in das irrsinnige Getümmel auf der Treppe stürzte.
    Minuten später stand sie auf der Straße. Die Tasche an sich drückend floh sie in die Nacht und rannte um ihr Leben.

1. KAPITEL
    Dreizehn Jahre später...
     
    »Ich hab’ sie.« Griffin Winters zog einen Kreis um die Avery Street und stellte die Feder in den Tintenständer aus Messing zurück. Er stützte sich mit den Handflächen auf die Schreibtischfläche und studierte den großen Stadtplan von London, der ausgebreitet vor ihm lag. Tiefe Befriedigung durchflutete ihn. Die Jagd war so gut wie gelaufen. Die Lady wusste es noch nicht, aber von nun an gehörte sie ihm. »Ich bin ganz sicher, was ihr nächstes Ziel sein wird.«
    »Wieso glaubst du voraussagen zu können, wo sie als Nächstes zuschlägt?«, fragte Delbert Voyle. Er griff in seine Tasche und holte eine Brille hervor.
    Delbert, ein großer, kräftig gebauter Mann Anfang fünfzig, der erst kürzlich zu der Einsicht gelangt war, dass er eine Sehhilfe benötigte, wurde durch die Brille auf sonderbare Weise verändert. Ohne Gläser sah er aus, wie das, was er war: ein hartgesottener Mann von der Straße, der sich als ausführendes Organ eines Gangsterbosses durch das Leben schlug. Setzte er jedoch die goldgeränderte Brille auf seine Knollennase, verwandelte er sich plötzlich in einen leicht übergewichtigen Gelehrtentyp, dessen angestammten
Platz man in einer Bibliothek oder einer Buchhandlung vermutet hätte.
    »Ich erkannte das Schema heute Morgen, nachdem ich den Bericht über den nächtlichen Überfall auf das Bordell in der Avery Straße gelesen hatte«, erklärte Griffin. »Da wurde mir schlagartig alles klar.«
    Delbert beugte sich über den Schreibtisch, um die Standorte der Bordelle besser überblicken zu können. Da er jede noch so kleine Straße, jede namenlose Gasse in den besten wie auch in den verrufensten Gegenden der Stadt kannte, hatte er kein Problem, sich auf dem Stadtplan zurechtzufinden. Tatsächlich hätte er ihn selbst zeichnen können.
    Delberts Orientierungssinn sowie sein fotografisches Erinnerungsvermögen an jeden Ort, den er je besucht hatte, waren nach Griffins Meinung psychischer Natur. Delbert tat diese Meinung spöttisch ab, wiewohl für ihn wie auch für Jed und Leggett Griffins Talent eine Selbstverständlichkeit war. Für seine Männer war Griffin einfach der Boss, von dem erwartet wurde, dass er anders war.
    Delbert, Jed und Leggett waren drei aus der Schar junger Langfinger, die Griffin zwei Jahrzehnte zuvor in den Anfängen seiner Karriere als Bande um sich geschart hatte. Sie alle waren schon lange nicht mehr auf der Straße tätig.
    Nun überwachten und leiteten seine drei Vertrauten den Haushalt.
    Delbert hatte die Küche unter sich. Jed kümmerte sich um das Grundstück und die Hunde und fungierte überdies als Kutscher. Auf Leggett lasteten die Pflichten, die normalerweise ein Butler zu erledigen hatte. Eine Waschfrau kam zweimal
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