Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glut der Herzen - Roman

Glut der Herzen - Roman

Titel: Glut der Herzen - Roman
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
zu ihrer Flucht zu nützen.
    Aber Smith war offensichtlich kein gewöhnlicher Bordellbesucher. Mit Entsetzen nahm sie die brodelnde Energie in den Traumspuren wahr, die er in den Raum gebracht hatte. Auch die Tasche war mit seinen heißen paranormalen Fingerabdrücken übersät.
    Jeder Mensch hinterließ Spuren von Traumlicht auf den Gegenständen, mit denen er in Berührung kam. Die Ströme durchdrangen mit Leichtigkeit Schuhleder und Handschuhe. Ihr Talent ermöglichte es ihr, Spuren solcher Energie wahrzunehmen.

    Im Allgemeinen waren Traumspuren schwach und verschwommen, diese hier waren ganz außergewöhnlich. Befand sich ein Individuum in einem Zustand gesteigerter emotionaler Verfassung oder Erregung, hinterließ es sehr deutliche und wahrnehmbare Spuren. Dies traf auch auf Menschen mit starken psychischen Fähigkeiten zu. Mr Smith fiel in beide Kategorien. Er war erregt, und er besaß ein starkes Talent. Eine sehr gefährliche Kombination.
    Noch viel beunruhigender aber war die Erkenntnis, dass an seinem Traumlicht-Schema etwas nicht stimmte. Die öligen, irisierenden Ströme seiner Spuren und Abdrücke waren fast unmerklich verzerrt.
    Smith drehte sich zum Schrank um. Matter Kerzenschein fiel auf die schwarze Seidenmaske, die seine obere Gesichtshälfte verdeckte. Was immer er in diesem Raum vorhatte, war offenbar von so grässlicher Natur, dass er nicht riskieren wollte, erkannt zu werden.
    Groß und schlank bewegte er sich wie ein Mann in den besten Jahren. Er war teuer gekleidet, seine Haltung verriet den angeborenen Hochmut eines Mannes, für den Reichtum und gesellschaftliche Position selbstverständlich waren, da ihm diese Privilegien in die Wiege gelegt worden waren.
    Er streifte seine Lederhandschuhe ab und löste die Metallschnallen der Tasche mit geradezu fieberhafter Hast, die man bei einem anderen Mann als Zeichen sexueller Erregung hätte deuten können. In solchen Dingen hatte es ihr vor ihrem Eintreffen in diesem Etablissement noch an praktischer Erfahrung gefehlt. Mrs Rosser, die Bordellmutter, hatte ihr eröffnet, dass Smith ihr erster Freier wäre.
Aber während der letzten zwei Tage hatte sie die Spuren anderer Gentlemen auf den Treppen gesehen, wenn sie den Mädchen auf ihre Zimmer folgten. Sie wusste nun, wie Verlangen sich äußerte, wenn es in einem Mann brannte.
    Was sie in Smiths gespenstisch leuchtenden Abdrücken sah, war anders. In ihm pulsierte mit Sicherheit ein dunkler Hunger, der jedoch nicht von sexueller Erregung gespeist wurde. Die merkwürdige, ultrahelle Strahlung deutete darauf hin, dass ihn momentan eine andere Leidenschaft verzehrte. Die Energie war schrecklich anzusehen.
    Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie er die Tasche öffnete und hineingriff. Sie wusste nicht, was sie erwarten sollte. Unter den Mädchen wurde von bizarren, perversen Spielen geflüstert, die viele Kunden ungemein schätzten. Aber es war keine Peitsche, keine Kette oder Lederfessel, die Smith der Tasche entnahm. Es war vielmehr ein sonderbarer, vasenförmiger Gegenstand aus Metall, das im flackernden Kerzenschein golden glänzte, achtzehn Zoll hoch, von einer massiven Basis aufstrebend, nach außen gewölbt. Der obere Rand war von großen, farblosen Kristallen geziert.
    Das Flüstern der Wellen dunkler Energie, die von diesem Gegenstand ausgingen, bewirkte, dass sich ihr die Nackenhaare sträubten. Das Ding war von einem wahren Unwetter an Traumlicht erfüllt, das in einem Schwebezustand gefangen schien. Wie eine Maschine, dachte sie verblüfft; eine Vorrichtung zur Erzeugung von Traumlicht.
    Als sie sich sagte, dass ein paranormaler Apparat dieser Art nicht existieren konnte, huschte ähnlich einem Phantom
die Erinnerung an eine Geschichte ihres Vaters durch ihr Bewusstsein, an eine alte Legende der Arcane Society. An die Einzelheiten konnte sie sich nicht erinnern, doch es ging um eine Leuchte und um einen Fluch.
    Smith stellte den Gegenstand auf den Tisch neben die Kerze. Dann trat er rasch auf das Bett zu.
    »Bringen wir die Sache hinter uns«, murmelte er heiser vor Anspannung und Ungeduld.
    Er riss die Satindraperien zur Seite. Sekundenlang starrte er sichtlich verdutzt das leere Bett an. Gleich darauf erstarrte er vor Zorn. Ein Stück Stoff in der Faust zerknüllend fuhr er herum und versuchte das Dunkel mit Blicken zu durchdringen.
    »Dummes Ding! Wo steckst du? Ich weiß nicht, was die Rosser dir sagte, aber ich bin keiner der üblichen Kunden. Es ist nicht meine Gewohnheit, mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher