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Glückliche Ehe

Glückliche Ehe

Titel: Glückliche Ehe
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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schon lag Margaret – oder jedenfalls ihr Körper, da das alles schien, was noch von ihr da war – wieder friedlich unter einem sauberen Laken und einer Decke, die Rebecca aus Gregs Zimmer geholt hatte. Er kontrollierte die Pumpe, um sicherzustellen, dass das Sedativum stetig in Margarets Blut gelangte. Dass sie es überhaupt geschafft hatte, zu Bewusstsein zu kommen, war erstaunlich. Die innere Not musste gewaltig gewesen sein. Half er ihr wirklich, ruhiger und leichter gehen zu können, oder war das alles nur Show auf ihre Kosten, damit die Zurückbleibenden ein besseres Gefühl hatten? Wie auch immer – sein Eindruck war, dass er die Dosis erhöhen und ihrer Qual jetzt ein Ende machen sollte, statt ihren Körper zu zwingen, noch ein paar Tage ohne Bewusstsein weiterzuatmen.
    Er legte sich nicht wieder schlafen. Er machte sich Kaffee und eine Schale Cornflakes, hatte aber keinen Appetit. Er wollte vor allem duschen, was er Rebecca mitteilte. Sie fragte: »Kann ich anklopfen, falls sie aufwacht?« Sie hatte Angst, allein die Aufsicht zu übernehmen. Die Hospizpflegerin würde um acht Uhr kommen, um nach Margaret zu schauen, also sagte er nicht: Sie wird nicht aufwachen, sondern: Ja, du kannst anklopfen. Er sagte stattdessen, er werde warten, bis die Pflegerin da sei, und sich dann waschen. Alles von sich abwaschen, dachte er.
    *
    Margaret lachte. Sie legte den Kopf in den Nacken und blies den Zigarettenrauch aus, den sie gerade inhaliert hatte.
    Da es sie zu amüsieren schien, spann er seine absurde Vision ihrer gemeinsamen Zukunft weiter. »Wir könnten ja unser Leben lang zusammenbleiben, ohne je Geschlechtsverkehr zu haben. Ich meine, um deine Bedürfnisse kann ich mich auch ohne meinen Penis kümmern, und dass ich masturbieren kann, weiß ich.«
    Sie richtete den Kopf jäh wieder auf und sah ihn an. Wunderschöne blaue Augen erforschten ihn neugierig. Sie fragte: »Hast du an Silvester masturbiert?«
    Na ja, wenn er ihr sowieso schon alles sagte, konnte er auch das gestehen. »Direkt nachdem ich bei dir war. Ich war so sauer, dass es geklappt hat.«
    Margaret drückte ihre Camel Light aus, drehte sich auf die Seite und hob mit einem Bein das Decklaken so an, dass sich ein erregender Blick auf ihre schmalen Hüften und ihr Schamhaar eröffnete. »Ich auch«, sagte sie grinsend. »So eine Vergeudung.« Sie zog das Laken von seinem Unterkörper. »Lass mal sehen, wie du’s machst.«
    »Was?«, stammelte er.
    »Nur zu«, sagte sie und deutete mit dem Kinn auf sein Glied, das verblüffenderweise schon halb erwacht war. »Zeig’s mir.«
    Sie beugte ihr rundes, fröhliches Gesicht so dicht an seins heran, als wollte sie ihn küssen, und ihre großen, blauen Suchscheinwerfer blendeten ihn. »Komm«, sagte sie, und ihre kühlen Finger schlossen sich um seine schwellende Männlichkeit. »Ich geb dir Starthilfe.«

    Eineinhalb Stunden wartete Enrique auf die Hospizpflegerin. Margaret rührte sich nicht, bis auf die Atembewegung unter der Decke. Er wich erst von ihrer Seite, als ihre Mutter anrief, um zu verkünden, sie kämen gegen Mittag, also gegen elf, vermutete Enrique. Er stellte fest, dass er, ganz in der Tradition der Familie seiner Frau, die Geschehnisse der Nacht herunterspielte. »Sie hatte etwas Fieber, aber jetzt ist es wieder okay«, meldete er. »Oh, gut«, sagte die arme Dorothy beklommen. Nachdem er aufgelegt hatte, senkte Enrique den Kopf, schloss die Augen und atmete langsam, bis der Drang, schreiend aufzuspringen und um sich zu schlagen, nachließ. Er hatte sich solche Mühe gegeben, dieses Ende für alle so gut wie nur irgend möglich zu gestalten, und bildete sich ein, dass ihm das, was die anderen Familienmitglieder betraf, auch gelungen war. Aber für ihn und Margaret hatte es keinen Abschied gegeben. Diese indirekten letzten Worte zwischen den intensiven Abschiedsgesprächen, die Margaret mit dem Rest der Welt geführt hatte, waren nicht das, was er gewollt hatte, und der Dreck und die Misere dieser Nacht fühlten sich so an wie sein einziges riesiges Scheitern, mit dem er sich nie abfinden würde.
    Er ging wieder an ihr Bett und nickte, als ihm Rebecca zuflüsterte, Margaret habe sich bewegt, während er unten am Telefon gewesen sei. Er sah, dass sie sich von der rechten auf die linke Seite gedreht hatte. Ihr Gesicht war frei. Ihrescharf hervortretenden Züge waren schön, ihre durchscheinende Haut, die blaugrünen Adern, das Weiß ihrer Stirn geradezu übernatürlich. Ihre Augen waren
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