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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben
Autoren: Heinz G. Konsalik
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so, Theo, wenn du ehrlich bist?«
    Theodor Berger lachte sarkastisch. Er konnte sich das erlauben, mit einem 3 : 0 im Rücken. Auf Pit Schmitz hingegen lastete das Handikap eines 0 : 3; das schwächte seine Sottisen ganz entscheidend.
    Langsam kam aber nun doch der Moment, in dem beide einsahen, daß es sich gut machen würde, auch wieder ein normales Wort miteinander zu wechseln. Sie begruben daher die Streitaxt zwischen ihnen. Schließlich waren sie ja Freunde.
    »Was macht deine Bina?« fragte Pit.
    »Stricken.«
    »Und Marianne?«
    »Lesen.«
    Theodor nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas und fragte: »Und deiner Ingrid, wie geht's der?«
    Ingrid war Pits Gattin. Sie lag im Krankenhaus. Die Gebärmutter hatte herausgenommen werden müssen. Pit hatte Ingrid als Soldat in Gelsenkirchen kennengelernt und war dadurch dort hängengeblieben. Das Gasthaus, das Pit führte, war von Ingrid gekommen, die einer alten Gelsenkirchener Wirtsfamilie entstammte. Vor einigen Monaten hatte sie angefangen, über Unterleibsschmerzen zu klagen.
    »Nächste Woche kommt sie heim«, antwortete Pit.
    »Freut sie sich?«
    »Schon«, entgegnete Pit zögernd, »aber …«
    »Was aber?«
    »Sie ist ziemlich fertig … seelisch, weißt du. Seelisch noch mehr als körperlich.«
    »Die soll sich nicht verrückt machen, Pit, das mußt du ihr sagen.«
    »Und was denkst du, was ich die ganze Zeit mache? Sooft ich ein Wort mit ihr wechsle, sage ich ihr das.«
    »Und das hilft nichts?«
    »Nein.«
    »Aber die Operation ist doch gut verlaufen, hast du uns gesagt.«
    »Laut Auskunft des Arztes, ja.« Pit zuckte skeptisch die Achseln. »Aber du weißt doch, die erzählen einem vieles.«
    »Nun fang du nicht auch noch an, Pit«, erklärte Theodor mit einer Stimme, in der Optimismus mitschwingen sollte. »Das ist doch heutzutage nicht mehr so wie früher, als die noch gegen eine Blinddarmentzündung machtlos waren. Heute machen die Sachen, das glaubst du nicht.«
    »Nicht bei Krebs.«
    »Doch, auch bei Krebs.«
    Pit Schmitz verstummte. Ihm war nach einem Schnaps zumute, und ausnahmsweise schenkte er sich auch einen ein.
    Theodor zerbrach sich den Kopf, was er an Ermunterndem vorbringen konnte. Hier war Trost am Platze.
    »Pit«, sagte er, »ich habe dir doch schon von meiner Schwester in Mainz erzählt …«
    »Die mit diesem Weinvertreter verheiratet ist?«
    »Ja.«
    »Die hat doch immer noch Heimweh nach Gelsenkirchen?«
    »Ja. Und weißt du, was die seit acht Jahren noch hat? Das weißt du nicht!«
    »Was?«
    »Nur noch eine Brust.«
    Stille. Pit guckte betroffen. »Scheiße!« meinte er dann.
    »Sie will natürlich nicht, daß darüber gesprochen wird«, fuhr Theo fort. »Aber ihr kennt euch ja nicht, deshalb kann ich bei dir eine Ausnahme machen. Ist dir klar, warum ich das tue?«
    »Warum?«
    »Aus zwei Gründen. Erstens ist sie – nach acht Jahren – ein Beweis dafür, daß die Ärzte heutzutage auch mit Krebs zu Rande kommen. Und zweitens würde sie sehr gerne mit jeder tauschen, die ohne Gebärmutter, aber dafür mit ihrer kompletten Brust herumläuft. Daran sollte deine Ingrid denken.«
    Pit schwieg.
    »Du übrigens auch«, setzte Theo hinzu.
    »Weißt du mir nichts anderes als diesen ganzen Scheißkrebs, an den ich denken soll?« fragte daraufhin Pit.
    »Doch«, wechselte Theo bereitwillig wieder das Thema. »Nächsten Samstag gehen die Frankfurter baden.«
    »Die Eintracht?«
    »Ja.«
    »Du, das kann man bei denen nie sagen. Die sind die launischste Mannschaft der Bundesliga. Einmal spielen sie hundsmiserabel, dann wieder wie die Weltmeister und fegen jeden Gegner vom Platz.«
    »Nicht am nächsten Samstag, Pit.«
    Die beiden waren also wieder beim Fußball. Wenn es überhaupt einen Gesprächsstoff gab, der geeignet war, Pit abzulenken, dann diesen. Theo kannte seinen Pappenheimer. (Pit den seinen natürlich auch.)
    »Warum bist du so sicher, Theo?«
    »Weil ich weiß, gegen wen die spielen müssen.«
    Pit blickte Theo fragend an. Er war nicht auf dem laufenden. Das Krankenhaus und die damit verbundenen Aufregungen verstellten ihm den Blick auf das Bundesligaprogramm der nächsten Zeit, um das er sich noch nicht gekümmert hatte.
    »Das weißt du doch auch, Pit«, sagte Theo. »Sieh mich nicht so leer an.«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, Theo. Gerade die letzten zwei, drei Tage bin ich überhaupt nicht mehr dazu gekommen, mich zu informieren. Haben die ein Auswärtsspiel?«
    »Ja.«
    »Wo? Etwa in München gegen die
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