Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Bayern?«
    »Nein«, erwiderte Theo und fing an zu grinsen.
    »Wo dann?«
    »In Köln.«
    Theo lachte, Pit lachte mit und sagte: »Du Schurke, du!«
    »Pit«, beteuerte Theo, »du kannst mir glauben, das ist meine Überzeugung – Köln gewinnt!«
    »Dann gewinnt auch Schalke«, revanchierte sich Pit.
    »Sowieso.«
    »Allerdings weiß ich auch in diesem Falle nicht, gegen wen, Theo.«
    »Gegen den FC Bayern.«
    »Wo? Zu Hause oder in München?«
    »In München.«
    Eine Stille entstand, die als Bedrückung empfunden wurde. Nach einer Weile sagte Pit Schmitz: »Theodor.«
    Es geschah nicht oft, daß Pit zu seinem Freund ›Theodor‹ sagte. Wenn er das tat, kündigte sich damit immer eine ernste Angelegenheit an. Dasselbe galt umgekehrt auch für Berger, wenn in seinem Mund aus dem ›Pit‹ ein ›Peter‹ wurde.
    »Ja?« erwiderte Theo.
    »Ich muß mich leider korrigieren, Theodor.«
    »Inwiefern, Peter?«
    »Die können dieses Spiel nicht gewinnen. Jedes andere ja, aber nicht dieses.«
    »Sprichst du von den Kölnern?«
    »Nein, von Schalke, tut mir leid, Theodor.«
    »Du tust mir auch leid, Peter. Hast du denn wirklich gedacht, daß ich die Frankfurter nicht für stärker halte als deine Kölner?«
    »Nun zeigst du wieder dein wahres Gesicht.«
    »Genau wie du das deine.«
    So ging das Schlag auf Schlag, und es dauerte auch an diesem Abend wieder lange, bis Theo Berger das Gefühl hatte, daß die Zeit reif sei, nach Hause zu gehen. Als dies endlich der Fall war und er sich ein Taxi rufen ließ, hatte er, wie man so schön sagt, ›den Kanal voll‹. Das hieß aber bei einem Theodor Berger keinesfalls, daß er nicht mehr hätte gehen können und er aus diesem Grund ein Taxi nötig gehabt hätte. Nein, das gab's bei ihm nicht. Auch mit einer Menge Alkohol im Blut hielt er sich noch gut, in körperlicher Hinsicht jedenfalls. In geistiger allerdings weniger.
    An seiner eigenen Theke betrank sich Theodor nie – oder nur selten. Den Ausgleich dafür fand er an Pits Tresen. Bei Pit Schmitz lief das umgekehrt. Auf diese Weise war gewährleistet, daß die Lokale, die den beiden gehörten, zwei Betriebe waren, die tadellos geführt wurden.
    Im Taxi erlebte Theodor Berger etwas noch nie Dagewesenes. Er hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen und litt unter einem lebhaften Schluckauf, der seinen Redefluß beeinträchtigte, als er im Gespräch mit dem Fahrer Betrachtungen über den modernen Sklavenhandel anstellte, indem er begann: »Die kaufen … und verkaufen die wie eine … tote Ware.«
    »Ja«, sagte der Fahrer, zu dessen Grundsätzen es gehörte, jedem betrunkenen Fahrgast beizupflichten, auch wenn noch nicht klar war, um was es ging.
    »Und das nenne ich mo… modernen Sklavenhandel.«
    »Ja.«
    »Oder wüßten Sie mir einen anderen Ausdruck?«
    »Nein.«
    »Dann geben Sie mir also recht, daß das auch Men… Menschen sind?«
    »Wer?« fragte der Fahrer endlich, damit das, worüber gesprochen wurde, deutlichere Konturen für ihn gewann.
    »Die Fußballspieler«, antwortete Theo.
    »Ja die.«
    »Dabei sind die Verhältnisse bei uns noch Gold gegen die in Italien und Spanien.«
    Nun sah sich der Fahrer gezwungen, ein Geständnis abzulegen, und das war dann der Moment, in dem Theo Berger, wie schon erwähnt, vor etwas noch nie Dagewesenem stand. Der Chauffeur erklärte nämlich, vom Fußball nichts zu verstehen. Er lieferte auch die Begründung dafür, indem er hinzusetzte: »Ich interessiere mich nicht für diesen Sport, wissen Sie.«
    Das mußte Theo erst verdauen. Es dauerte ein Weilchen, bis er ungläubig fragte: »Für was interessieren Sie sich nicht?«
    »Für Fußball.«
    Bis in welche inneren Tiefen das bei Theodor vordrang, zeigte seine Antwort: »Dann möchte ich gern wissen, was für ein Mensch Sie … sind.«
    »Ein ganz normaler, hoffe ich«, lachte der Fahrer.
    »Aber Gel… Gelsenkirchener können Sie keiner sein?«
    »Doch, sogar ein geborener.«
    Theos Miene wurde noch ungläubiger.
    »Ein geborener?«
    »Sicher.«
    »Und Schalke? Was ist damit?«
    »Was soll damit sein?«
    »Bedeutet Ihnen das auch nichts?«
    »Nein.«
    Theo verstummte. Er wußte längere Zeit nicht mehr, was er sagen sollte. Ja, wenn er es mit einer Taxifahre rin zu tun gehabt hätte – na gut, Frauen sind eben nun mal in manchem unzurechnungsfähig; daß sich aber ein Gelsenkirchener weder für Fußball im allgemeinen, noch für Schalke im besonderen interessierte, das schlug dem Faß den Boden aus; das war ihm noch nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher