Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie
Autoren: Steffi Wolff
Vom Netzwerk:
frage ich lauernd.
    »Beim ›Schorsch‹. Ich war gestern Abend da und hab ein Rippchen mit Kraut gegessen. Da fragt plötzlich jemand: ›Ist hier noch frei?‹ Ich sag ›ja, klar, aber immer doch‹, und schon kamen wir ins Gespräch. Sie ist klasse, Caro.«
    »Wie heißt sie denn?«, will ich wissen.
    »Margot«, sagt Pitbull.
    Margot. Wie kann jemand Margot heißen? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Margot wohnt mit ihrer Mutter zusammen, war noch nie in einer festen Partnerschaft und muss sich rechtfertigen, wenn sie abends eine Viertelstunde später als gewöhnlich von ihrem Job als Küsterin in der Epiphaniengemeinde nach Hause kommt. Mutti ist besorgt, aber auch böse, weil der Abendbrottisch schon gedeckt ist (Vollkornbrot, Gewürzgürkchen, Diätmargarine, hart gekochte Eier, aufgeschnittene Tomaten, Tofupaste und Ziegenkäse aus dem Reformhaus und dazu Pfefferminztee) und sie überlegt hat, alles schon wieder wegzupacken. Diese Margot hatte noch nie Sex und war nur zufällig beim »Schorsch«, weil sie eben mal auf die Toilette gehen wollte, um ihre Stützstrümpfe aus der Apotheke zu richten.
    Oder Margot ist eigentlich keine Margot, sie hat sich diesen Namen nur zugelegt, weil er harmlos klingt. Margot II ist eine Heiratsschwindlerin, hat schon acht Millionen Euro auf dem Konto und nimmt die Kerle aus bis zum Gehtnichtmehr, um sich dann in Sibylle oder Waltraud umzubenennen. Und das meinem Pitbull? Ich muss das verhindern.
    »Wann siehst du ›Margot‹ denn wieder?«, frage ich scheinheilig. Leider kennt Pitbull mich zu gut, denn er sagt: »Du musst den Namen gar nicht so komisch aussprechen, sie ist wirklich nett. Echt.«
    Papperlapapp. Ich muss diese Möchtegern-Margot kennen lernen. »Du kannst sie ja heute Abend mitbringen«, schlage ich vor.
    »Mal sehen«, weicht Pitbull aus. »Ich muss sie doch auch erst mal besser kennen lernen.«
    Jedenfalls wollen wir uns um halb acht beim »Schorsch« treffen. Fein. Dann kann ich vorher im Sender mit Nini noch »Verbotene Liebe« schauen.
    Verbringe die nächsten Stunden damit, eine Gewinnspielaktion zu planen, die über einen Monat laufen soll, und gerate bei der Sponsorsuche während eines Telefonats an einen Mann, der behauptet, ich sei der einzige Mensch, dem er seine Sorgen erzählen könne. Der Mann heißt Oskar und ist furchtbar böse auf seine Frau, die sich einen jüngeren Liebhaber zugelegt habe, und er, Oskar, müsse jetzt sehen, wie er allein zurechtkomme.
    Sie sei nämlich Knall auf Fall ausgezogen und habe auch noch die Kinder bei ihm gelassen. Und er mit seinem anstrengenden Job in der Pressestelle, wie soll er das alles schaffen!
    Ich weiß auch nicht, wie ich das mache, dass alle Leute mir immer alles erzählen. Ich höre einfach zu, vielleicht ist das der Grund. Innerhalb von fünf Minuten erfahre ich, dass Oskar vor Aufregung Fußpilz hat, am Bauchnabel eine Schuppenflechte und außerdem Tinnitus. Das Sausen mache ihn ganz verrückt, erzählt er erzürnt. Es gehe auch nachts nicht weg, das Sausen. Als ob die Sirenen eines Probealarms seine ständigen Begleiterinnen seien. Und dann das Einkaufen fürs Wochenende. Das sei eine Katastrophe sondersgleichen. Immer dieses Gedränge und unfreundliche Kassiererinnen und die nörgelnden Kinder. Und der anstrengende Job in der Pressestelle. Und überhaupt.
    Gleich werde ich verrückt, gleich. Ich versuche, ihn zu fragen, ob die Firma »Grünstich« uns fünf Autoradios mit CD -Wechsler zum Verlosen zur Verfügung stellen würde, aber er reagiert schnaubend mit den Worten: »Pah, wenn das Ihre Probleme sind, dann gute Nacht!«
    Ich möchte diese Autoradios aber unbedingt haben und biete ihm selbstlos an, doch mal mit seiner Frau zu telefonieren.
    »Die ist doch immer mit dem Kerl in der Kiste!«, brüllt Oskar wütend. »Aber bitte, bitte! Ich geb Ihnen die Nummer!«
    Auch das noch. Wie konnte ich das nur anbieten. Ich verspreche
Oskar, gleich zurückzurufen, und wähle die Nummer seiner Frau.
     
    Eine Viertelstunde später habe ich eine Ehe gerettet. Ilse ist ja so froh, dass ich am Apparat bin. Sie würde den Oskar wohl noch lieben und sie wollte ihm nur zeigen, dass er nicht alles mit ihr machen kann und das Rumkommandieren und überhaupt und blablabla. Und der Norbi (der Liebhaber) könne nichts außer poppen und das noch nicht mal gut und würde ständig abends mit seinen Kumpels weggehen und sie dann nachts, wenn er betrunken heimkommt, wecken und sie zwingen, ihm ein Kräuteromelette
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher