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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie
Autoren: Steffi Wolff
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Reisebüros und von Marius geschrieben die Worte:
    »Gutschein für meinen Schatz, mit mir zusammen auf Kreuzfahrt in die Karibik zu gehen!«
    Ich muss mich setzen. Marius schaut wie ein gespannter Schuljunge. »Freust du dich?«, lauert er.
    Ich kann gar nichts sagen und falle ihm um den Hals. Wenn das keine wahre Liebe ist, dann weiß ich auch nicht.
     
    Ich bin schrecklich aufgeregt. Sofort will ich erzählt haben, wo es überall hingeht, von wo wir starten und überhaupt. Marius holt einen Atlas aus dem Regal, und wir kuscheln uns mit unseren Tassen in eine Decke vors Sofa. Marius hat lieb Tee gemacht.
    Der Kuchen ist ihm verbrannt, aber das ist jetzt natürlich völlig egal.
    »Also«, beginnt Marius. »Wir fliegen von hier aus nach Hamburg und dann geht’s aufs Clubschiff ANITA . Dann fahren wir los, immer Richtung Karibik, klar, und unsere erste Station ist
Kuba, da haben wir dann drei Tage Aufenthalt. Von Kuba aus auf die Cayman Islands.«
    »Die kenne ich!«, rufe ich stolz. »Auf den Cayman Islands spielt zum Teil ›Die Firma‹ mit Tom Cruise, das war die Szene, wo er so betrunken oder so gemacht wurde, und dann hat er seine Frau betrogen, und dann … «
    Marius verdreht die Augen. Er teilt meine überschwängliche Liebe zu Spielfilmen nicht sooo sehr. »Ja ja«, sagt er und streichelt meinen Arm. »Dann Jamaika, Haiti, Dominikanische Republik, Antigua, St. Lucia, Barbados, Grenada und dann Tobago. Und natürlich sind wir überall ein paar Tage. Aber jetzt kommt der Hammer!« Ui, noch was? Marius bläht sich auf wie ein Hahn. »Von Tobago aus fliegen wir dann noch für eine Woche nach Hawaii!« Nach Hawaii! Ich fass es nicht. Ich habe Marius mal erzählt, dass ich so gern mal nach Maui möchte, weil mein Ururopa daher kam und ich dort immer noch irgendwo Verwandte habe. »Du musst dann natürlich vorher Kontakte herstellen, damit wir wissen, wo die genau leben«, sagt Marius.
    O Gott, ich muss erst mal den Namen rauskriegen. Und dann irgendwie an Adressen kommen. Aber ich bin schließlich eine gute Journalistin, die so was kann. Hawaii, Karibik, wir kommen!

2
    Am nächsten Tag fahre ich beschwingt in die Redaktion und versuche als Erstes, die Telefonnummer vom Einwohnermeldeamt auf Maui herauszubekommen. Ich wähle eine Nummer und gelange in eine Warteschleife. Eine Frau singt ein Lied. Dann singt ein Mann. Man kann nicht verstehen, was gesungen wird, weil das dazugehörige Orchester so laut und falsch spielt, dass ich wahnsinnig werden könnte. Nach ungefähr zwei Jahren sagt eine piepsige Stimme: »Hello, may I help you?« Mist, was heißt Einwohnermeldeamt auf Englisch? Ich stottere: »Äh, yes, my name is Carolin Schatz in Germany. Is that … is that … are you … I would like to talk with the … with the … the company, who knows, where my family is … äh … « Oh Gott, wie peinlich. Die Stimme sagt: »Sorry?«
    Wo ist Zladko? Er hat schließlich Anglistik studiert. Da vorne sitzt er im Foyer und trinkt Kaffee. Mist, mein Büro ist ganz am anderen Ende. Ich bummere gegen die Glasscheibe und winke, aber niemand nimmt Notiz von mir. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Ich könnte aus den Augen bluten oder als lebende Fackel durch die Redaktion laufen, keinen würde es stören.
    Ich greife erneut zum Hörer. »Miss, Miss«, sage ich. »Excuse me, I would like to talk with a person who works on the In-Live-Tell-Company!« Das muss sie doch jetzt verstehen. Ich habe quasi wörtlich übersetzt.
    »One moment!«
    Juhu. Sie hat es verstanden. Eine neue Warteschleife. Diesmal auf Deutsch. Eine Gruppe junger Männer singt: »Es gibt kein Bier auf Hawaii, es gibt kein Bier … « Es geht doch nichts über Touristenwerbung. Entsetzlich – der Gebührenzähler auf meinem Telefon zeigt bereits 18  Euro und vierzig Cent an. Endlich,
endlich eine Stimme. »May I help you?« Ich stammle wieder tausendmal yes und no und live und family und bekomme zum Schluss kein Wort mehr raus. Die neue Stimme lässt mich eine halbe Stunde reden, dann sagt sie freundlich: »Sie könn aug deutsch spreg mit mir.« Hätte die Stimme das gleich gesagt, wäre der Sender jetzt nicht um vierhundert Euro ärmer und die Stimme hätte auch nicht so viel Spaß gehabt. Ich bin ziemlich böse, aber die Stimme (ich kann nicht orten, ob es ein Mann oder eine Frau ist) ist sehr freundlich, und ja, ich sei richtig, das sei das Einwohnermeldeamt Maui (ich bin gut im Direktübersetzen, o ja, ich bin gut), und er/sie schaue gleig mal nag,
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