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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie
Autoren: Steffi Wolff
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Urlaub. Also nicht, dass ich ihn dir nicht gönne, aber bei dir muss man eben immer mit dem Schlimmsten rechnen.«
    Ich bin entsetzt. »Was meinst du denn?«, frage ich ängstlich.
    Nini blickt Zladko und Bob an, und beide schauen auf den Boden. »Na ja«, meint Nini irgendwann, »es könnte ja sein, dass du entführt wirst, oder du triffst einen Kannibalen, weil du dich verlaufen hast, oder einen ausgehungerten Grizzly oder sonst was!«
    Also wirklich. »Grizzlys leben in Nordamerika«, sage ich böse. »Einen Grizzly treffe ich ganz bestimmt nicht.«
    »Aber Kannibalen gibt es auch in der Karibik«, kontert Bob.
    »Da gibt es viele unentdeckte Naturvölker. Hast du damals nicht den Bericht von der Deutschen gelesen, die von Kannibalen ein Jahr lang gefangen gehalten und gemästet wurde, und dann sollte sie als Festmahl verspeist werden und konnte in letzter Sekunde von irgendeinem Forscher, der auf der Durchreise war, gerettet werden?«
    »Na, mästen muss man Caro ja nun wirklich nicht mehr«, entgegnet Zladko. »Die könnten sie gleich verdrücken.«
     
    Ich gehe dann besser.

3
    Den nächsten Tag verbringen Marius und ich mit Packen. Sonntag geht es los, und ich mache mir wie immer vor Urlauben die unnötigsten Gedanken. Sind die Pässe noch gültig, haben wir unsere Malariaprophylaxe regelmäßig genommen, und was ist mit den Zusatzversicherungen? Aber Marius hat an alles gedacht. Wie immer. Richard fährt uns zum Flughafen und gibt uns Ratschläge, was zu tun ist, wenn das Gepäck verschwindet oder man das Gefühl hat, gleich ausgeraubt zu werden. »Nehmt immer ein Messer mit«, sagt er aufgeregt. »Und im Zweifelsfall stecht einfach zu. Die machen das da alle so.« Ich werde das bestimmt nicht machen. Womöglich erwischt es einen Polizisten auf Barbados, der sich nur nach meinem Wohlbefinden erkundigen will. Und dann kann ich acht Jahre in einem Gefängnis à la Alcatraz auf meine Hinrichtung warten, die immer wieder wegen Widerspruch aus Deutschland verschoben wird. Bestimmt werde ich dann lesbisch und abgebrüht wie die Gefängnisinsassinnen bei »Hinter Gittern«, die verhärmte Gesichter haben und kahl geschorene Köpfe. Kahl geschoren deshalb, weil sich dann keine Läuse einnisten können. Der Höhepunkt der Woche wird der Freitag sein, weil es dann eine Suppe mit Fleischgeruch gibt.
     
    Ich hasse den Frankfurter Flughafen. Er ist unübersichtlich und überlaufen, und man findet nie das, was man sucht, außer Bahnhofsbuchhandlungen. Die gibt es dort in Hülle und Fülle.
    Dabei ist das doch ein Flughafen. Und dann diese Gepäckschlepperei. Und die Warteschlangen vor den Schaltern. Und die genervten Leute, die während des Wartens sinnlose Gespräche anfangen.
    »Ach, wo soll es denn hingehen?«
    »Äh, nach Hamburg und von dort aus in die Karibik.«
    »Soooo was Herrliches. Also wir besuchen ja nur unsere Tochter in Hamburg, die wohnt in Eimsbüttel, kennen Sie den Stadtteil?«
    »Nein, wir kommen ja auch nicht aus Hamburg, sondern aus Frankfurt.«
    »Ach, da kennen Sie aber bestimmt Sachsenhausen?«
    »Ja, sicher.«
    »Mein Schwager hat da mal gewohnt. Kennen Sie einen Werner Schneider?«
    »Äh, nein.«
    »Der hat so schütteres Haar, grau meliert, und trägt meistens Jeans und Hemden.«
    »Nein.«
    »Vielleicht seine Frau, die heißt Brunhilde, geborene Wagner.«
     
    Ich bin froh, als wir eingecheckt haben, und noch glücklicher, als wir in Fuhlsbüttel gelandet sind. Ein Taxi bringt uns an den Hamburger Hafen, an dem die ANITA schon auf uns wartet.
    Hostessen mit Traumfiguren und Riesenoberweiten und makelloser Haut und hautengen Stretchtops und briefmarkengroßen Miniröcken stehen am Eingang und verteilen irgendwelche Infoblätter. Sofort werde ich sauer, noch saurer werde ich, als eine von ihnen zielstrebig auf Marius zuläuft und ihn mit unnützem Kram belabert. Marius lächelt sie freundlich an und hört ihr zu.
    Ich könnte ihr die Augen auskratzen und stehe mit unserem kompletten Gepäck da wie der letzte Depp und muss es auch noch alleine an Bord schleppen.
     
    Allmächtiger, hier sind nur ganz reiche Menschen. Menschen, denen es egal sein kann, ob sie vier Wochen oder sechs Monate durch die Weltmeere schippern. Die Frauen sehen durch die
Bank so aus wie Ivana Trump. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich ja jünger bin, aber irgendwann tröstet mich der Gedanke auch nicht mehr. Die haben auch alle in ihren Geldbörsen mindestens sechs Kreditkarten. Ich hatte noch nie eine
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