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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie
Autoren: Steffi Wolff
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ob es eine Familie mit dem Namen Kauarilada gäbe. Die Info habe ich von einer entfernten Kusine, die ich zum Glück erreicht habe. Meine Mutter wollte ich mir nicht antun, das wäre wieder was geworden – »Warum willst du das denn wissen, was hast du denn vor, das macht man doch nicht, da einfach anrufen« usw.
    Es raschelt in der Leitung, er/sie wühlt in Papieren oder tippt was in einen Computer, und dann: »Habe ig gefunden. Wohnen nigt direkt in Maui-Stadt, sondern in kleine Ort an Ozean. Ig gebe Nummer.«
    Mit zitternden Händen schreibe ich mit. Ich habe meine Vorfahren gefunden! Bedanke mich vielmals bei dem Menschen und wähle die Nummer. Es tutet endlos lange, dann ist irgendein Kind am Telefon. Es spricht natürlich nur englisch. So geht das nicht. Ich rufe »Wait a moment« und hole Zladko. Eine Viertelstunde später weiß ich, dass die Familie auf Maui, zu der ich ja auch irgendwie gehöre, aus ungefähr fünfzig Personen besteht. Sie leben in Baumhäusern und ernähren sich zwar auch von Beeren und Käfern, essen aber auch gern mal eine Pizza oder einen Hotdog. Selbstverständlich gibt es in den Baumhäusern auch E-Mail-Anschluss. Irgendjemand erinnert sich sogar daran, dass Nuave, so hieß mein Ururopa, damals in Deutschland
war. Auf irgendeinem Bananendampfer. Die Hawaiianer bitten Zladko, das Telefon laut zu stellen, was er auch tut, dann rufen sie lauthals: »Welcome to Hawaii, our new daughter!!! Yippie! Yeah!« Und das so laut, dass alle aus dem Großraumbüro angedackelt kommen und uns verständnislos anschauen.
    Zladko macht aus, dass ich später nochmal anrufe, um mit irgendeinem Verantwortlichen wegen des Besuches zu reden. Ich bin jedenfalls erst mal zufrieden.
     
    Später ruft Marius an und sagt, dass es heute Abend bei ihm später wird. Sofort werde ich eifersüchtig, aber ich tue so, als mache mir das gar nichts aus, und frage auch nicht, warum es später wird. Es ist schlimm mit meiner Eifersucht. Obwohl ich überhaupt keinen Grund habe, denke ich immer, dass er mich betrügen könnte. Total dämlich.
    Ich mache auch nicht nochmal den Fehler, jemandem hinterherzuspionieren. Habe das einmal getan. Mein Ex hat behauptet, abends mit einem Freund ein Bier trinken gehen zu wollen. Ich war mir sicher, dass er sich mit Nadja trifft. Nadja war damals so eine Tusse, die alle Männer angemacht hat. Sie sah noch nicht mal besonders toll aus, hatte aber das gewisse Etwas. Ich hatte auch das gewisse Etwas, in diesem Fall von Dämlichkeit, denn ich bin zusammen mit meiner Freundin Alex in ihrem neuen Auto, das mein Ex, Steffen, nicht kannte, von Kneipe zu Kneipe gefahren und hatte eine Simpsons-Maske auf, damit er mich nicht erkennt, wenn ich durch die Scheiben der Kneipe schaue. Irgendwann verrutschte mir die Maske, als ich gerade auf den »Bärenhof« zulief. So merkte ich nicht, dass ein Mofafahrer daherkam, und wurde prompt umgefahren. Alex hat laut um Hilfe gerufen, alle kamen aus dem »Bärenhof« gerannt, und ich lag zusammen mit dem Mofafahrer auf der Straße. Dummerweise war Steffen auch im »Bärenhof«. Mit einem Freund.
    Ich glaube, ich habe damals behauptet, für ein Laienspielstück zu proben, weil komische Darsteller gesucht wurden. Geglaubt hat er mir das bis heute nicht.
     
    Habe gar keine Lust, den Abend allein zu verbringen, und rufe Gero an. Der sagt, er hätte eigentlich mit seinem Freund Tom zu einem meditativen Kochkurs an der Volkshochschule gehen wollen, aber der würde ausfallen. Ein meditativer Kochkurs? Ja, sagt Gero, eigentlich wollten sie den Kurs »Ich male mir ein Mandala mit Fingerfarben« machen, aber der wäre ausgebucht gewesen. Ah ja. Ich frage lieber nicht nach und schlage vor, beim »Schorsch«, unserer Watzelborner Stammkneipe, einen trinken zu gehen.
    Kurze Zeit später ruft Pitbull in der Redaktion an. Er will ein paar Sachen wegen des Clubs besprechen und fragt, ob ich mich auf ein Bier mit ihm treffe. Ich sage ihm, er soll doch mit zum »Schorsch« kommen, und erzähle von Geros abgesagtem Kochkurs. »Hehehe«, macht Pitbull, »hört sich echt schwul an. Obwohl … «, er überlegt, »so’n Kochkurs wär vielleicht mal ganz gut für mich.«
    Hä? Ich sage: »Wieso, du kochst doch sowieso nie?«
    Pitbull antwortet: »Eben deswegen. Weil ich es nicht kann. Außerdem … « Er stockt.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Na ja, ich hab ’ne Frau kennen gelernt«, gesteht er.
    »Du hast WAS ?« MEIN Pitbull hat eine Frau kennen gelernt.
    O nein! So nicht. »Wo?«,
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