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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie
Autoren: Steffi Wolff
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mich ja! Ich habe alles gerichtet!«
    Klar – es ist undenkbar, dass Richard in eine renovierte Wohnung ziehen würde. Eher würde er sich einen Arm abhacken.
    Schenk ihm eine Kreissäge und Nägel und Holzbretter, und er ist der glücklichste Mann bzw. die glücklichste Frau auf der Welt. Ob er wohl in einem Kleid renoviert hat?
    »Du musst uns besuchen, Caro, wenn der ganze Trubel bei dir vorbei ist. Wir sind doch hoffentlich immer noch Freunde, oder?«
    Jetzt muss ich fast weinen. »Natürlich sind wir das, Richard«, sage ich und muss mir die Nase putzen.
    Gero ist immer noch reserviert, als wir uns sehen. »Na, Caro«,
meint er zurückhaltend. »Hast du deinen neuen Freund mitgebracht?«
    Er wird Roland Dunkel immer hassen, weil er mich damals auf dieser Pressereise vor allen Leuten so runtergeputzt hat. Aber wie gesagt – Menschen können sich schließlich ändern. Und Roland hat sich geändert. Und ich bin sehr verliebt in ihn. O ja.
    Und wir haben besseren Sex als Marius und Uschi. Hundertprozentig.
    Gero gibt Roland Dunkel die Hand, als ob er eine Vogelspinne berühren müsste. »Hallo, Caro hat mir schon viel von dir erzählt«, sagt Roland freundlich.
    »Ach ja?«, keift Gero sofort los. »Was denn?«
    »Nur Gutes«, meint Roland.
    Geros Augen blitzen. Ich merke, dass er Angst hat, Roland könnte ihn gleich beleidigen. »Idiot«, sagt Gero unvermittelt zu Roland. »Vollidiot!«
    Bitte, bitte, aufhören. Das fehlt noch, dass es direkt vor der Kirche zu einem Scharmützel kommt. Gleich wird das Blut in Strömen fließen, Schneidezähne fliegen durch die Luft, und es werden sich zwei Parteien bilden, die gegeneinander kämpfen. Die eine Partei besteht aus sämtlichen Hochzeitsgästen und die andere Partei aus Roland Dunkel und mir. Hätte ich doch bloß eine Machete mitgenommen. Oder würde in einer Ritterrüstung auf einem Friesen mit Scheuklappen sitzen, mit einem Schutzschild gewappnet für die Feinde. Andererseits würde ich bei der kleinsten Bewegung des Pferdes mit meiner schweren Rüstung runterfallen und hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken liegen, um auf den Todesstoß zu warten, der mit Sicherheit nicht lange auf sich warten ließe.
    »Warum bin ich ein Idiot?«, fragt Roland sehr freundlich, sehr ruhig und sehr gelassen, während seine Halsschlagader anschwillt und so dick wird wie eine Fleischwurst. Ich kann die
Pulsschläge deutlich sehen und bekomme schlimm Angst. Nie wieder werde ich auf eine Hochzeit gehen. Damals, als Pitbull Margot heiraten wollte, war es schon so schrecklich. Und jetzt das. Gero holt Luft. Achtung!
    »Wegen Ihnen zieht Caro jetzt um, und wegen Ihnen ist der ganze Schlamassel überhaupt entstanden«, wütet Gero mit zittriger Stimme. Er ist Extremsituationen noch nie gewachsen gewesen. »Wenn Sie nicht aufgetaucht wären mit Ihren komischen Anrufen und SMS und dem ganzen Kram, dann würden Caro und Marius jetzt hier heiraten und nicht Marius und Uschi, so!« »Ich denke mal«, zischt Roland, »dass Caro sehr genau weiß, was sie tut. Davon mal ganz abgesehen hat sie mir alles erzählt – unter anderem auch, dass sich alle bei der kleinsten Unstimmigkeit von ihr abgewandt haben!« Seine Stimme wird immer lauter. Die anderen Leute schauen schon. Ich sehe Marius’ Mutter, eine stämmige Person von ungefähr 60  Jahren, in ihrem viel zu kleinen fliederfarbenen Kostüm auf uns zustampfen. Sie blickt böse. Ich möchte nach Hause. Weg hier. Ich mag mich jetzt nicht streiten. Das hält Gero und Roland allerdings nicht davon ab, sich weiter im Austausch von Freundlichkeiten den Rest zu geben.
    »Woher wollen Sie denn wissen, was Caro denkt?«, fragt Gero. »Sie kennen Sie doch kaum. Oder glauben Sie, man lernt jemanden im Urlaub wirklich richtig kennen?«
    »Was geht Sie das eigentlich an?«, herrscht Roland lautstark zurück. »Waren Sie etwa dabei?«
    »Nein, das war ich Gott sei Dank nicht«, brüllt Gero. »Aber ich kenne Ihren schlechten Charakter aus Caros Erzählungen. Und da gibt es einige Anekdötchen zu berichten. Möchte jemand hier diese Anekdötchen hören???« Er dreht sich zu den Hochzeitsgästen um, die entsetzt einige Schritte zurückweichen. Der eine oder andere traut sich, den Kopf zu schütteln. Nur Marius’
Großmutter nickt. Sie hat Parkinson und nickt deswegen fast immer, aber das weiß Gero nicht. »Nun«, fühlt er sich bestärkt, »dann fange ich mal an. Aaaalsooo … «
    »Einen einzigen Ton, und es setzt was«, zischt Roland.
    »Ach, Herr Dunkel
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