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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie
Autoren: Steffi Wolff
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Dass ich jetzt nicht mehr mit Marius, sondern mit Roland Dunkel zusammen bin und in einem Hotel lebe und eine Talkshow moderiere und auch wieder nicht, weil ich ja fristlos gekündigt habe (ich wette, Sylvester wird mich verklagen), und dass ich zu Roland Dunkel, den ich erst insgesamt zwei Wochen am Stück gesehen habe, ziehen werde und, und, und.
    » WAS ???«, schreit Susanne. »Michael, Michael, Caro wohnt in Berlin ohne Marius!!!«
    »Ist Marius tot?«, fragt Michael mit stoischer Gelassenheit. Wahrscheinlich fragt er gleich, ob er Marius obduzieren soll, und bringt mir dann sein Herz zur Erinnerung in einem Einmachglas mit, das ich mir dann auf den Kaminsims stellen kann, den ich nicht habe.
    »Wie konnte denn das passieren?«, brüllt Susanne so laut, dass man annehmen könnte, sie stände nicht vor, sondern in mir. »Das dauert jetzt zu lang«, versuche ich abzukürzen. »Ich bin demnächst wohl nochmal in Watzelborn wegen meiner ganzen Möbel und der Wohnungsauflösung, und ich hab auch noch einige Sachen bei Marius. Ich rufe dich dann an.«
    »Aber Caro, aber Caro«, ruft Susanne verzweifelt, »wie konnte das denn alles passieren? Und dann mit Roland Dunkel! Du hast diesen Mann gehasst! Weißt du nicht mehr, die Pressereise nach Mallorca?«
    »Natürlich weiß ich das«, blöke ich sie an. »Aber Menschen können sich doch ändern. Und bei Roland war das der Fall. Er war so gemein zu mir, weil er mich eigentlich gut fand.«
    »Wie, er war so gemein zu dir, weil er dich eigentlich gut fand? Was soll das denn heißen? Muss man einen Menschen, den man mag, schlecht behandeln?«, krakeelt Susanne fassungslos. »Ich glaube, du spinnst, Caro. Du spinnst. Und was ist das für ein
Unsinn mit dem Fernsehen? Was ist hier eigentlich los? Ich werde gleich mal Gero anrufen, vielleicht ist der ja noch einigermaßen normal. Das kann ja wohl alles nicht wahr sein. Da ist man mal für ein paar Monate weg, und alles geht den Bach hinunter.
    Und was ist mit deinem festen Job bei easy-Radio? Hast du da etwa gekündigt? Weißt du, wie es in der freien Wirtschaft derzeit aussieht? Diese Talkshows sterben wie Eintagsfliegen. Aber was rede ich überhaupt, du hast ja jetzt da auch schon wieder gekündigt. Kannst du mir bitte mal verraten, VON WAS DU LEBEN WILLST ???«
    Oh. Oh. Oh. Ich kratze mich mit der freien Hand am Kopf. Susanne hat Recht. Ich bin ja jetzt quasi ohne Job. Das war mir ja noch gar nicht bewusst. Hilf Himmel. »Ich hab keinen Job mehr«, sage ich zu mir.
    »Ach tatsächlich«, geifert Susanne am anderen Ende der Leitung. »Schön, dass dir das auch mal auffällt.«
    Ich gerate in Panik. Muss sofort Roland anrufen, ob er sich über die Tragweite schon im Klaren ist. Oje, oje. Vielleicht muss ich mit dem Umzug nach Hamburg noch warten und erst nochmal für ein halbes Jahr bei easy-Radio arbeiten, oder ich moderiere diese entsetzliche Fremdgeh-Talkshow doch erst mal. Ich habe schreckliche Angst. Muss ich auch immer so abrupte Entscheidungen treffen, ohne mal vorher drüber nachzudenken. Andererseits habe ich derzeit wirklich genug Geld auf dem Konto.
    Habe bei Strawberry ja supergut verdient. Vielleicht bin ich einfach ein wenig dumm, dass ich einfach so da aufgehört habe.
    Aber ich habe ja noch nicht endgültig aufgehört. Sylvester denkt bestimmt, dass ich zurückgekrochen komme. Das will ich natürlich auch nicht, aber ich kann ja schlecht einfach nach Hamburg ziehen und sagen: »So, Roland, da bin ich, nun sorge bitte für mich. Wo ist deine Kreditkarte? Ich hätte sie gern ständig bei mir.«
    Ich beende das Gespräch mit Susanne und versuche nachzudenken. Aber eigentlich starre ich nur dümmlich vor mich hin.
     
    Das Handy klingelt wieder. Ich sehe auf dem Display, dass es Strawberry ist, und traue mich nicht, ranzugehen.
    Dann fällt mir zu allem Überfluss auch noch ein, dass Marius in zwei Wochen heiratet und mich eingeladen hat. Soll ich hingehen oder nicht? Wenn ja, was soll ich anziehen? Ein Brautkleid? Was Uschi wohl trägt? Bestimmt ein Leinenkostüm, das kann man dann auch nach der Hochzeit noch anziehen. Zeitlos. Knitterfrei. Was man von meinem Leben nicht behaupten kann. Und von Leinen eigentlich auch nicht.
    Ich werde jetzt erst einmal austesten, ob ich wieder bei easy-Radio anfangen könnte, wenn ich wollte, und wähle Jos Nummer.
    Er freut sich und fragt, wie es mir denn in der großen bösen Stadt so geht.
    »Um ehrlich zu sein, nicht so toll«, sage ich leise. »Ich habe die Talkshow
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